Mittwoch, 19. August 2015

Sigismund 1368-1437


Sigismund 1368-1437

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/RqEf7-TylNg

Viele Kronen, viele Herausforderungen

Sigismund

1368-1437

 

Kaum ein Herrscher des Mittelalters ist so oft gekrönt w Sigismund. Im Laufe seines Lebens wurde er nacheinander von Ungarn, römisch-deutscher König, König von Bö gobardenkönig und schließlich Kaiser. Jede dieser ehrte Kronen hätte für Sigismund genug Verpflichtungen b ihn zeitlebens zu beschäftigen. Alle zusammen waren sie gewaltige Herausforderung für ihn. So wurde er im 15. 1 dert zum mächtigsten Mann Europas, konnte aber den chen nicht gerecht werden: den Ansprüchen anderer. war aber den Ansprüchen, die er an sich selbst stellte.

Intellektuell war Sigismund für seine vi Aufgaben bestens gerüstet. Sein hochgebildeter Karl IV. (s. S. 198) hatte dem jungen Prinzen von nistischen Erziehern eine überdurchschnittliche angedeihen lassen. Als Erwachsener sprach S' nicht weniger als sieben Sprachen, die es ihm e von Frankreich über Italien und Deutschland bis Mittelosteuropa überall in der jeweiligen Land zu kommunizieren. Darüber hinaus - so beri Quellen - war er körperlich attraktiv und galt als lebenslustig. Allerdings wurde diese positive G stellung schon bald nach seiner ersten Krönung nig von Ungarn auf eine harte Probe gestellt. S' sah sich einer starken ungarischen Adelsopp genüber, die ihn zweimal gefangen setzte und ihm verbieten wollte, sich deutsche oder italienische an den Hof zu holen, auf die er freilich dringend wiesen war.

Noch größere Herausforderungen als die inner garns waren jedoch die Gefahren von außen. Im _ osten hatte sich mit der Einsetzung seines Schwagers giello (s. S. 212) das mächtige Doppelreich Polen¬gebildet, und im Südosten des Kontinents drangen türkischen Osmanen auf ihren Eroberungszügen weiter vor. Das Byzantinische Reich hatten sie fast vollständig überrollt (Konstantinopel bestand

 

mehr aus dem Stadtgebiet und einigen verstreuten Besitzungen im Umland) und standen nun auf dem Balkan. Ih¬ren nächsten Erfolg errangen sie 1389 auf dem Amselfeld (Kosovo polje), wo sie das serbische Heer und damit auch das großserbische Reich des Fürsten Lazar vernichteten. Serbien wurde dar¬aufhin nicht nur den Osmanen tribut¬pflichtig, sondern sollte fortan für fast ein halbes Jahrtausend unter türkischer Herrschaft stehen. Auch Bulgarien wurde türkische Provinz, die Walachei und Bosnien fielen ebenfalls unter die Herrschaft der Osmanen; diese waren nun bis an die Grenze zu Sigismunds ungarischem Königreich vorgerückt.

Zweifellos hätte Sigismund also mit der Sicherung der ungarischen Gren¬zen genug zu tun gehabt, doch obwohl die Polen die ungarischen Gebiete nördlich der Karpaten einnahmen, die Venezianer das von seinem Schwieger¬vater Ludwig hart erkämpfte Dalmati¬en wieder besetzten und die Bedrohung durch das türkische Heer unübersehbar war, verfolgte Sigismund ein ganz anderes Vorhaben. Er stellte einen immensen Kreuzzug mit französischen, burgundischen und deutschen Rittern auf die Beine. Sigismund träumte davon, Jerusalem zu erobern und da¬mit das Heilige Grab zu befreien - nebenbei wollte er Konstan¬tinopel befreien und die orthodoxe mit der katholischen Kirche vereinigen. War er tatsächlich davon überzeugt, das alles quasi im Handumdrehen erreichen zu können? Wir wissen es nicht. Fest steht nur, dass der Kreuzzug mit einer Katastrophe endete: Sigismunds Heer wurde von Sultan Bajezid I. in Bulgarien ver¬nichtend geschlagen.

