Donnerstag, 20. August 2015

Anne Frank - Tagebuch der Anne Frank


Anne Frank - Tagebuch der Anne Frank

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/_65S9JqNDdc

12. Juni 1942 ist Anne Frank schon um sechs Uhr wach. Es ist ihr 13. Geburtstag. Sie kann es kaum erwarten aufzu¬stehen. In den zwei Jahren zuvor konnte sie nicht richtig feiern. Als sie elf wurde, hatten die Deutschen gerade die Niederlande besetzt, und keinem war nach einem Fest zumute. Ihr zwölfter Geburtstag wurde übergangen, weil ihre Großmutter sehr krank war.

Anne hält es bis Viertel vor sieben aus. Dann steht sie auf und läuft ins Wohnzimmer ihrer Wohnung am Merwedeplein in Amsterdam. Moortje, die Katze, kommt ihr maunzend entgegen und streicht ihr um die Beine. Um sieben weckt Atme ihre Eltern. Als die ganze Familie am Frühstückstisch sitzt, darf Anne endlich ihre Geschenke auspacken: ein Spiel, Süßigkeiten, ein Gutschein für zwei Bücher, ein Puzzle, eine

Das Tagebuch ist Annes schönstes Geschenk. Sie hatte es sich selbst in der nahe gelegenen Buchhandlung aussuchen dürfen. Anne hat vor, alles, was sie wichtig findet, in dieses Tagebuch zu schreiben, vor allem Dinge, über die sie mit ihren Freundinnen nicht reden kann. Anne führt ihr Tage-buch, als würde sie Briefe an eine Freundin schreiben. Diese Freundin nennt sie „Kitty".

Noch an ihrem Geburtstag fängt Anne mit ihrem Tagebuch an. Zuerst beschreibt sie alle Kinder aus ihrer Klasse. Erst ±anach stellt sie sich selbst vor und berichtet ihrer „neuen Freundin" ausführlich, was sie schon alles erlebt hat.

Anne Frank wird 1929 in Frankfurt am Main geboren. Ihre Schwester Margot ist drei. Annes Vater, Otto Frank, arbeitet in der Bank seiner Familie. Ihre Mutter, Edith Frank-Holländer, versorgt den Haushalt. Die Franks sind Juden. Ab und zu besuchen sie die Synagoge und sie begehen die wichtigsten jüdischen Feiertage.

In Deutschland sieht es schlecht aus. Es ist eine richtige Krisenzeit mit viel Armut und Arbeitslosigkeit. Der Poli¬tiker Adolf Hitler* behauptet, er könne die Krise lösen. Adolf Hitler und seine Partei, die NSDAP,* sind anti¬semitisch. Sie hassen Juden und geben ihnen die Schuld an allen Problemen in Deutschland.

1932 gewinnt Hitler die Wahlen und 1933 kommt er mit seiner Nazi-Partei an die Macht. Seine Regierung schafft die Demokratie ab. Politische Gegner werden verhaftet. So wie viele andere Deutsche jüdischen Glaubens machen Otto und Edith Frank sich große Sorgen um die Zukunft.

Otto und Edith Franks Sorgen um ihre Zukunft in Deutsch¬land sind begründet. Hitlers Regierung erlässt im April 1933 Gesetze gegen Juden. Juden werden diskriminiert.* Jüdi¬sche Lehrer und Beamte werden entlassen. Jüdische Kinder werden in der Schule beschimpft und schikaniert. Otto und Edith Frank wollen Deutschland verlassen. Sie sind nicht die Einzigen. Tausende Menschen, politische Gegner Hitlers, Künstler und Wissenschaftler, darunter viele Juden, fliehen aus Deutschland.

Otto Frank geht im Sommer 1933 nach Amsterdam. Mit Hilfe seines Schwagers Erich Elias gründet er dort eine Firma, die ein Geliermittel zur Herstellung von Marmelade verkauft. Die Firma heißt Opekta. Die Franks kündigen ihre Wohnung in Frankfurt. Margot und Anne ziehen vorläufig mit ihrer Mutter zu Oma Holländer, die in Aachen wohnt, an der niederländi¬schen Grenze. Edith Frank fährt ab und zu nach Amsterdam und sucht dort eine Wohnung. Im November findet sie eine Etage in einem der Neubauten am Merwedeplein. Nachdem sie die Wohnung eingerichtet hat, kommt Margot im Dezember 1933 nach. Anne folgt zwei Monate später. In den Niederlanden fühlen sich Otto und Edith Frank frei und in Sicherheit. Hier gibt es keine Nazi-Regierung, die ihnen das Leben schwer macht.

