Otto III 980-1002
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/UJBmUsUax7o
Ein Phantast?
Otto
980-1002
»Wehe dem Land, dessen König ein Kind ist!« Den bibeli
Menschen des Mittelalters war dieser mahnende Psalm kannt. Als am
Weihnachtsfest des Jahres 983 die Kunde vom Ottos II. die Krönungszeremonie
seines kleinen Sohnes in chen jeglicher Feierlichkeit beraubte, stand fest,
dass dieser von drei Jahren der neue Herrscher über das Römische wie die
deutschen Gebiete damals genannt wurden, sein Zunächst sollte sich der
unheilverheißende Psalm tatsächlich wahrheiten, denn umgehend brachen
Streitigkeiten darüber wer die Regentschaft für den jungen König zu übernehmen
Ab Sommer 984 war diese wichtige Frage jedoch geklärt, und ein Jahrzehnt kehrte
unter der Regierung von Ottos Mutter phanu (s. S. 46) und seiner Großmutter
Adelheid (s. S. 38) ein. Mit 14 Jahren wurde Otto III. mündig und übernahm f
selbst die Regierung. Ihm sollten gerade einmal sieben Jahre dieser Rolle beschieden
sein. Die Bewertung der kurzen rungszeit des jugendlichen He hat sowohl seine
Zeitgenossen als moderne Historiker ratlos ge Die Kernfrage dabei lautet: War
ein Phantast, der davon träumte_ Römische Reich der Antike wied erstehen zu
lassen?
Schon frühzeitig deutete sich ausgeprägte Liebe zu Italien
und besondere zu Rom an; den Gro seiner Regierungszeit verbrachte auf der
südeuropäischen HalbL So brach er noch vor Vollendung nes 16. Lebensjahres im
Frühjahr erstmals nach Italien auf. Als ihn rend der Reise die Nachricht vorn T
Papst Johannes' XV. erreichte, lös:, li die Frage der Nachfolge auf dem S Petri
kurzerhand, indem er se Vetter Bruno nominierte, der sL.1
Mai als Gregor V. das Amt übernahm. Dieser erstaun¬- -7- 2
\\ -usste Akt Ottos III. war freilich ein gravierender e stadtrömischen
Verhältnisse. Schließlich war der f-erst der Bischof von Rom, und das
althergebrach-stimmte, dass »Klerus und Volk von Rom« seine _ -_führten. Zwar
war das römische Volk im Laufe der z .=.-rie in die Rolle bloßer Akklamatoren
gedrängt wor-feststehende Wahl
abzunicken hatten, doch durch 7j,udige Nichtachtung waren die Römer sehr vor
den
der Amtseinführung Gregors V. ließ Otto III. sich
- Vetter zum
Kaiser krönen, und anschließend ver-
- Papst und
Kaiser eine gemeinsame Synode.
- -.-on der
auffallend eigenmächtigen Papster-
- -.erschieden
sich die ersten Regierungsjahre
• -on denen
anderer mittelalterlicher Köni--__Lser. denn als deutscher König vom Papst r
gekrönt zu werden hatte sich mittlerweile als .7> etabliert. Enger als
andere aber knüpfte Otto III. - '2.77-schaff in den folgenden Jahren an Rom.
Dieser frap-ze: Bezug zur Ewigen Stadt hat bei Historikern die enährt, dass
Otto III. von Rom und dem antiken
- Reich
äußerst fasziniert war. Doch was tatsächlich x-te. ist bis heute unklar
geblieben.
*lieft sich Otto viel in Rom auf, doch hatte das nicht
tionelle und tagespolitische Gründe. Einerseits hat
- Reich, für
das Rom steht, in der mittelalterlichen 7 Translatio imperii, der Übertragung
der Herrschaft, _liehe Bedeutung als letzte Herrschaftsepoche der und
andererseits herrschte um die Jahrtausendwen-fere g:ferii-:sse Unruhe in der
stadtrömischen Bevölkerung, die
Aut Ikr • D. 00
jige eee-r-age Hauptstadt des Weltreiches bot im Hochmittel-
of sem Aofblick
einer Landstadt. Innerhalb des überdimensio-
tnerH.er lYtaL.errings bestimmten zwar noch immer die Ruinen
der
,greidgez - das Bild, aber die mittlerweile
weniger zahlreich
- Menschen
nutzten das Forum Romanum und
= Viehweiden. Es gab viele Grünflächen, Äcker und
- -erhalb der Stadt. Erst im Laufe des Spätmittelalters
kerung wieder stark an.
es für Otto III. notwendig machte, sich in besonderer Weise
d Tibermetropole zuzuwenden. Im deutschen Teil seines Reich war die Lage indes
ruhig, und bemerkenswerterweise ist von C tos Zeitgenossen auch kein kritisches
Wort über seine langen II lienaufenthalte überliefert, obwohl er zunehmend die
Verbindu zu den heimischen Reichen zu verlieren drohte. In Rom hingeg
revoltierte 998 das Volk und setzte Papst Gregor V. wieder was einmal mehr
Ottos Präsenz erforderte. Er zog erneut na
DIE KONSTANTINISCHE SCHENKUNG
Die sogenannte Konstantinische Schenkung ist eine vermutlich
8. oder 9. Jahrhundert entstandene Urkundenfälschung. Laut der Schenkung habe
Kaiser Konstantin I. (gestorben 337) dem Papst Silvester I. (314-335) sowohl
die geistliche Oberhoheit über das Weströmische Reich als auch die politische
Oberhoheit über Ror-und Teile Italiens übertragen. Otto III. bestritt schon im
Jahr iooi die Rechtsgültigkeit des Dokuments, doch wurde sie noch lange als
echt angesehen. Nachgewiesen wurde die Fälschung erst im 15. Jahrhundert.
k:rn und hielt ein grausames Strafgericht über die beiden Ver-e2r.
