Montag, 24. August 2015

Warum werden Reiche immer reicher Author D.Selzer-McKenzie


Warum werden Reiche immer reicher Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/pntkkXxqAjc
In vielen Ländern wächst der Abstand zwischen Arm und Reich.. Und die Superstars sahnen besonders kräftig ab.
is passiert nicht oft, dass ein Trend sich überall auf der Welt so gleichmäßig niederschlägt
wie der zur wachsenden Ein-
kommensungleichheit. Die Einkommen von Reichen und Armen laufen auseinan-.der, die hohen Einkommen wachsen schneller als die niedrigen, und zwar seit den achtziger Jahren, in den meisten Län-.dern der Erde. Nicht überall ist die Ent-.wicklung gleich deutlich. In Frankreich begann sie erst in den neunziger Jahren, Deutschland wiederum hat den Trend seit den Hartz-Reformen des Jahres 2005 gebrochen. Aber es lässt sich kaum über-.sehen, dass sich in den vergangenen Jah-.ren ein weltweiter Trend gebildet hat.
Ist das schlimm? Und wenn ja, kann man etwas dagegen tun? Diese Fragen sind hochgradig umstritten, und' das liegt auch daran, dass noch niemand vollstän-.dig verstanden hat, woher der Trend kommt. Doch auf der Suche nach den Gründen sind die Wirtschaftsforscher in-.zwischen einen großen Schritt weiterge-.kommen.
Auf die Suche gemacht hat sich auch Frafflis Bourguignon. Er war früher Chefökonom der Weltbank, die sich be-.sonders um die Entwicklung in armen Staaten kümmert. Er hat die Ungleich-.heit auf der ganzen Welt angeguckt und stellt fest: Zwar wächst der Unterschied zwischen Arm und Reich in vielen Län-.dern der Welt, trotzdem schrumpft der Unterschied zwischen Arm und Reich auf der Welt. Dieser Satz klingt erst ein bisschen absurd, aber er ist der Schlüssel zum wichtigsten Grund für den Trend zur Ungleichheit.
Es stellt sich heraus: Ungleichheit ist eine Frage der Betrachtung. Innerhalb der Staaten wächst der Unterschied zwi-.schen Arm und Reich. Zwischen den Staaten schrumpft der Unterschied aber: Viele arme Länder haben in den vergan-


In vielen Ländern wächst der Abstand zwischen Arm und Reich.. Und die Superstars sahnen besonders kräftig ab.
Von Patrick Bernau
genen Jahren gegenüber den Industrie-staaten aufgeholt. China ist nur ein Bei-spiel: Mag das Land gerade in der Krise stecken, der Wohlstand ist trotzdem viel größer als vor 3o Jahren. In Summe ist die Ungleichheit nicht gewachsen. Be-.trachtet man alle Weltbürger auf einmal, dann schrumpft der Unterschied zwi-.schen den Einkommen von Arm und Reich schon seit 1000.
Die Folgerung ist einfach: Die Welt ist zusammengewachsen. Ländergrenzen werden durchlässiger, entsprechend kön-.nen Menschen in Schwellenländern Ar-.beit übernehmen, die .früher in Industrie-.ländern gemacht worden wäre. All das bringt der Welt einen enormen Wohl-.standsgewinn. Aber dieser Gewinn wird nicht entlang der Ländergrenzen ver-.teilt. In reichen Ländern profitieren die gut ausgebildeten Leute überproportio-.nal, also steigen ihre Einkommen schnel-.ler. Die schlechter ausgebildeten wieder-.um konkurrieren mit den ehemals ar-.men Menschen aus den Schwellenlän-.dern, die jetzt mehr Geld verdienen. Und die.se setzen sich wiederum von den Leuten in den Schwellenländern ab, die von der Globalisierung nicht profitieren.
Welche Ungleichheit ist wichtiger: die innerhalb der Staaten oder die allgemei-ne auf der ganzen Welt? Bourguignon ar-.gumentiert: Beide sind wichtig. Die Un-.gleichheit auf der Welt ist wichtig dafür, dass es der Menschheit bessergeht und lenschen aus bitterer Armut kommen. aber der gesellschaftliche Zusammen-.-iah bildet sich eher innerhalb eines Lan-ies als auf der ganzen Welt. Und: Ge-wählt wird immer noch innerhalb der ein-.zelnen Länder.
Doch es gibt ein Ungleichheitsphäno-men, das sich so noch nicht erklären ässt. In vielen reichen Ländern steigen lie Einkommen sehr reicher Menschen esonders schnell: die des obersten Pro-zents. Und innerhalb des obersten Pro-zents steigen wieder die Einkommen des obersten Prozents viel schneller als alle inderen.
Das nennt Bourguignon den „Super-star-Effekt". Globalisierung und Technik machen es den besten Leuten einer Zunft leichter, überall auf der Welt Geld zu verdienen. Erfolgreiche Bands touren


