Sigismund 1368-1437
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/RqEf7-TylNg
Viele Kronen, viele Herausforderungen
Sigismund
1368-1437
Kaum ein Herrscher des Mittelalters ist so oft gekrönt w
Sigismund. Im Laufe seines Lebens wurde er nacheinander von Ungarn,
römisch-deutscher König, König von Bö gobardenkönig und schließlich Kaiser.
Jede dieser ehrte Kronen hätte für Sigismund genug Verpflichtungen b ihn
zeitlebens zu beschäftigen. Alle zusammen waren sie gewaltige Herausforderung
für ihn. So wurde er im 15. 1 dert zum mächtigsten Mann Europas, konnte aber
den chen nicht gerecht werden: den Ansprüchen anderer. war aber den Ansprüchen,
die er an sich selbst stellte.
Intellektuell war Sigismund für seine vi Aufgaben bestens
gerüstet. Sein hochgebildeter Karl IV. (s. S. 198) hatte dem jungen Prinzen von
nistischen Erziehern eine überdurchschnittliche angedeihen lassen. Als
Erwachsener sprach S' nicht weniger als sieben Sprachen, die es ihm e von
Frankreich über Italien und Deutschland bis Mittelosteuropa überall in der
jeweiligen Land zu kommunizieren. Darüber hinaus - so beri Quellen - war er
körperlich attraktiv und galt als lebenslustig. Allerdings wurde diese positive
G stellung schon bald nach seiner ersten Krönung nig von Ungarn auf eine harte
Probe gestellt. S' sah sich einer starken ungarischen Adelsopp genüber, die ihn
zweimal gefangen setzte und ihm verbieten wollte, sich deutsche oder
italienische an den Hof zu holen, auf die er freilich dringend wiesen war.
Noch größere Herausforderungen als die inner garns waren
jedoch die Gefahren von außen. Im _ osten hatte sich mit der Einsetzung seines
Schwagers giello (s. S. 212) das mächtige Doppelreich Polen¬gebildet, und im
Südosten des Kontinents drangen türkischen Osmanen auf ihren Eroberungszügen
weiter vor. Das Byzantinische Reich hatten sie fast vollständig überrollt
(Konstantinopel bestand
mehr aus dem Stadtgebiet und einigen verstreuten Besitzungen
im Umland) und standen nun auf dem Balkan. Ih¬ren nächsten Erfolg errangen sie
1389 auf dem Amselfeld (Kosovo polje), wo sie das serbische Heer und damit auch
das großserbische Reich des Fürsten Lazar vernichteten. Serbien wurde dar¬aufhin
nicht nur den Osmanen tribut¬pflichtig, sondern sollte fortan für fast ein
halbes Jahrtausend unter türkischer Herrschaft stehen. Auch Bulgarien wurde
türkische Provinz, die Walachei und Bosnien fielen ebenfalls unter die
Herrschaft der Osmanen; diese waren nun bis an die Grenze zu Sigismunds
ungarischem Königreich vorgerückt.
Zweifellos hätte Sigismund also mit der Sicherung der
ungarischen Gren¬zen genug zu tun gehabt, doch obwohl die Polen die ungarischen
Gebiete nördlich der Karpaten einnahmen, die Venezianer das von seinem
Schwieger¬vater Ludwig hart erkämpfte Dalmati¬en wieder besetzten und die
Bedrohung durch das türkische Heer unübersehbar war, verfolgte Sigismund ein
ganz anderes Vorhaben. Er stellte einen immensen Kreuzzug mit französischen,
burgundischen und deutschen Rittern auf die Beine. Sigismund träumte davon,
Jerusalem zu erobern und da¬mit das Heilige Grab zu befreien - nebenbei wollte
er Konstan¬tinopel befreien und die orthodoxe mit der katholischen Kirche
vereinigen. War er tatsächlich davon überzeugt, das alles quasi im Handumdrehen
erreichen zu können? Wir wissen es nicht. Fest steht nur, dass der Kreuzzug mit
einer Katastrophe endete: Sigismunds Heer wurde von Sultan Bajezid I. in
Bulgarien ver¬nichtend geschlagen.
Da Sigismund sich als König von Ungarn offensichtlich nicht
ausgelastet fühlte, traf es sich gut, dass er einige Jahre später von einem
Teil des Kurfürstenkollegiums zum römisch-deutschen König gewählt wurde.
