Eleonore von Aquitanien
1122-1204
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/uU7iLPFyMus
Königin der Troubadoure oder skandalöse Herrscherin?
Eleonore von Aquitanien
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Hätte es im 12. Jahrhundert schon Hochglanzmagazine
Klatschpresse gegeben, wäre die Königin von Frankreich England immer für große
Schlagzeilen gut gewesen: » Eleonore: Inzest unter Palmen« oder »Die Queen:
Jetzt noch Mord!«. Doch auch ohne Klatschpresse waren die G um Eleonore von
Aquitanien so weit verbreitet, dass wohl ihrer Untertanen sie kannte. Wer sich
heutzutage über sie miert, bekommt zumeist einen ganz anderen Eindruck. chend
dem bis ins Romantische idealisierten Bild vom hof des Hochmittelalters tritt
uns Eleonore vielfach als » der Troubadoure« entgegen, die ihr Leben als
Königsgattin Herrscherin damit verbracht habe, den höfischen Minn fördern, und
die die Troubadoure der westlichen Welt g magisch angezogen habe. Doch was von
beidem trifft wir Königin Eleonore zu, die viele Jahrzehnte lang als Herrsch
europäische Politik geprägt hat'
Zweifellos hatte Eleonore zu badouren insofern eine be
Beziehung, als ihr Großvater. zog Wilhelm IX. von Aq (1071-1126), Lieder über
die sche Liebe verfasst hat und als »erster Troubadour« beze wird. Auch an
Eleonores - zunächst dem französischen Seite König Ludwigs VII., dann
englischen als Gattin König richs II. (s. S. 124) - verkehrten Troubadoure.
Einer von ihnen 1 Bernart de Ventadorn, der zi,v4.srl 115o und 117o als der
hervorrage_ Meister seines Fachs galt. Er «¬der Flucht und fand Schutz am J von
Königin Eleonore. Dass diel den dann eine Affäre gehabt ha sollen, ist ein
Gerücht, für das es
,T.ichhaltigen Anhaltspunkte In jedem Fall lag die Prä¬= der
Troubadoure an Eleo---zs Hof nicht an dem Einfluss - dem Charme der Königin,
ern daran, dass diese Künst-allen europäischen Höfen 1-Irten, weil sie dort
reich-Unterstützung erfuhren. :inrich II. seine Gattin Ele-fast 16 Jahre lang
gefangen tat das der Aktivität der - adoure an seinem Hof kei¬le- -,3bruch.
Kurzum: Eleonore Aquitanien war ebenso eine - Jin der Troubadoure« wie anderen
Königinnen des _ - rhunderts auch.
- st wenn das künstlerische Schaffen der Troubadoure nicht
. -dienst war, darf ihre Stellung bei Hofe dennoch nicht
un-- tzt werden. Seit etwa einem Jahrhundert war es in England
- dass die
Königinnen auf einer eigenen Feier geweiht und -.I wurden. Zudem besaßen sie
einen eigenen Haushalt mit :n Angestellten und Einnahmen. Das galt auch für
Eleonore - Seite Heinrichs II., und diese profilierte Position neben dem
entsprach durchaus ihrem ausgeprägten Selbstbewusstsein.
- arte sich
bereits in ihrer ersten Ehe mit Ludwig VII. von
• -eich gezeigt
und führte auf dem sogenannten Zweiten lug (1147-1149) sogar zu einem offenen
Zerwürfnis.
:ore war nicht zuletzt aus persönlichem Interesse ins
Hei-_nd mitgereist, denn der Kreuzzug war ursprünglich zur _hen und
militärischen Unterstützung Raimunds von Poi-,tzt Fürst von Antiochia, gedacht
gewesen, und der war 7es Onkel. In Antiochia angekommen, verstanden sich Jen
Verwandten so gut, dass schnell Gerüchte um eine zwischen ihnen aufkamen, doch
auf ein intimes Verhält-schen beiden lassen zumindest die erhaltenen Quellen
:hließen. Während Eleonore nun Raimund unterstützen sprach Ludwig nur noch von
Jerusalem und wollte um¬_ abreisen. Was genau geschehen ist, lässt sich nicht
mehr -raieren, aber seit Antiochia gab es eine zunehmende Ent-- zwischen den
Eheleuten, und 1152 ließen sie sich schei-
den — offiziell wegen zu naher Verwandtschaft. Tatsäzr
wahrscheinlicher, dass Ludwig enttäuscht war, weil die Ehe lediglich zwei
Töchter hervorgebracht hatte, aber ersehnten Stammhalter. Zudem wird auch
Eleonore von enttäuscht gewesen sein, nachdem der ihre Interessen Kreuzzug völlig
ignoriert hatte. Doch eine Scheidung naher Verwandtschaft war im 12.
