Heinrich IV 1050-1106
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/stdbHuDrMEE
Selbstüberschätzung auf Kosten des Königtums
Heinrich IV.
1050-1106
»Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern durch G rechte
Anordnung König, an Hildebrand, nicht mehr den sondern den falschen Mönch ...
Ich sage dir zusammen len meinen Bischöfen: Steige herab, steige herab!« Mit
Worten forderte der deutsche König Heinrich IV. zu Begi
Jahres 1076 Papst Gregor VII. (den er despektierlich nur mit
seinem Taufnamen Hildebrand ansprach) auf, den ligen Stuhl zu räumen. Der
Konflikt zwischen den mächtigsten Männern des Abendlands hat als soge
Investiturstreit beispiellose Berühmtheit erlangt, doch Heinrich war er
letztlich nur eine von vielen Auseinan zungen während seiner Regierungszeit.
Der letzte Konflikt hatte eben erst ein Ende gefunden.
Heinrich hatte die sächsischen Fürsten provoziert, ind entgegen den politischen
Gepflogenheiten in ihren eigenmächtig Burgen bauen und sie zudem arrogant zen
ließ, als sie ihre Klagen vorbringen wollten. Das ward Beginn einer offenen
Konfrontation. Die als Sachsenöl in die Geschichtsbücher eingegangenen
militärischen 211 einandersetzungen konnte der König aber letztlich im IN 1075
für sich entscheiden. Nach dem glücklichen Aus des Konflikts hätte es die
Chance auf eine Festigung der dahin stets schwierigen Position Heinrichs
gegeben, abed hatte Größeres im Sinn. Sein unerschütterlicher Glaube a-Richtigkeit
seiner Politik, an sein angeborenes Herrschaft und an sein unmittelbar von Gott
verliehenes Königtum ihm auf der einen Seite Kraft und machten ihn zäh und
k,-ferisch, doch auf der anderen Seite führte diese Einstellu:-. Stolz, Hochmut
und Selbstüberschätzung.
Als deutscher König hatte er nach eigenem Verständnis en
natürlichen Anspruch auf die Kaiserkrone aus den Händen Papstes. Doch da Gregor
VII. sich ihm nicht unterordnen weil musste er ihn eben absetzen. Zu diesem
Zeitpunkt, Anfang I( war dem salischen König wohl noch nicht bewusst, dass er
mit dem »kriegerischsten Papst« aller Zeiten eingelassen ha wie ein Historiker
es einmal formulierte. Zwar hatte es bereits
drale von Utrecht ein, die daraufhin vollständig abbrannte_
der rationalistische Mensch des 21. Jahrhunderts unter Z bucht, gab den tief
gläubigen Reichsfürsten des ii. Jahrh großen Anlass zur Sorge. Schnell gewannen
alle die Einsi Heinrichs Verhalten nicht Gottes Willen entsprach, und der so
selbstbewusste König gab in der bald darauf ausge Stiftungsurkunde für die neu
zu errichtende Kathedrale zu. »meine Sünden« für den Brand verantwortlich
seien.
Ob das nun zutraf oder nicht — nach besagtem Osterfest
Heinrich kaum noch Unterstützung von seinen Fürsten_ dings waren diese schon
seit Beginn von Heinrichs R sehr schlecht auf ihren König zu sprechen, da er
notoris,: die Regeln fürstlichen Handelns verstieß. Ständig brüsi. die hohen
Fürsten und unn-7-..Al lieber Personen niederer W. immer wieder brach er se`
regelmäßig überraschte er politischen Winkelzügen, die jemand nachvollziehen
Dazu kamen während seiner ten Regierungszeit massive V fe zu sexuellen
Übergriffen. breiter schriftlicher Niede in den Quellen erstaunt: H habe stets
zwei bis drei Ko nen gehabt, habe sich un
-unge Frauen aus seiner Umgebung mit Gewalt zuführen lassen
und habe die Vergewaltigung seiner Schwester, der Äbtissin von Quedlinburg,
angeordnet und sie dabei sogar eigenhändig festge-:alten! Auf der anderen Seite
hatte Heinrich sich 1069 nach nur reijähriger Ehe von seiner Frau Bertha
scheiden lassen wollen, ;Jen er eine unüberwindliche Abneigung gegen sie
verspüre, wie sagte; im Übrigen sei die Ehe noch gar nicht vollzogen, was die
:einlich berührte Bertha bei einer Befragung auch zugab ...
Trotzdem wurde der Antrag abgelehnt, und der Skandal einer :
niglichen Scheidung war gerade noch verhindert worden, aber gab immer wieder
Stimmen, die eine Absetzung Heinrichs ver-r:_-_g_.ten - so auch 1076 im Kampf
gegen Gregor VII. Die Fürsten letztlich einen Kompromiss: Sie luden den Papst
für Feb---ar 1077 nach Augsburg ein, damit er dort nach eingehender Prü-L-7--1
von Heinrichs Lebens- und Amtsführung über das deutsche gtu m entscheide. Was
bei dieser gefährlichen Verbindung 7-.er innerdeutschen Gegner mit Gregor
herauskommen würde, -nte Heinrich sich leicht ausmalen. Einmal mehr überraschte
±eshalb alle, indem er im Winter 1076 dem nach Deutschland Trz-;:..-nden Gregor
über die verschneiten Alpen entgegenzog.
:wohl Gregor nicht wusste, was Heinrich im Sinn hatte,
be-LLT: er es mit der Angst zu tun, als er erfuhr, dass der König
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sich mit seinen Truppen näherte E- norditalienische Canossa
auf die - Verbündeten Mathilde von Tusziele Dort kam Heinrich am Morgen nuar
107 an und stellte sich im Wollgewand barfuß in den Schriee ren Burghofs,
nachdem er Krone_ Reichsapfel abgelegt hatte. Drei lang tat Heinrich so bei
bitterster bis Gregor ihm am vierten Tag Absolution - gewährte. Durch di
wörtlich gewordenen »Gang nach erlangte Heinrich zwar seine H heit wieder, aber
indem er die pä walt zur Rechtsprechung anerkar_-2e.., de facto seinen Anspruch
auf das bare Gottesgnadentum auf. Ob G_
Salier zugleich wieder ins Königsamt einsetzte, ist bis -
stritten. Jedenfalls bezeichnete er Heinrich, den er zuvor
»Ex-König« (ex-rex) bezeichnet hatte, nun wieder ganz
als »rex«.
Nach diesem bemerkenswerten Schachzug bleiben offene Fragen,
doch zumindest konnte Heinrich weiter
Ein glücklicheres Händchen bekam er dadurch alle -
Er ließ sich von einem eigens ernannten Gegenpapst zum krönen,
wurde dann aber von seiner ganzen Familie und von seinem Sohn zur Abdankung
gezwungen. Die - zehnte selbständiger Regierung stehen zweifellos im Sc
legendären Gangs nach Canossa, der seit dem 19. Jahrh der Rückschlag
schlechthin für die deutschen Könige wurde. Noch in den 195oer Jahren
verlautete von einem Historiker, dass das Königtum in Canossa seine »Tod
empfangen habe, die nie wieder verheilt sei.
In jedem Fall hat das Ansehen des Königtums unter Schaden
genommen, und auch er selbst kommt bei Z - sen und modernen Forschern
gleichermaßen schlecht wurde als der »unglücklichste aller mittelalterlichen d
Herrscher« bezeichnet, und für den anonymen Autor se-telalterlichen Biographie
war erst Heinrichs Tod und das gen ewiger Ruhe der Anlass für die geradezu
erleichterten »Glücklich bist du, Kaiser Heinrich!«
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