Annes Mutter ist den ganzen Tag allein und hat anfangs Heimweh. Aber sie können ja nicht zurück. In Deutschland ist das Leben für Juden nun gefährlich. In vielen Städten und Dörfern sieht man Spruchbänder und Schilder: „Juden sind hier nicht erwünscht!" Durch neue Gesetze werden Juden noch mehr diskriminiert. Juden und Nichtjuden dürfen zum Beispiel nicht mehr heiraten.

Hitler und seine Regierung bereiten sich auf einen Krieg vor. Straßen werden gebaut, Panzer, Flugzeuge und Waffen hergestellt. Arbeitslose bekommen Arbeit in großen Bau-projekten und in der Rüstungsindustrie. Dadurch geht es der deutschen Wirtschaft besser und Hitler gewinnt immer mehr begeisterte Anhänger.

Nach einiger Zeit fühlt sich die Familie Frank in den Niederlanden wie zu Hause. Anne und Margot schließen neuelreundschaften. Sie haben nicht nur niederländische, sondern auch deutsche Freunde und Freundinnen, denn immer mehr Flüchtlinge ziehen in die Gegend. Vor allem nach der „Kristallnacht"* fliehen viele Juden aus Deutsch¬land, auch Julius und Walter Holländer, zwei Onkel von Anne. In den Jahren, in denen die Familie Frank sicher in den Niederlanden lebt, hat Hitler eine große Armee aufge¬baut. Am 1. September 1939 überfällt Deutschland Polen. Es ist Krieg. Wird Deutschland auch die Niederlande angreifen? Hitler hat das verneint, aber viele Leute haben trotzdem Angst davor. Vor allem Juden, denn sie wissen, was in Deutschland mit den Juden geschehen.

Am 10. Mai 1940 überfällt die deutsche Wehrmacht trotz Hitlers gegenteiligem Versprechen die Niederlande. Nach fünf Tagen bombardieren die Deutschen das Stadtzentrum von Rotterdam, und die niederländischen Streitkräfte müssen den Kampf aufgeben.

Zu Annes Geburtstag einen Monat später gibt es kein Fest, denn niemand ist in Feierstimmung. Wie befürchtet, werden die Juden nicht in Ruhe gelassen. Zuerst müssen alle Beamten eine „Ariererklärung"* ausfüllen, danach müssen sich alle Juden bei den Behörden melden. Wer das unterlässt, kann eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren bekommen. So wissen die Nazis nach kurzer Zeit genau, wer Jude ist und wo er wohnt.

Wie in Annes Tagebuch zu lesen ist, gibt es immer neue Gesetze gegen Juden. Die Liste der Verbote ist im Juni 1942 schon so lang, dass Anne gar nicht alle aufschreibt.

Der Briefträger bringt einen Aufruf für Margot. Sie muss sich melden, um in Deutschland zu arbeiten. Margot ist erst 16 und niemand weiß, was sie in Deutschland erwartet. Eines ist sicher: Margot geht nicht!

Annes Eltern haben das vorausgesehen und einen geheimen Unterschlupf vorbereitet. Nicht nur für ihre eigene Familie, sondern auch für Hermann van Pels, dessen Frau Auguste und ihren Sohn Peter, ebenfalls Juden. Hermann van Pels ist Teilhaber der Firma von Otto Frank. Annes Eltern hatten eigentlich vor, am 16. Juli unterzutauchen, beschließen nun aber, dass es schon am nächsten Tag geschehen muss

Annes Mutter geht sofort zu Hermann van Pels. Anne und

Margot sollen inzwischen Sachen zusammensuchen, die

sie mitnehmen wollen. Anne stopft alles Mögliche in ihre

Schultasche: das Tagebuch, Lockenwickler, Taschentücher,

Schulbücher, einen Kamm, ein paar alte Briefe. Ständig muss

sie ans Untertauchen denken.

