Margarete von Tirol (genannt: Maultasch) 1318-1369
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/z76kbKzBY_Q
Für Graf Johann Heinrich von Tirol hatte der Tag ganz
gonnen. Wie so oft war der Ig-jährige Landesfürst auch az Freitag - man schrieb
den 2. November 1341 - zur Jagd ten. Als er jedoch am Abend zu seiner Burg in
der Nähe ran zurückkehrte, blieben die Tore verschlossen. Die B teilte ihm
lapidar mit, er möge sich ein anderes Quartier
Urheberin dieses unerhörten Vorgangs war seine 23-jtin, die
Gräfin Margarete. Für die sowohl in der Ehe als
der Regierung unglückliche Erbin der Grafschaft Tirol war
Putsch nichts anderes als ein gewagter Befreiungsschlag. lerdings sollte für
Margarete nicht ohne Folgen bleiben. Die Trennung des Herrscherpaares von Tirol
- zumal cia,
begehren einer Gräfin gegen ihren Mann - war ein Skandal
dergleichen. In diesem November des Jahres verbreitete sich
die Kunde davon in Windeseile_ das Thema füllte bald in ganz Europa die ken und
Annalen, von Italien im Süden bis im Norden. Schlagzeilenträchtig war nicht die
offizielle Begründung Margaretes für die nung: Ihr vier Jahre jüngerer Gatte
sei im der Tat hatte die Ehe keine Kinder hervo sodass Margaretes Begründung
zunächst schien. Doch sollte Johann Heinrich in seiner ten Ehe mit Margarete
von Troppau noch sechs der zeugen. Die modernen Historiker deuten
Zeugungsunfähigkeit daher als worin auch begründete »psychische Impotenz«.
Sicher. Liebesverbindung war die Ehe zwischen M und Johann Heinrich von
Luxemburg kein Als die beiden verheiratet wurden, war er acht sie zwölf Jahre
alt. Doch im Hochadel war es der Normalfall, dass zwei Menschen aus poli
Gründen vermählt wurden und sich damit ab mussten. Üblicherweise taten sie das
auch. D-war Margaretes Verhalten schlichtweg uner:i Nicht weniger skandalös war
es, dass sie sich urri.r.- hend zu ihrer Verbindung mit dem Wittelsbacher
Ludwig V. von Bran¬denburg, dem Sohn des amtieren¬den Kaisers Ludwig IV. des
Bayern, bekannte.Schon drei Monate später heiratete sie den Wittelsbacher. Das
zab den Diskussionen über die Ti¬roler Gräfin noch mehr Zündstoff.
Das Ausmaß des Widerstands, zIer ihr nun entgegenschlug,
hätte Margarete sich angesichts der po-:tischen Verhältnisse freilich selbst
ausmalen können. Ihr neuer Schwiegervater war nämlich nicht nur Kaiser, sondern
auch erbitterter Gegner Papst Benedikts XII., jer umgehend — und zwar bereits
Ende November 1341 — mit dem Bann über Margarete und Ludwig V. drohte. Nach der
Hochzeit nahm das kirchliche Strafverfahren seinen Lauf, und schließlich wurde
tatsächlich der Bann über die Frischvermählten verhängt _nd Tirol mit dem
Interdikt belegt.
Die berühmtesten Gelehrten der Zeit, allen voran Marsilius
an Padua, schalteten sich in den Konflikt ein. Die am
häufigsten
skutierte Frage war, ob die Trennung und die neue Hochzeit
rechtmäßig gewesen seien oder nicht. Marsilius, der sich am Hof Kaiser Ludwigs
aufhielt und daher dessen Position verteidigte, Irgumentierte damit, dass der
Kaiser als Quelle allen Rechts auch
Kompetenz habe, eine Ehe aufzulösen oder neu zu begrün-:en.
da sie eine »bürgerliche« Angelegenheit sei. Doch selbst -nter diesen Umständen
blieb ein Problem bestehen: Margarete ,,nd Ludwig waren Verwandte dritten
Grades, da ihre Großmüt---er Schwestern gewesen waren. Von einem solchen
Fauxpas einer
erwandtenehe durfte nach geltendem Kirchenrecht allein der
Papst dispensieren, doch der lehnte dies, wie zu erwarten, ab.
MARSILIUS VON PADUA
Der Arzt, Philosoph und Berater Kaiser Ludwigs des Bayern,
Marsilius von Padua (um 1290-1342), war einer der bedeutendsten politischen
Theoretiker des 14. Jahrhunderts. Er wirkte zunächst in Paris, musste aber
aufgrund seiner Kritik am Papsttum fliehen und fand Zuflucht an Ludwigs Hof in
München. Seine Versuche, sich in Margaretes Eheskandal politisch zu
profilieren, waren nicht von Erfolg gekrönt.
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