Montag, 17. August 2015

Mathilde von Tuszien 1046-1115


Mathilde von Tuszien 1046-1115

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/p0ov46Cob6s

In Bündnissen gefangen

Mathilde von Tuszien 1046-1115

 

Es kann nicht mehr lange dauern. Die 69-jähr'.zz. ist durch ihre Gicht nahezu gelähmt und Monaten ans Bett gefesselt. Bald wird die Herrscherin, zeitlebens als »Braut C liert, mit ihrem himmlischen Brä letzten Bund eingehen; endlich ein ihr kein Unglück bringen wird. Dar immer geträumt, denn in ihrem 1 ist sie stets in Bündnissen gefangen zu denen sie sich gezwungen sah. Als einziges überlebendes Kind ihicr gelangte sie in den Besitz der M die Markgrafschaft Tuszien: ein sehr Gebiet, das von Siena im Süden über tige Toskana bis zum Gardasee im N Comacchio an der Adria reichte. Im H

alter galt es jedoch als unmöglich, dass als Herrscherin fungierte - es sei denn, sie

übergangsweise für einen unmündigen Sohn.; zuvor Theophanu (s. S. 46), Adelheid (s. S. 38) oder (s. S. 68) getan hatten. Deshalb musste für Mathilde ein N Beschützer gefunden werden, und das war im Idealfall ein desgemäßer Ehemann.

So begann Mathildes Unglück mit der ersten aufgezv. Ehe: Die großgewachsene, rotblonde, auffallend schöne wurde, als sie 23 Jahre alt war, von ihrer Mutter mit ein tersetzten Krüppel verheiratet. Widerwillig zog sie von N lien nach Niederlothringen um, wo ihr Gemahl Gottfried IN-Bucklige« Herzog war. Ein Jahr später wurde sie von einer ter entbunden. Eine Tochter! Gottfried entbrannte vor Zor_-_ er einen männlichen Thronfolger brauchte. Das kleine M ad starb zudem noch wenige Tage nach der Geburt, und M a-floh kreuzunglücklich wieder zu ihrer Mutter in die Toskana. Gottfried war Mathilde fortan gar nicht mehr gut zu spreche:. so musste sie auch damit leben, dass man ihr wenige Jahre s_ den Mord an Gottfried anlastete: Der hatte sich nichtsah_

 

auf den Abtritt begeben, um sich zu erleichtern, woraufhin ihm sein unter der Holzkonstruktion :auernder Mörder einen Dolch in das entblößte Hinterteil stieß.

Mathilde rührte dieser Verlust kaum - es st nicht einmal eine Stiftung oder Schenkung -.achzuweisen, mit der sie ihres toten Gatten ,-_-,:dachte; dabei war das im ii. Jahrhundert ei-4..mtlich die Pflicht der Hinterbliebenen. Als -re Mutter Beatrix, die selbst zweifach verwit-et war und mit der sie Tuszien regiert hatte, .1-6 starb, stand Mathilde völlig allein da. Sie ar freilich nicht die unbeliebteste Bündnispart-denn als Herrin über Norditalien hatte eine Schlüsselposition in Europa inne. Jeder, der von Norden -a.:11 Rom reiste, musste durch ihr Gebiet, und das galt insbeson-

_         für die deutschen Könige, die sich in Rom zum Kaiser krönen

.

n. Die Zeitumstände - in jenem Jahr 1076 begann der Inves-_ -streit zwischen Kaiser und Papst - brachten es aber mit sich, s Mathilde ebendeshalb zwischen die Fronten geriet. Durch sogenannte Geleitrecht hatten die Markgrafen von Tuszien - 'eher das Recht und die Pflicht, dem Papst Schutz zu gewäh-wenn er durch ihre Länder zog. Das wiederum hatte eine :::tionell enge Beziehung zu den Päpsten zur Folge.

- -.fangs versuchte Mathilde noch, im Investiturstreit zu ver-- Jtin. und die berühmte Buße Heinrichs IV. (s. S. 88)

- Papst Gregor VII. fand schließlich auch auf _-_-.ildes Stammburg Canossa statt, in der sie -pr Schutz vor dem vermeintlichen Angriff

s:aiserlichen Truppen gewährt hatte. Doch Bündnis mit Gregor war so eng, dass sie -natisch den Kaiser zum Feind hatte - er - angte sogar die Reichsacht über sie -, auch so eng, dass Gerüchte um ein Ver-- _s zwischen Mathilde und dem Heiligen

aufkamen, die jedoch wahrscheinlich - Grundlage entbehrten. Ein weiterer _er Bündnispartner dieser Jahre war Anselm von Lucca. Doch innerhalbEin neues politisches Bündnis war nicht in S: so strebte sie erneut eine Ehe an. Genau ge war freilich auch das in Herrscherkreisen ein Bündnis, und in Mathildes Fall hatte es sogar eine ge Brisanz: Mit Welf V. ehelichte sie ein Mi bayerischen Welfenhauses und damit einen der Gegner des Kaisers - im päpstlichen Rom sah Ehe mit Wohlwollen. Welf mag für Mathilde potent gewesen sein, privat war er eher eine schung. Die 42-jährige Mathilde soll sich vor dü:-rigen Herzogssohn nackt auf dem Tisch geräk doch es half alles nichts. Welf war vermutlich zumindest hat er nie Kinder gezeugt. Mathilde den jungen Mann wieder und ließ die Ehe anr.

Ihr letzter Versuch, ein Bündnis mit eine:-. einzugehen, war ähnlich erfolglos. Sie adoptier: florentinischen Grafen Guido Guerra, doch 7.z. nigen Jahren verzichtete sie auch auf dessen .A heit. Nach 1108 war Mathilde wohl der Bündnis Letztlich hatte sie doch immer allein regieren _ wurde von den Päpsten sogar für Kriegszüge spannt, an denen sie selbst hoch zu Ross teilnab_7_ war es jetzt endgültig leid, sich weiter für die päpstliche einzusetzen. Die hatte ihr jahrzehntelange Feindschaft rns. Kaiser, dazu noch Ächtung und Bann eingebracht.

Schon oft war Mathilde kurz davor gewesen, sich in ein zurückzuziehen und sich fern von aller Politik und Vera tung auf ihr letztes Bündnis mit Christus vorzubereiten. Das scheidende Ereignis mag gewesen sein, dass Kaiser Hei

mo endlich die Feindschaft beendete uni Bann aufhob. Mathilde setzte ihn sogar ren Erben ein und zog sich dann ins zurück, wo sie sich endlich keine G mehr darüber machen musste, wer sie beschützen würde.

 



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