Textfeld: Trotzdem kann die Technik noch zu Superstar-Effekten führen. Immerhin gibt es Leute, die mit der neuen Technik ganz besonders gut umgehen könnenm die ganze Welt. Sie müssen sich :licht länger auf Europa und Amerika be­schränken, sie fmden auch in China und
n Südamerika ein zahlungskräftiges Pu-blikum. Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling verdient ruieJ 30o Millionen Dollar im Jahr, weil Übersetzungen und Filmrechte viel mehr Geld bringen, als Autoren früher erwarten konnten. Dafür musste sie sich beim Schreiben nicht zu-.sätzlich anstrengen.
Ähnlich ist es mit Topmanagern und Unternehmern. Hochspezialisierte
Juris-.ten und Banker können auf der ganzen Welt Geld verdienen. Wenn die Nachfra-.ge nach ihren Diensten hoch ist, können sie ihre Gebühren und. ihre Gehälter er-.höhen. Dann kann der Chef ja nicht weni-. ger verdienen als die Stars im Unterneh-.men. Doch auch für den Chef gilt, dass seine Entscheidungen wertvoller werden. Die Unternehmen wachsen, sie haben Fa­briken und verkaufen ihre Produkte auf der ganzen Welt. Entsprechend hängt an den Entscheidungen viel mehr Geld als früher. Kein Wunder, dass es den Auf-.
sichtsräten da in den Gehaltsverhandlun-.gen nicht unbedingt auf Euro und Cent ankommt, wenn sie glauben, den Richti-.gen für die Stelle gefunden zu haben.
Diese theoretischen Überlegungen zum „Superstar"-Effekt, die Bourgui-gnon in seinem Buch wiedergibt, sind fast gleichzeitig überprüft worden. Ein Forscherteam aus Frankreich und den Vereinigten Staaten hat mehrere ökono-.mische Modelle darauf getestet, ob sie zur tatsächlichen Entwicklung der Un-.gleichheit passen. Die Modelle, die die Unterschiede zwischen Arm und Reich am besten erklären konnten, waren die „Superstar"-Modelle.
Und was ist mit der Technik? Haben nicht auch Computer die Arbeit von vie-.len schlecht ausgebildeten Menschen er-.setzt und so den Armen zusätzliche Schwierigkeiten gemacht? So einfach ist die Sache nicht. Ersten sind neue Stellen entstanden. Und zweitens gefährdet die Technik längst auch schon Berufe aus der Mittelschicht, sogar aus der Ober-.schicht. Inzwischen geht es vor allem dar-.um, ob ein Mensch viel mit leicht auto-matisierbarer Routine beschäftigt ist -und solche Stellen gibt es in allen Ein­kommensschichten.


oder ihre Chancen besonders gut nut¬zen. SAP-Mitarbeiter verdienen ziemlich gut, und Mark Zuckerberg ist dank der Gründung von Facebook zum Milliardär geworden. Es wird ganz deutlich: Die Technik-Superstars sind wahrscheinlich auch noch in ein paar Jahren gut dabei.

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