Jahrhundert die einzige der Trennung, die beiden Partnern eine neue Ehe erm
Die Gerüchte um Raimund und Eleonore waren nach enthalt in
Antiochia nicht mehr aus der Welt zu schaffen_
RAIMUND VON POITIERS Raimund von Poitiers (0108-149) stammte
aus dem Haus war der Bruder von Eleonores Vater Wilhelm X. und hätte
E7.-ansprüche auf Aquitanien geltend machen können. Doch cE: interessierte ihn
nicht. Stattdessen ehelichte er um 113o die E--: tochter des Fürstentums
Antiochia. Fortan verteidigte er als _ von Antiochia die Christen gegen die
Muslime. Der Zweite Kre_: zug sollte der militärischen Unterstützung dieses
Kampfes diene-doch entschied sich Ludwig VII. doch gegen einen Krieg im nörc-lichen
Syrien.
t die Königin als leichtfertige und sprunghafte Frau, die es
mit r Treue nicht so genau nahm. Spätere Geschichtsschreiber grif-das
bereitwillig auf und schrieben auch noch von einer Affäre t dem Kalifen von
Bagdad sowie mit Saladin (s. S. 130) — un-
achtet der Tatsache, dass Letzterer zum nämlichen Zeitpunkt
zehn Jahre alt war. Und die Skandale, die man Eleonore an-htete, wollten kein
Ende nehmen: In Paris habe sie später eine äre mit ihrem künftigen
Schwiegervater Gottfried von Anjou abt, habe sich von den Troubadouren
bereitwillig die prak--he Seite der höfischen Liebe zeigen lassen und vieles
mehr. -s ihr zweiter Gatte Heinrich zehn Jahre nach der Hochzeit ann,
unablässig Beziehungen zu anderen Frauen zu pflegen, essierte freilich niemanden,
aber da Eleonore nicht eben be--tert darüber war, hängte man ihr sogar den Mord
an einer r Rivalinnen an. Insgesamt entstand so der Ruf Eleonores als din von
Skandalgeschichten, der nach ihrem Tod noch ver--t wurde. Quellen, die auch nur
eines dieser Gerüchte belegen ten, fehlen jedoch vollständig.
Als bemerkenswerte Frau darf Eleonore von Aquitanien aber
jedem Fall gelten. Seit der Auseinandersetzung mit Ludwig auf Kreuzzug zeigte
sie immer stärker eigenes Profil und führte seit ihrer .ten Eheschließung über
ein halbes undert lang eine selbständige Poli-- zumindest wenn die äußeren
Um-de es zuließen und sie nicht gerade ehelicher« Haft saß. Diese wiederum Ate
sie ertragen, weil sie es nicht ge-t hatte, sich am Aufstand ihrer Söh-gegen
Heinrich II. zu beteiligen. Aus der brisantesten Fragen der aktuel-Politik
allerdings hielt sie sich diplo-- -h heraus: dem Streit um Thomas et. »Von der
Königin ist weder Hilfe Rat zu erwarten«, klagte etwa der of von Poitiers. Über
die Gründe r Zurückhaltung wissen wir nichts. Rückblick auf Eleonores 82 Jahre
Leben bekommt man den Ein¬_ dass sie umso mehr Lebenskraft ckelte, je älter sie
wurde. Nach der ihrer zehn Kinder — ihren jüngs-
ten Sohn Johann Cm brachte sie mit 45 1,-¬Welt - ließ sie
sich der langjährigen Halt unterkriegen, die erst Tod Heinrichs II. ein fand.
Danach bes noch 15 Jahre lang die ische Politik. Selbst hm Alter, als sie sich
_ - Kloster Fontevrault gezogen hatte, a noch an ihrem größten gen: dem
dauerhaften zwischen den konk den Häusern der Pla_ und der Kapetinger. Mit 78
Jahren machte sie sich dafür beschwerliche Reise nach Kastilien, um ihre
Enkelin 13 holen und sie mit dem französischen Thronfolger LudYng zu vermählen.
Die Kraft und Agilität Eleonores von Aquitanien blieb ren
Zeitgenossen nicht verborgen, die sich von den skr.. Gerüchten oft gar nicht
beeindrucken ließen. Verschiedene nisten und Geschichtsschreiber bezeichneten
sie als »sehr Frau«, »tapfere und höfliche Dame« und »unvergleichliche schön
und sittsam, mächtig, aber bescheiden, demütig und gewandt, was selten bei
Frauen ist«. Darüber hinaus war re von großer politischer Bedeutung für das 12.
Jahrhun Nachwelt war das aber wohl zu wenig spektakulär, und man auch weiterhin
von Troubadouren und Skandalen
LEBENSERWARTUNG
Immer wieder ist von einer Lebenserwartung des
Menschen von 3o bis 35 Jahren zu lesen. Derartige Statist -
kommen vor allem durch die Berücksichtigung der immer Kindersterblichkeit
zustande. Die größten Risiken für eine- '-zeitigen Tod waren schlechte
Ernährung, mangelnde Hygie7e Krankheiten. Wenn man von Krankheiten verschont
blieb und - wie in Herrscherkreisen - unter relativ guten Bedingungen konnte
man auch über 8o Jahre alt werden. Eleonore ist ein pro¬minentes Beispiel
dafür.
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