Verstecken! Wo sollten wir uns verstecken? In der Stadt? Auf dem Land? In einem Haus, in eine'

Hütte? Wann? Wie? Wo? Das waren Fragen, die ich nicht stellen konnte und die mich doch nicht losließen. Ich dachte ans Untertauchen und stopfte deshalb die unsinnigsten Sachen in die Tasc

Aber es tut mir nicht Leid, ich mache mir mehr aus Erinnerungen als aus Kleidern. (8.Juli 1942)

ach einer Weile kommt Annes Mutter mit Hermann van Pels :rück. Kaum sind sie da, klingelt es wieder. Diesmal ist es sächlich Hello. Annes Mutter sagt, Anne habe keine Zeit und schickt ihn weg. Hello wundert sich und ist enttäuscht. darauf klingelt das Telefon und Jacqueline van Maarssen ragt nach Anne. Sie ist Annes beste Freundin. Anne spricht Jacht lange mit ihr, denn sie hat Angst, dass ihr etwas heraus-mschr. Natürlich darf sie nichts über den Plan der Familie amten.

van Pels geht, um Miep Gies zu holen. Miep arbeitet

r 1-7o Franks Firma und ist über die Untertauchpläne

vr'i: =fiert. Sie bringt schon einen Koffer mit Kleidung in das

e: szeck. Später kommt sie mit ihrem Mann Jan zurück. Zu

können sie noch mehr Kleidungsstücke und Schuhe ins

bringen. Auch Johannes Kleiman, ein anderer Mit-

r-2e::er Otto Franks, ist benachrichtigt worden und kommt

cr3ei. um so viele Sachen wie möglich mitzunehmen. Es ist

nen spät, als Anne endlich schlafen geht.

et war todmüde, und obwohl ich wusste, dass es die letzte Nacht in meinem eigenen Bett sein

e schlief ich sofort ein.

Am nächsten Morgen steht die Familie Frank schon um

halb sechs auf.

Wir zogen uns alle vier so dick an, als müssten wir in einem Eisschrank übernachten, und das nur, um noch ein paar Kleidungsstücke mehr mitzunehmen. Kein Jude in unserer Lage hätte gewagt, mit einem Koffer voller Kleider aus dem Haus zu gehen. Ich hatte zwei Hemden, drei Hosen, zwei Paar Strümpfe und ein Kleid an, darüber Rock, Mantel, Sommermantel, feste Schuhe, Mütze, Schal und noch viel mehr. Ich erstickte zu Hause schon fast, aber danach fragte niemand. (8.Juli 1942)

In ihrer Wohnung lassen sie einen Zettel mit einer Adresse in Maastricht herumliegen. Falls ihn jemand finden sollte, denkt hoffentlich jeder, sie seien dorthin geflohen. Oder vielleicht auch zu ihren Verwandten in die Schweiz. Dem Nachbarn werfen sie einen Zettel in den Briefkasten mit der Bitte, für Moortje, die Katze, zu sorgen.

Gegen halb acht klingelt Miep Gies. Sie und Margot fahren

mit dem Rad zum Versteck. Weil Rad fahren für Juden

verboten ist, trennt Margot den Stern vom Mantel ab. Anne

und die Eltern gehen zu Fuß.

So gingen wir dann im strömenden Regen, Vater, Mutter und ich, jeder mit einer Schul- und Einkaufstasche, bis oben hin voll gestopft mit den unterschiedlichsten Sachen. Die Arbeiter, die früh zu ihrer Arbeit gingen, schauten uns mitleidig nach. In ihren Gesichtern war deutlich das Bedauern zu lesen, dass sie uns keinerlei Fahrzeug anbieten konnten. Der auffallende gelbe Stern sprach für sich selbst.

Nur Nur vier Mitarbeiter Otto Franks sind eingeweiht: Johannes Kleiman, Miep Gies, Victor Kugler und Bep Voskuijl. Im Lager der Firma im Erdgeschoss arbeiten noch mehr Leute. Sie dürfen nichts wissen, denn je weniger Angestellte informiert sind, desto geringer ist die Gefahr, dass die Untergetauchten entdeckt werden.      

Nach den ersten aufregenden Tagen folgen ruhigere Wochen

und Monate. Anne merkt immer deutlicher, dass die Zeit des

unbeschwerten Lebens vorbei ist.

Es beklemmt mich doch mehr, als ich sagen kann, dass wir niemals hinausdürfen, und ich habe

große Angst, dass wir entdeckt und dann erschossen werden.

