Montag, 17. August 2015

Ludwig der Fromme 778-840


Ludwig der Fromme 778-840

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/QJWEUKYibpw

Des grogen Kaisers kleiner Sohn

Ludwig der Fromme

778-840

 

»Vater will es so«, dachte der junge Mann bei sich. Wie gern hätte er seine Existenz als aquitanischer König gegen ein klösterliches Leben eingetauscht. Hatte sein Großonkel Karlmann nicht das¬selbe getan, weil er der Politik überdrüssig gewesen war? Hatte Karlmann sich nicht kurzerhand zum Kleriker machen lassen, um dann im ehrwürdigen Kloster Montecassino sein Leben zu ver¬bringen? Das musste doch auch ihm möglich sein. Doch Ludwig schaffte es nicht, sich gegen seinen Vater, den mächtigen Fran¬kenherrscher Karl (s. S. 8), durchzusetzen. So blieb er weiter in der Politik tätig, allerdings nannte man ihn schon zu Lebzeiten »den Mönch« und später »den Frommen«, weil ihm das geistliche Leben so sehr am Herzen lag.

Schon im zarten Alter von drei Jahren war Ludwig von seinem Vater Karl zum Unterkönig im südfranzösischen Aquitanien ge-macht worden, wo er fortan aufwuchs und inmitten einer betont männlichen und kriegerischen Hof¬gesellschaft mit der Verantwortung vertraut gemacht wurde, die Karl für ihn vorgesehen hatte. Als jun¬ger Mann hatte Ludwig bereits zwei Kinder mit Konkubinen gezeugt, was Karl veranlasste, Ludwigs Pri¬vatleben durch die Suche einer stan¬desgemäßen Frau in die gewünsch¬ten Bahnen zu lenken.

»Vater will es so«, dachte der i6-jährige Ludwig sich also einmal mehr und heiratete 794 die adlige Irmingard. In den folgenden Jahren schenkte diese dem aquitanischer König fünf Kinder, darunter die Söhne Lothar, Pippin und Ludwig Nachdem Karl der Große zuvor zwe seiner drei legitimen Söhne verloret hatte, blieb nur noch Ludwig übrig der mithin das gesamte Franken

 

LUDWIG DER FROMME

rv.:-_ erben sollte. Im Herbst 813 wurde er 7= Mitkaiser erhoben; vier Monate später zurr_ sein Vater Karl im Januar 814.

trat noch am Todestag Karls in ollen Rechte als fränkischer König zart: Kaiser ein. Im Alter von 35 Jahren be-Ter-rs.L-hte der neue Kaiser halb Europa von a:. -ris Hamburg, vom Atlantik bis zum zoir-...r_see. Das Fränkische Reich war in uzt efestigt, und Gefahren von außen gab 71--L.72isch nicht. So konnte Ludwig sich ef.prmen im Inneren widmen, und das 7::1: einem bemerkenswerten Elan. Er zahlreiche Berater aus, und schon :er Zahl der ausgestellten Urkunden

            Lehr   sein Regierungseifer ablesen: Die

die uns aus Karls gesamter Re-at.--2.szeit überliefert sind, konnte Ludwig rerri-ra. = ersten Amtsjahr deutlich über-NEt seiner kirchlichen und weltli-:-tz- -7-e-formgesetzgebung strebte Ludwig Amtsantritt nichts weniger als des Fränkischen Reiches

            -..e     imperii Francorum) an. Entsprechend seinen privaten

waren ihm die kirchlichen Reformen besonders wich¬. :entraler Bedeutung für das abendländische Mönchtum Festlegung der Benediktsregel als verbindlicher Norm für ,mir _eren im Kloster. Auf diese Weise regelte Ludwig den mön-- - Alltag neu, den er selbst nie leben konnte.

-..:;:hem Gebiet kümmerte sich Ludwig der Fromme auf¬-_- um seine Nachfolge. Bereits 817 erließ er eine »Neu¬; es Reiches« (Ordinatio imperii), mit der er gegen alle seines karolingischen Geschlechts verstieß. Seit Ge-

-          war es üblich, dass die Herrschaft in gleicher Weise auf

-          en Söhne verteilt wurde. Indem Ludwig der Fromme _ -_ ältesten Sohn Lothar die alleinige Kaiserwürde und -;eborenen nur den Königstitel übertrug, brach er mit =:- -zip - und griff damit gewissermaßen den Ottonen vor, Lrrhundert beginnen sollten, den ältesten Sohn als Al-7:zusetzen. Ziel dieser bemerkenswerten Maßnahme Ludwig entsprechend der Einheit der Reichskirche E.7zheit des Reiches herstellen wollte, weil geistliche

 

und weltliche Reformen in seinen Augen Hand in Hand gehen mussten.