Da Sigismund sich als König von Ungarn offensichtlich nicht ausgelastet fühlte, traf es sich gut, dass er einige Jahre später von einem Teil des Kurfürstenkollegiums zum römisch-deutschen König gewählt wurde. Zugleich amtierte aber noch sein Bruder Wenzel, und die restlichen Kurfürsten wählten Jobst von Mähren zum König, sodass es 1410 plötzlich drei römisch-deutsche Königegab. Pikanterweise waren zur selben Zeit drei Päpste irn in Avignon, Rom und Pisa residierten. Im Jahr darauf von Mähren, sodass Sigismund sich nur noch mit seinem auseinandersetzen musste. Er versprach Wenzel die Reichseinnahmen und überließ ihm die Kaiserkrone —gab nach. Später wollte Sigismund allerdings von seinen chungen nichts mehr wissen. Die Historiker sind sich ob dieses Verhalten eher von Hinterlist oder von U keit zeugt. Zumindest erhielt Sigismund auf diese Weise men aller Kurfürsten.

Mit der zugesagten Hälfte der Reichseinnahmen. doch nicht bekommen sollte, ist Wenzel nicht viel en___

HOHENZOLLERN

Die nach der Zollernburg auf der Schwäbischen Alb be-1 -

Dynastie ist im 11. Jahrhundert erstmals nachzuweisen. C • _ -      re

ihres Aufstiegs war die Belehnung Friedrichs von Nürnbe-: der Mark Brandenburg (1415) durch König Sigismund. D sche Umorientierung von Schwaben und Franken nach burg war der Grundstein für die Erfolgsgeschichte Branc.:-Preußens in der Neuzeit und des Hauses Hohenzollern.

1918 die letzten deutschen Kaiser stellte und bis heute e>gismund lebte ständig am Rande der Pleite, da er trotz der Fülle an politischer Macht keine verlässlichen Einnahmequellen hatte. Zeitlebens ohne Hausmacht, musste er sich immer wieder Geld leihen. Es störte ihn nicht, dass er es nicht zurückzahlen konnte, er gab es mit vollen Händen aus: Wenn Sigismund einen Ball veranstaltete, schenkte er jeder anwesenden Dame einen golde¬nen Ring. So wahrte er in der Öffentlichkeit den Schein, muss-:e aber gleichzeitig seine geerbten Territorien verpfänden. Am Folgenreichsten war die Übertragung der Mark Brandenburg an Friedrich VI. von Hohenzollern. Mit dieser Markgrafschaft muss-:e Sigismund auch die politisch bedeutende Kurwürde sowie das :restigeträchtige Amt des Reichserzkämmerers abtreten. Dieses _:hörte zu den sieben Hofämtern, die mit jeweils einer Kurwür-

verbunden waren, dem Inhaber aber nur über ihre symboli-zhe Funktion Ansehen verliehen. Als König von Böhmen war Sigismund beispielsweise zugleich Kurfürst und Reichserzmund-zhenk, obwohl damit keine Verpflichtung einherging, irgendei--:en Fürsten mit Getränken zu versorgen.

Sigismund handelte mitunter zwar allzu sorglos, unterschätzte :isweilen die an ihn gestellten Herausforderungen und war sicher :ein begnadeter Feldherr; sein diplomatisches Geschick aber suchte seinesgleichen. Als größ-:er Erfolg des Diplomaten Sigismund kann gel-:en, dass es ihm gelang, die bis dahin größte Kirchenversammlung aller Zeiten in sein Reich

holen, und das sogar nördlich der Alpen,

o es nach Meinung nicht weniger Südeuro-:äer noch barbarisch zuging. Ab 1414 tagte das Konzil von Konstanz, an dem viele hundert Geistliche und ebenso viele weltliche Vertreter als ganz Europa teilnahmen. Schließlich galt 2s. große Fragen zu klären, was dem Konzil in :nem Fall auch gelang: Endlich konnte man a•e leidige Zeit des Schismas beenden und sich .:f einen Papst einigen.

Als das geschah, war Sigismund längst wie-:er in Europa unterwegs. Sein ehrgeiziges Ziel ;.-ar es, das ganze christliche Europa im Kampf 4egen die Osmanen zu einen. Außerdem sah sich berufen, den bald 8o Jahre währenden 2.-rbitterten Krieg zwischen Frankreich und Eng-.and auf diplomatischem Wege zu beenden

 





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