Noch vor einem Monat feierte sie mit all ihren Freunden Geburtstag, jetzt hockt sie tagein, tagaus in einem kleinen Zimmer. Ihre Freundinnen fehlen ihr sehr. Und auch Moortje, die Katze. Wenn sie durch den Vorhangspalt blickt, sieht sie hin und wieder im Garten eine schwarze Katze, die sie an Moortje erinnert. Dann ist sie traurig und fühlt sich sehr einsam.

Anne muss den ganzen Tag mäuschenstill sein. Die Lager¬arbeiter dürfen nicht merken, dass sich im Hinterhaus Leute verstecken. Nur abends und am Wochenende, wenn kein Personal da ist, können die Untergetauchten das Versteck verlassen. Sie können sich dann in der Büroküche waschen oder im Direktionsbüro Radio hören. Anne findet das zu Abend sind wir alle vier hinunter ins Privatbüro gegangen und haben den englischen ler angestellt. Ich hatte solche Angst, dass es jemand hören könnte, dass ich Vater buch-lich anflehte, wieder mit nach oben zu gehen. Mutter verstand meine Angst und ging mit. sonst haben wir große Angst, dass die Nachbarn uns hören oder sehen könnten. (11.Juli 1942)

nachts fürchtet sich Anne oft. Bei einem Gewitter oder ir die Deutschen auf alliierte Flugzeuge schießen, schlüpft n liebsten zu ihrem Vater ins Bett. Nur dort fühlt sie sich r. Eine Nacht ist es so schlimm, dass sie sich nicht in ihr zurück traut. Sie holt ihre Decken und legt sich vor dem

des Vaters auf den Boden.

Woche später kommen die anderen: Hermann und

este van Pels und deren fünfzehnjähriger Sohn Peter. Sie

n auch ihre Katze mitgebracht, Mouschi. Anne kennt

schon. Zu ihrem dreizehnten Geburtstag war er kurz da

brachte ihr ein Geschenk.

gens um halb zehn (wir saßen noch beim Frühstück) kam Peter van Pels, ein ziemlich

welliger und schüchterner Lulatsch, noch nicht sechzehn, von dessen Gesellschaft nicht viel-iner des Hinterhauses sind auf engem Raum

_-_en und können nie nach draußen. Das ist für alle w-e-_-fg.. aber Anne leidet besonders darunter. Sie sehnt

7..L• 2h ihrer Freiheit. Herr und Frau van Pels haben zudem an ihr auszusetzen. Anne ärgert sich sehr über die

ke nicht daran, diese Beleidigungen auf mir sitzen zu lassen.lch werde ihnen schon

- c ass Anne Frank nicht von gestern ist! Sie werden sich noch wundern und ihre große e -a Iten, wenn ich ihnen klar mache, dass sie nicht mit meiner, sondern erst mal mit ihrer

- e Erziehung beginnen müssen. Bin ich denn wirklich so ungezogen, eigenwillig, störrisch,

         :n eiden, dumm, faul usw., wie sie es oben behaupten? Na ja, ich weiß schon, dass ich viele

         -nd Mängel habe, aber sie übertreiben wirklich maßlos. Wenn du nur wüsstest, Kitty, wie -chmal bei diesen Schimpfkanonaden koche! Es wird wirklich nicht mehr lange dauern, - -e an gestaute Wut zum Ausbruch kommt. (28.September 1942'

rt-±em streitet sich Anne oft mit ihrer Mutter und verträgt

nicht immer mit Margot. Der einzige Mensch, mit 1_-me wirklich gut auskommt, ist ihr Vater. Er versteht sie, _hr großes Vorbild. Anne sagt ihm, dass sie ihn viel lieber .a_:s ihre Mutter. Otto Frank erwidert, das würde sich .f.ndern, wenn sie älter wäre.

Doch es herrscht nicht nur Zank und Streit im Hinterhaus.

Mutter, Margot und ich sind wieder die besten Freundinnen, und das ist eigentlich viel ange¬nehmer. Ich liege nun fast jeden Abend bei Margot im Bett. Wir haben darüber gesprochen, das_ Margot Säuglingsschwester werden will. Gestern Abend lagen Margot und ich zusammen in meinem Bett. Es war sehr eng, aber gerade deshalb witzig. Sie fragte, ob sie mal mein Tagebuch lesen dürfte.,,Manche Stücke schon", sagte ich und fragte nach ihrem. Das dürfte ich dann auch lesen. Ich habe Margot mal gefragt, ob sie mich sehr hässlich fände. Sie sagte, ich sähe witzig a u und hätte hübsche Augen. Ziemlich vage, findest du nicht auch? „„,„,,b,, ,„_

Anne wundert sich darüber, dass sie so lange still sitzen kann.