°rdichen: Der Stadtpräfekt Crescentius wurde enthauptet, uni: _er inzwischen
erhobene Gegenpapst Johannes XVI. wurde aa trugen, Nase und Zunge verstümmelt;
anschließend riss man 7-71 ±fe päpstlichen Kleider vom Leib und ließ ihn
rücklings auf 177 d'7_ Esel durch Rom reiten. Ob dieses harte Durchgreifen auf
erTe resondere Bedeutung Roms für Otto schließen lässt, muss
__hingestellt bleiben.
--veiterer Nachweis seiner Liebe zu Rom wurde das Errichten
a:serpfalz auf dem Palatin angeführt, was in der Tat eine - _ - ±.-= war, die
zudem gegen die Konstantinische Schenkung :lie Rom den Päpsten vorbehalten
hatte. Zudem erneuer-. III. einzelne Ämter und Titulaturen seiner Untergebenen,
7tik-römischem oder byzantinischem Kontext stammten. _ -s rätselhaft war etwa
der von Otto wiederbelebte Titel ei¬. -_-räfekten« (Praefectus navalis), der
über die kaiserlichen = _ gebieten hatte — es gab allerdings kein einziges
Schiff ... der Theorien über Otto III. stand immer die seit 998 e Metallbulle,
also eine statt der bisherigen Siegel an Urkunden angehängte Kapsel, mit der
Umschrift imperii Romanorum« (»Erneuerung des Reiches der In den vergangenen 8o
Jahren meinten viele Historiker eser Bulle ein regelrechtes Programm einer
römischen _ =feststellen zu können, was die These vom realitäts--- -.asten, der
versucht habe, das antike Römische Reich -s:ehen zu lassen, zu untermauern
schien. Tatsächlich aber keine ein¬-- --__.:he Quelle. Die Bulle wurde im -.s
im Januar wo' neue ersetzt, die Shriftzug »Aurea Adenes Rom«) vermeintlichen
der Erneue-
11115 iches
war fortan
Aleee mehr.
. _ -_:ne Program-----:euerung des _sches nicht steht doch
=iss der junge
Kaiser von den großen Reichen und Herrschern der gangenheit
fasziniert war. Er bemühte sich um eine tin vom byzantinischen Kaiserhof und
öffnete im J wo° das Grab seines berühmten Vorgängers, Karls Großen (s. S. 8),
in Aachen. Die politische Realität ihn jedoch alsbald wieder auf den Boden der
Tatsa zurück und zwang ihn, toot wieder nach Rom zu re wo sich ein neuer
Aufstand erhoben hatte. Alle musste er bald nach Ravenna fliehen, und bevor er
nen weiteren Anlauf auf die Rückgewinnung der M in Rom unternehmen konnte,
starb er mit nur 21 J an einer Infektion.
Eine abschließende Bewertung dieses Kaisers scheint
unmöglich, da ihn sein früher Tod mitten der ersten großen Krise seiner
Amtszeit, als er Verlassen Roms gezwungen worden war, jeder Ch-beraubte, diese
Situation zu meistern. Wie etwa man Otto den Großen (s. S. 32) bewertet, wenn
er dem berühmten Sieg über die Ungarn und der ansc ßenden Kaiserkrönung
gestorben wäre? Umgekellr: mit Recht die Frage zu stellen, ob Otto III.
dauerha±: a den deutschen Landen seines Reiches unterstützt v. 3a den wäre,
wenn er sich weiterhin fast ausschließlich ziel Verhältnissen in Italien
zugewandt hätte. Die so heiß begeh" byzantinische Gattin, die just im
Moment seines Todes die enische Küste erreichte, hätte einen Thronfolger
hervorgebraze der zu drei Vierteln Grieche und nur zu einem Achtel Sazrmi
gewesen wäre - hätte ein solcher Kaiser in Mitteleuropa noch Mi erforderliche
Akzeptanz gefunden? Nach der aufsehenerregem den Regierungszeit und dem sehr
frühen Tod bleiben mithin mei' Fragen als Antworten über Kaiser Otto III. Ob er
tatsächlich A Phantast war, der dem Traum eines neuen Römischen Reicht
nachhing, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden. El er sich jedoch an
den großen Machtzentren des frühen und Im hen Mittelalters - Rom, Aachen und
Byzanz - orientierte, hau Otto III. möglicherweise Großes im Sinn ...
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