Zugleich amtierte aber noch sein Bruder Wenzel, und die restlichen Kurfürsten
wählten Jobst von Mähren zum König, sodass es 1410 plötzlich drei
römisch-deutsche Königegab. Pikanterweise waren zur selben Zeit drei Päpste irn
in Avignon, Rom und Pisa residierten. Im Jahr darauf von Mähren, sodass
Sigismund sich nur noch mit seinem auseinandersetzen musste. Er versprach
Wenzel die Reichseinnahmen und überließ ihm die Kaiserkrone —gab nach. Später
wollte Sigismund allerdings von seinen chungen nichts mehr wissen. Die
Historiker sind sich ob dieses Verhalten eher von Hinterlist oder von U keit
zeugt. Zumindest erhielt Sigismund auf diese Weise men aller Kurfürsten.
Mit der zugesagten Hälfte der Reichseinnahmen. doch nicht
bekommen sollte, ist Wenzel nicht viel en___
HOHENZOLLERN
Die nach der Zollernburg auf der Schwäbischen Alb be-1 -
Dynastie ist im 11. Jahrhundert erstmals nachzuweisen. C • _
- re
ihres Aufstiegs war die Belehnung Friedrichs von Nürnbe-:
der Mark Brandenburg (1415) durch König Sigismund. D sche Umorientierung von
Schwaben und Franken nach burg war der Grundstein für die Erfolgsgeschichte
Branc.:-Preußens in der Neuzeit und des Hauses Hohenzollern.
1918 die letzten deutschen Kaiser stellte und bis heute
e>gismund lebte ständig am Rande der Pleite, da er trotz der Fülle an
politischer Macht keine verlässlichen Einnahmequellen hatte. Zeitlebens ohne
Hausmacht, musste er sich immer wieder Geld leihen. Es störte ihn nicht, dass
er es nicht zurückzahlen konnte, er gab es mit vollen Händen aus: Wenn
Sigismund einen Ball veranstaltete, schenkte er jeder anwesenden Dame einen
golde¬nen Ring. So wahrte er in der Öffentlichkeit den Schein, muss-:e aber
gleichzeitig seine geerbten Territorien verpfänden. Am Folgenreichsten war die
Übertragung der Mark Brandenburg an Friedrich VI. von Hohenzollern. Mit dieser
Markgrafschaft muss-:e Sigismund auch die politisch bedeutende Kurwürde sowie
das :restigeträchtige Amt des Reichserzkämmerers abtreten. Dieses _:hörte zu
den sieben Hofämtern, die mit jeweils einer Kurwür-
verbunden waren, dem Inhaber aber nur über ihre symboli-zhe
Funktion Ansehen verliehen. Als König von Böhmen war Sigismund beispielsweise
zugleich Kurfürst und Reichserzmund-zhenk, obwohl damit keine Verpflichtung
einherging, irgendei--:en Fürsten mit Getränken zu versorgen.
Sigismund handelte mitunter zwar allzu sorglos,
unterschätzte :isweilen die an ihn gestellten Herausforderungen und war sicher
:ein begnadeter Feldherr; sein diplomatisches Geschick aber suchte
seinesgleichen. Als größ-:er Erfolg des Diplomaten Sigismund kann gel-:en, dass
es ihm gelang, die bis dahin größte Kirchenversammlung aller Zeiten in sein
Reich
holen, und das sogar nördlich der Alpen,
o es nach Meinung nicht weniger Südeuro-:äer noch barbarisch
zuging. Ab 1414 tagte das Konzil von Konstanz, an dem viele hundert Geistliche
und ebenso viele weltliche Vertreter als ganz Europa teilnahmen. Schließlich
galt 2s. große Fragen zu klären, was dem Konzil in :nem Fall auch gelang:
Endlich konnte man a•e leidige Zeit des Schismas beenden und sich .:f einen
Papst einigen.
Als das geschah, war Sigismund längst wie-:er in Europa
unterwegs. Sein ehrgeiziges Ziel ;.-ar es, das ganze christliche Europa im
Kampf 4egen die Osmanen zu einen. Außerdem sah sich berufen, den bald 8o Jahre
währenden 2.-rbitterten Krieg zwischen Frankreich und Eng-.and auf diplomatischem
Wege zu beenden
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