Wir sind so still wie Babymäuschen. Wer hätte vor drei Monaten angenommen, dass die Quecksilber-Anne stundenlang ruhig sitzen müsste und auch kann? (40)mb„1942)

Tagsüber sitzt Anne meist über ihren Schulbüchern. Otto Frank möchte nicht, dass Margot und Anne zu sehr in Rück¬stand geraten. Anne interessiert sich vor allem für Geschichte und liest gern griechische und römische Göttersagen. Manchmal hilft sie Miep Gies und Bep Voskuijl bei der Büro¬arbeit. Auch im Haushalt warten viele Aufgaben, z.B. Kochen und Abwaschen. Doch wenn alles getan ist und Anne endlich Zeit für sich hat, schreibt sie am liebsten Tagebuch.

ner zieht ein weiterer Bewohner ein, der Zahnarzt

r. Er ist ein jüdischer Bekannter der beiden Fami-

Freundin Charlotte ist keine Jüdin und braucht

:cht unterzutauchen. Fritz Pfeffer war schon einmal

und hat einen Sohn, Werner. Schon vor dem Krieg

- -ner nach England geschickt. Fritz Pfeffer wird in

mer untergebracht. Margot muss von da an bei den

13fen.

e • alle annahmen, ist Pfeffer ein sehr netter Mann. Er war natürlich einverstanden, das

-:".." mit mir zu teilen. Ich bin, ehrlich gesagt, nicht so erfreut darüber, dass ein Fremder meine

benutzt, aber für die gute Sache muss man was übrig haben.,,Wenn wir jemanden retten

zri-e- ist alles andere Nebensache", sagte Vater, und damit hat er vollkommen Recht.

-E-r hat schlechte Neuigkeiten. In der Stadt werden Judenverhaftet und in Konzentrationslager

was er alles gewusst hat. Zahllose Freunde und Bekannte sind weg, zu einem

         c hen Ziel.Abend für Abend fahren die grünen oder grauen Militärfahrzeuge vorbei, =der Tür wird geklingelt und gefragt, ob da auch Juden wohnen. Wenn ja, muss die ganze e sofort mit, wenn nicht, gehen sie weiter. Niemand kann seinem Schicksal entkommen,

         sich nicht versteckt. Niemand wird geschont. Alte, Kinder, Babys, schwangere Frauen,

         1         a lies, alles geht mit in dem Zug zum Tod. Anne muss an ihre Freundinnen denken. Wie ergeht es ihnen

wohl? Welche schrecklichen Dinge erleben sie? Sind sie über-

haupt noch am Leben? Anne hat Schuldgefühle, weil sie im

Hinterhaus in Sicherheit ist.

Ich fühle mich schlecht, weil ich in einem warmen Bett liege, während meine liebsten Freundin r irgendwo draußen niedergeworfen werden oder zusammenbrechen. Ich bekomme selbst Angst wenn ich an alle denke, mit denen ich mich draußen immer so eng verbunden fühlte und die nu-den Händen der brutalsten Henker ausgeliefert sind, die es jemals gegeben hat. Und das alles. i.e. sie Juden sind. ,-9.Novernber 1942)

Die Untergetauchten versuchen, nicht ständig an das ganze Kriegselend zu denken. Am 4. Dezember feiern sie Chanukka, ein wichtiges jüdisches Fest. Sie machen sich gegenseitig kleine Geschenke. Zu Nikolaus einen Tag später haben die Helfer für jeden Untergetauchten ein kleines Geschenk und ein Gedicht in einem Korb versteckt. Die Untergetauchten haben auch für die Helfer Geschenke vorbereitet. Es ist das erste Mal, dass Anne Nikolaus feiert. Es gefällt ihr noch besser als Chanukka. _ - findet Anne Fritz Pfeffer ganz nett, aber zu zweit ein

- Zimmer teilen zu müssen, ist doch nicht so einfach.

ien bekommen immer öfter Streit.