Im Jahr darauf, 818, starb Ludwigs Frau Irmingard, und nur vier Monate später verstarb auch sein einflussreichster Berater. der von ihm so geschätzte Klostergründer und Kirchenreformer Benedikt von Aniane. Ludwigs Biograph Astronomus berichtet von der Befürchtung im Umfeld des Kaisers, dass dieser sich nach den Schicksalsschlägen aus der Politik zurückziehen wollte. Des¬halb organisierte man mit seiner Zustimmung eine großangelegte Brautschau, auf der man die schönsten Frauen des Fränkischer. Reiches versammelte. Die Wahl des mittlerweile 4f-jährigen Kai-

LOTHRINGEN

Ludwigs erster Sohn Lothar (795-855) erhielt 843 das mittlere der drei Frankenreiche, das von Friesland über Aachen bis zur Provence und nach Rom reichte. Nach König Lothar erhielt der Reichsteil den Namen »Lotharingien«. Schon 87o wurde dieser Teil des Mittelreichs auf die beiden anderen Reiche aufgeteilt. Ab 959 bildeten sich das nördliche Niederlothringen (um Lüttich) und das südliche Oberlothringen (um Metz) heraus. Letzteres ist heute als Lothringen beziehungsweise Lorraine Teil Frankreichs.

 

 

 

el auf Judith, die dem sächsischen Hochadel entstammte

-          er noch 819 heiratete.

            -          folgenden Jahren konnte Ludwig sich weiter seinen

Zielen widmen. Er brächte zusammen mit dem Papst die ..-rr7b-r_L:zhe Mission bei den benachbarten Dänen auf den Weg, einige Jahre auch Erfolge zeitigen sollte; zudem sicherte ht_:- ein kaiserliches Kontrollrecht bei den Papstwahlen. Mit -m.::Lier. Maßnahmen festigte er seine Stellung auch außerhalb des :-.127,,F.s.:hen Reiches. Während Ludwig auf höchster Ebene un-zizchten regieren konnte, verlor er gegenüber seiner neuen :.narr zunehmend die Kontrolle über die wichtigen Entscheidun-

            r.7      :-_.2em Judith dem Kaiser im Jahr 823 einen weiteren Sohn

hatte, gewann sie immer mehr Einfluss auf ihren Mann. azfue den 28-jährigen Halbbruder Lothar zum Taufpaten 1'172-17 kleinen Sohn, der den Namen des Großvaters Karl er-77 vorrangiges Ziel war es, dass auch ihr Sohn an dem Erbe des Frankenreiches beteiligt würde.

-Jtkii:±1 will es so«, dachte Ludwig schließlich und gab 829 dem seiner Frau nach: Er revidierte die als unumstößlich Ordinatio imperii von 817 und sprach dem Nachzügler 37.7i:er ,der Kahle« genannt, einige Reichsteile zu. Halbbru-1fL" Taufpate Lothar opponierte als Benachteiligter gegen die--ir,-..neidung. wurde aber kurzerhand nach Italien verbannt. -71r7 zwischen Ludwig und seinen drei älteren Söhnen eska-'h derart, dass - ::•33 mit seinem

-          zu Felde zog. bei Colmar

             jedoch voll-

s3-.-inen Söhnen das Feld fort-genannt wur-t-T er schließlich - 1:-rimen wurde. ,-re lang muss¬:, Büßergewand

            seine Waffen        

-          n Gewänder 713 wieder in en Rechte

-          Judith frei¬. :in Ludwigs

 

Söhnen nicht beeindrucken und erreich¬te, dass ihr Mann das territoriale Erbe ih¬res eigenen Sohnes, Karl, nach und nach vergrößerte. Als 839 unerwartet Ludwig zweiter Sohn Pippin starb, konnte Lud¬wig endgültig Judiths Willen in die Tat umsetzen und Karl den gesamten Westen des Frankenreiches zusprechen.

Nachdem Ludwig sich zu Beginn sei¬ner Amtszeit als energischer Verfechter der Reichseinheit gezeigt hatte, ist er durch seine zweite Frau Judith doch zum Vorkämpfer der Reichsteilung geworden die drei Jahre nach Ludwigs Tod im be¬rühmten Vertrag von Verdun (843) fest¬geschrieben wurde. »Des großen Kaisers kleiner Sohn« wird Ludwig oft genannt_ doch betrachtet man seine Durchsetzungsschwäche in seiner zweiten Ehe, kann man ihn mit gleichem Recht »der starken Ju¬dith kleiner Kaiser« nennen. Die Nachfolgeregelungen, die ihm zu Lebzeiten so viel Kummer bereitet hatten, führten später zur Entstehung Frankreichs und Deutschlands. Ludwigs Gebeine wurden 1552 umgebettet und der Kaiser selbst als französischer König von der französischen Monarchie vereinnahmt. Diese Ver¬ehrung kostete ihn gleichwohl in der Französischen Revolution seine Totenruhe: Im Hass auf die Monarchie brachen die Pariser Ludwigs Grab auf, und seine Gebeine wurden in alle Himmels¬richtungen zerstreut.

BENEDIKTSREGEL

Die Benediktsregel (Regula Benedicti) war die bedeutendste Mönchsregel des europäischen Mittelalters. Benedikt von N u r-sia, der deshalb als »Vater des abendländischen Mönchtums« gilt, hatte die Klosterregel um 54o verfasst, und seit dem 9. Jahr-hundert galt sie als Maßstab klösterlichen Lebens im Abendland. Ora et labora (bete und arbeite) gilt als Grundsatz der Benedikts-regel, ist dort jedoch nicht in diesem Wortlaut überliefert. Papst Paul VI. erhob Benedikt 1964 zum Patron für ganz Europa.

 




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