Mittwoch, 19. August 2015

Margarete von Tirol (genannt: Maultasch) 1318-1369


Margarete von Tirol (genannt: Maultasch)  1318-1369

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/z76kbKzBY_Q

Für Graf Johann Heinrich von Tirol hatte der Tag ganz gonnen. Wie so oft war der Ig-jährige Landesfürst auch az Freitag - man schrieb den 2. November 1341 - zur Jagd ten. Als er jedoch am Abend zu seiner Burg in der Nähe ran zurückkehrte, blieben die Tore verschlossen. Die B teilte ihm lapidar mit, er möge sich ein anderes Quartier

Urheberin dieses unerhörten Vorgangs war seine 23-jtin, die Gräfin Margarete. Für die sowohl in der Ehe als

der Regierung unglückliche Erbin der Grafschaft Tirol war Putsch nichts anderes als ein gewagter Befreiungsschlag. lerdings sollte für Margarete nicht ohne Folgen bleiben. Die Trennung des Herrscherpaares von Tirol - zumal cia,

 

begehren einer Gräfin gegen ihren Mann - war ein Skandal

dergleichen. In diesem November des Jahres verbreitete sich die Kunde davon in Windeseile_ das Thema füllte bald in ganz Europa die ken und Annalen, von Italien im Süden bis im Norden. Schlagzeilenträchtig war nicht die offizielle Begründung Margaretes für die nung: Ihr vier Jahre jüngerer Gatte sei im der Tat hatte die Ehe keine Kinder hervo sodass Margaretes Begründung zunächst schien. Doch sollte Johann Heinrich in seiner ten Ehe mit Margarete von Troppau noch sechs der zeugen. Die modernen Historiker deuten Zeugungsunfähigkeit daher als worin auch begründete »psychische Impotenz«. Sicher. Liebesverbindung war die Ehe zwischen M und Johann Heinrich von Luxemburg kein Als die beiden verheiratet wurden, war er acht sie zwölf Jahre alt. Doch im Hochadel war es der Normalfall, dass zwei Menschen aus poli Gründen vermählt wurden und sich damit ab mussten. Üblicherweise taten sie das auch. D-war Margaretes Verhalten schlichtweg uner:i Nicht weniger skandalös war es, dass sie sich urri.r.- hend zu ihrer Verbindung mit dem Wittelsbacher Ludwig V. von Bran¬denburg, dem Sohn des amtieren¬den Kaisers Ludwig IV. des Bayern, bekannte.Schon drei Monate später heiratete sie den Wittelsbacher. Das zab den Diskussionen über die Ti¬roler Gräfin noch mehr Zündstoff.

Das Ausmaß des Widerstands, zIer ihr nun entgegenschlug, hätte Margarete sich angesichts der po-:tischen Verhältnisse freilich selbst ausmalen können. Ihr neuer Schwiegervater war nämlich nicht nur Kaiser, sondern auch erbitterter Gegner Papst Benedikts XII., jer umgehend — und zwar bereits Ende November 1341 — mit dem Bann über Margarete und Ludwig V. drohte. Nach der Hochzeit nahm das kirchliche Strafverfahren seinen Lauf, und schließlich wurde tatsächlich der Bann über die Frischvermählten verhängt _nd Tirol mit dem Interdikt belegt.

Die berühmtesten Gelehrten der Zeit, allen voran Marsilius

an Padua, schalteten sich in den Konflikt ein. Die am häufigsten

skutierte Frage war, ob die Trennung und die neue Hochzeit rechtmäßig gewesen seien oder nicht. Marsilius, der sich am Hof Kaiser Ludwigs aufhielt und daher dessen Position verteidigte, Irgumentierte damit, dass der Kaiser als Quelle allen Rechts auch

Kompetenz habe, eine Ehe aufzulösen oder neu zu begrün-:en. da sie eine »bürgerliche« Angelegenheit sei. Doch selbst -nter diesen Umständen blieb ein Problem bestehen: Margarete ,,nd Ludwig waren Verwandte dritten Grades, da ihre Großmüt---er Schwestern gewesen waren. Von einem solchen Fauxpas einer

erwandtenehe durfte nach geltendem Kirchenrecht allein der Papst dispensieren, doch der lehnte dies, wie zu erwarten, ab.

MARSILIUS VON PADUA

Der Arzt, Philosoph und Berater Kaiser Ludwigs des Bayern, Marsilius von Padua (um 1290-1342), war einer der bedeutendsten politischen Theoretiker des 14. Jahrhunderts. Er wirkte zunächst in Paris, musste aber aufgrund seiner Kritik am Papsttum fliehen und fand Zuflucht an Ludwigs Hof in München. Seine Versuche, sich in Margaretes Eheskandal politisch zu profilieren, waren nicht von Erfolg gekrönt.

 



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