—*rar Pfeffer, der Mann, von dem immer gesagt wurde, dass er hervorragend mit Kindern zurecht-tarne und sie auch gern hätte, entpuppt sich als der altmodischste Erzieher und Prediger von ellenlangen Manierenreihen. Da ich das seltene Glück (!) habe, mit dem hochedelwohlerzogenen

errn mein leider sehr enges Zimmer teilen zu dürfen, und da ich allgemein als die am schlech-:-.en Erzogene der drei Jugendlichen gelte, habe ich ziemlich zu tun, um den allzu häufig wieder¬-e- Standpauken und Ermahnungen zu entgehen und mich taub zu stellen. Das alles würde

- gehen, wenn der Herr nicht auch noch ein großer Petzer wäre und sich ausgerechnet Mutter as Beschwerdestelle ausgesucht hätte. Wenn ich von ihm gerade den Wind von vorn abbekommen Imame, setzt Mutter noch eins drauf, und ich kriege also den Wind von hinten, und wenn ich dann

ach besonders großes Glück habe, ruft Frau van Pels mich fünf Minuten später zur Verantwor-rg., und der Wind bläst von oben! r28. November 1942

anderen haben an Annes Benehmen oft etwas

_-etzen. Im Tagebuch macht sie ihrem Herzen Luft.

IC — achte Mutter, Margot, van Pels, Pfeffer und auch Vater anschreien:,,Lasst mich in Ruhe! 1. s: mich endlich mal eine Nacht schlafen, ohne dass mein Kissen nass von Tränen ist, meine ..Agen brennen und Schmerzen in meinem Kopf hämmern! Lasst mich weg, weg von allem,am

festen weg von der Welt!" Jeder findet mich übertrieben, wenn ich was sage, lächerlich, wenn ich eaeige, frech, wenn ich eine Antwort gebe, gerissen, wenn ich eine gute Idee habe, faul, wenn müde bin, egoistisch, wenn ich einen Bissen zu viel esse, dumm, feige, berechnend usw. usw.

Dee ganzen Tag höre ich nichts anderes, als dass ich ein unausstehlicher Fratz bin. Und obwohl darüber lache und tue, als wäre es mir egal, macht es mir sehr wohl etwas aus, würde ich Gott itten wollen, mir eine andere Natur zu geben, die nicht alle Leute gegen mich in Harnisch bringt. ber das geht nicht, meine Natur ist mir gegeben, und ich kann nicht schlecht sein, ich fühle es. So wird es 1943. Überall werden Juden verhaftet und abtrans-

portiert. Die Nazis wollen die gesamten Niederlande von

den Juden „säubern". Wenn Anne daran denkt, ist sie sehr

bedrückt und fühlt sich hilflos. Immer öfter fliegen nachts

alliierte Flugzeuge über Amsterdam. Sie sind unterwegs

nach Deutschland, um dort Städte und Fabriken zu bombar-

dieren. Über den Niederlanden werden sie von der deutschen

Flugabwehr beschossen. Anne steht Todesängste aus.

Ich habe meine Angst vor Schießereien und Flugzeugen noch nicht abgelegt und liege fast jede

Nacht bei Vater im Bett, um Trost zu suchen. Das ist vielleicht sehr kindisch, aber du müsstest das

mal mitmachen! Man kann sein eigenes Wort nicht mehr verstehen, so donnern die Kanonen.

Ich zitterte, als ob ich Fieber hätte, und flehte Vater an, die Kerze wieder anzumachen. Er war uner-

bittlich, das Licht blieb aus. Plötzlich schossen Maschinengewehre, das ist noch zehnmal schlimme

als Kanonen. Mutter sprang aus dem Bett und steckte zu Pims (Vaters) großem Ärger die Kerze an.

Ihre resolute Antwort auf sein Murren war:„Anne ist doch kein alter Soldat!" Damit basta!

Helfer haben unterschiedliche Aufgaben: Johannes

Kleiman und Victor Kugler führen den Betrieb und sorgen

dafür, dass Geld für den Lebensunterhalt der Untergetauch-

ten da ist. Miep Gies und Bep Voskuijl kümmern sich um

Essen, Trinken, Kleidung und noch viele andere Dinge. Miep

Gies bringt oft Bücher aus der Bibliothek mit.

Sehnsüchtig warten wir immer auf den Samstag, weil dann die Bücher kommen, wie kleine

Kinder auf ein Geschenk. Normale Leute können nicht wissen, was Bücher für einen Eingeschlos-

senen bedeuten. Lesen, Lernen und Radiohören sind unsere einzige Ablenkung. Auch die anderen Helfer bringen manchmal Bücher, Zeitungen und Zeitschriften mit. Am besten gefällt Anne die Zeitschrift Cinema & Theater, die ihr Victor Kugler jede Woche mitbringt. Die anderen halten das für Verschwendung, wundern sich aber jedes Mal, wenn sie merken, was Anne alles über Filme und Filmstars weiß.

Bep Voskuijl hat unter ihrem Namen Fernkurse für die Unter-getauchten bestellt. Margot, Peter und Anne machen einen Stenokursus. Steno ist eine Spezialschrift, um schnell mitzu-schreiben, was jemand sagt. Anne findet es anfangs sehr spannend, Steno zu lernen: Es ist wie eine Geheimschrift. Trotzdem hört sie bald damit auf, weil sie mehr Zeit für ihre anderen Fächer braucht. Außerdem hat sie Probleme mit den Augen. Eigentlich braucht sie eine Brille. Buh, wie eulenhaft werde ich aussehen!, schreibt sie ins Tagebuch.

Mien ist bereit, sie zu einem vertrauenswürdigen Augenarzt zu bringen. Anne hat große Angst, auf die Straße zu gehen, obwohl sie gern endlich einmal nach draußen möchte. Sie nimmt schon ihren grauen Mantel aus dem Schrank, merkt aber, dass er ihr viel zu klein geworden ist! Aus dem Plan wird letztlich nichts, weil alle meinen, das Risiko sei viel zu groß. Außerdem glauben die Untergetauchten, der Krieg würde nicht mehr lange dauern.

Im Hintergrund erledigt Otto Frank noch viel Arbeit für die Firma. Kugler und Kleiman besprechen alle wichtigen Dinge mit ihm. Eines Tages kommen Geschäftspartner aus Deutsch-:and zu einer Besprechung über die Lieferungen von Opekta. Otto Frank wäre bei diesen Verhandlungen im Direktionsbüro tern dabei. Das geht natürlich nicht, aber wenn er sich im Raum darüber auf den Fußboden legt und das Ohr an die Dielen hält, bekommt er alles mit. Er bittet Margot, mitzu¬machen, weil zwei mehr hören als einer. Die Besucher aus Frankfurt kommen morgens an. Margot und ihr Vater liegen :en ganzen Vormittag lauschend auf dem Boden. Die Besprechungen gehen nachmittags weiter, aber Otto 77ank hält es in der unbequemen Stellung nicht mehr aus. 'rine nimmt seinen Platz ein. Sie findet es jedoch so lang¬., eilig, dass sie schon bald einschläft. Weil sie kein Geräusch machen will, traut Margot sich nicht, sie zu wecken. Erst nach .'zier halben Stunde wacht Anne erschrocken auf. Zum Glück Witte Margot besser aufgepasst, schreibt sie ins.

Am 12.6.43 wird Anne vierzehn. Es ist ihr erster Geburts¬tag im Hinterhaus. Von ihrem Vater bekommt sie ein schönes Gedicht und von den anderen viele Geschenke, darunter ein Buch über griechische und römische Götter. Anne findet, dass es manchmal ganz gut ist, die Jüngste zu sein, denn die anderen werden an ihrem Geburtstag nicht so verwöhnt!

Und so vergehen die Tage, Wochen und Monate. Manchmal

malen sich die Untergetauchten aus, was sie als Erstes tun

werden, wenn sie wieder frei sind.

Margot und Herr van Pels wünschen sich am meisten ein heißes Bad, bis zum Rand gefüllt, und wollen darin mehr als eine halbe Stunde bleiben. Frau van Pels will am liebsten sofort Torten es. Pfeffer kennt nichts als seine Charlotte und Mutter ihre Tasse Kaffee.Vater geht zu Voskuijls, Pet in die Stadt und ins Kino, und ich würde vor lauter Seligkeit nicht wissen, wo anfangen. Am mei! sehne ich mich nach unserer eigenen Wohnung, nach freier Bewegung und endlich wieder nach Hilfe bei der Arbeit,also nach der Schule! /23. ,,,/z/ 1943)

Seit mehr als einem Jahr sind die Verfolgten nun im Hinter¬haus eingeschlossen. Anne ist oft traurig und verzweifelt. Verzweifelt wegen der aussichtslosen Lage, aber auch über sich selbst. Obwohl sie sich vornimmt, nicht frech zu sein, gelingt das nicht immer. Sie beschließt, anders umzugehen mit Dingen, über die sie sich ärgert.

Meine eigene Meinung finde ich nicht blöd, die anderen tun das aber, also kann ich sie genauso gut für mich behalten. Ebenso mache ich es, wenn ich etwas essen muss, was ich überhaupt nicht ausstehen kann. Ich stelle den Teller vor mich und bilde mir ein, es sei etwas sehr Leckeres, schaue möglichst wenig hin, und ehe ich mich versehe, ist es aufgegessen. Morgens beim Aufstehen - auch etwas, was nicht angenehm ist - springe ich aus dem Bett, denke mir„du legst dich gleich wieder gemütlich rein", laufe zum Fenster, mache die Verdunklung weg, schnüffle so lange an dem Spalt, bis ich ein bisschen frische Luft spüre, und bin hellwach. Das Bett wird so schnell wie möglich auseinander gelegt, dann ist die Verführung weg.Weißt du, wie Mutter so etwas nennt? Eine -ebenskünstlerin. Findest du das Wort nicht auch witzigdiesem Sommer des Jahres 1943 entdeckt Anne, wie viel paß ihr das Schreiben macht. Von diesem Zeitpunkt an i.hrt sie nicht nur Tagebuch, sondern schreibt auch kleine

en       I.-eschichten. Eine davon heißt „Das beste Tischchen". Es geht

eine heftige Auseinandersetzung, die sie mit Fritz Pfeffer

- ritte. In ihrem gemeinsamen Zimmer steht nur ein kleiner

sch. An dem sitzt Anne oft, arbeitet und schreibt Tagebuch.

-r auch Fritz Pfeffer möchte an diesem Tisch arbeiten.

lernt Spanisch und Niederländisch. Anne darf den Tisch

von halb drei bis vier benutzen, wenn Fritz Pfeffer

::agsschlaf hält. Zu anderen Zeiten darf sie tagsüber nicht

las Zimmer. Sie fragt höflich, ob sie den Tisch zweimal in

.Voche auch von vier bis halb sechs benutzen dürfe. Fritz

-fer will davon nichts wissen und wirft ihr alles Mögliche

',rine ist schrecklich wütend.

einen Augenblick dachte ich:Ich schlage ihm direkt aufs Maul, dass er mit seinen Lügen

regen die Wand fliegt! Und im nächsten Augenblick sagte ich mir: Bleib ruhig, dieser Kerl ist es

clt wert, dass du dich so über ihn aufregst. D3_3Jah

Anne beklagt sich bei ihrem Vater und bittet ihn, mit Pfeffer zu reden. Nach langer Diskussion gibt dieser nach: Anne darf nun zwei ganze Nachmittage in der Woche an dem Tisch arbeiten. Fritz Pfeffer ist jedoch so wütend, dass er zwei Tage lang nicht mit Anne redet. Er hält sich auch nicht an die Vereinbarung und beansprucht den Tisch trotzdem regelmäßig von fünf bis halb sechs. Pedantisch und kleinlich, folgert Anne.

Eines Nachts hören die Untergetauchten Lärm im Büro. Totenstill und zitternd vor Angst merken sie, dass die Geräu¬sche gefährlich nahe kommen. Wird man sie entdecken? Nach einer Weile wird es still und sie hören nichts mehr. Zur Sicherheit bleiben sie noch eine ganze Zeit regungslos sitzen. Am nächsten Tag stellt sich heraus, dass ins Büro eingebro¬chen wurde. Die Helfer berichten, dass immer mehr Leute aus Verzweiflung stehlen und einbrechen, weil sie nicht genug zu essen haben. Auch Sachen wie Kleidung und Schuhe sind durch den Krieg sehr knapp und teuer geworden.

Die Angst vor Entdeckung und Verrat wird größer, als Willem van Maaren im Februar 1943 als Lagerarbeiter in der Firma anfängt. Natürlich erzählt ihm keiner von den Untergetauch¬ten, doch er stellt öfter Fragen über das Hinte

Noch etwas trägt nicht zu unserer Erheiterung bei, der Lagerarbeiter van Maaren ist misstrauisch geworden, was das Hintergebäude betrifft. Es könnte uns egal sein, was Herr van Maaren von der Sache hält, wenn er nicht als unzuverlässig bekannt und sehr neugierig wäre. r16.Septembea 1943. Die Untergetauchten beschließen, tagsüber besonders leise

und vorsichtig zu sein.









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