Montag, 17. August 2015

Anpassung von Mehrstärken-Kontaktlinsen


Anpassung von Mehrstärken-Kontaktlinsen

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/Af0UtW7LljE

Dass die demographische Verteilung in unserer Gesell-

schaft mittlerweile keiner Pyramide mehr gleicht, son-

dern eher einem Pilz, ist inzwischen hinreichend be¬kannt. Für Augenoptiker ist das sicher auch spürbar, sowohl bei Brillen als auch bei Kontaktlinsen. Die Glas- und Kontakt-linsenindustrie forscht ständig weiter, um den Fehlsichtigen ein möglichst bequemes Sehen in allen Entfernungen zu er¬möglichen. Umfangreiche Kenntnisse auf diesem Gebiet sind gefordert und Schulungen sowie Seminare zu diesem Thema sind gefragter denn je. Besonders im Kontaktlinsensegment ist eine hohe System- und Produktkenntnis wichtig, um dem Endverwender eine realistische und erwartungsgemäße Ver¬sorgung bieten zu können. Viele Anpasser hegen den Wunsch, weniger probieren zu müssen und stattdessen zielgerichteter, effektiver und effizienter anpassen zu können.

Einem presbyopen Auge fehlt es nicht allein an Akkommo-dationsvermögen. Hinzu kommen altersbedingte struktu¬relle Veränderungen rund um das Auge, wie z.B. Katarakt oder Rindentrübung und dadurch unter anderem ein ver¬mindertes Kontrastsehen und eine höhere Lichtstreuung. Auch Zellverluste in der Reizverarbeitung und -weiterlei-tung, eine veränderte Qualität und Quantität des Tränen¬films und viele weitere Faktoren können gemeinsam mit der Presbyopie auftreten.

Diese äußeren Umstände können den Anpassprozess er-:ü'.veren. Daher ist es wichtig, im Vorfeld einen realistischen -=-plan aufzustellen. Die VVahrscheinlichkeit für einen Miss-der Anpassung steigt deutlich an, wenn der Kunde sehr :a-z.J1dig ist.

 

Wenn man über die verschiedenen Möglichkeiten der Ver¬sorgung mit Mehrstärkenkontaktlinsen spricht, muss der Vollständigkeit halber auch die Monovision (MV) erwähnt werden. Hier wird mit Einstärkenlinsen gearbeitet und ein Auge für die Ferne (in der Regel das Führungsauge) und das Partnerauge für die Nähe eingestellt. Auf dem amerikani¬schen Markt ist diese Versorgung sehr stark verbreitet, EtWa 70% der Presbyopieversorgung laufen dort mit MV

Auf dem deutschen Markt ist die Methode nicht so stark ver¬treten, zudem ist sie auch umstritten. Nicht jeder Anpasser kann den Eingriff in das Binokularsehen mit gutem Gefüh• vollziehen. Dennoch wird diese Methode in Diskussionsr_ - - den immer wieder thematisiert und es gibt Anpasser, nie darauf schwören und auch entsprechende Erfolge vorweisen können.

Innerhalb der MV gibt es verschiedene Vorgehensweisen: Es besteht die Möglichkeit MV bis zu einem maximalen Additionsbedarf von +1,0dpt bis +1,5dpt anzupassen, sozu¬sagen als Einsteigerversorgung. Bei höheren Additionen wird dann auf eine Mehrstärkenlinse gewechselt.

Manche Anpasser geben auch bei steigendem Additionsbe¬darf die volle Addition als MV, bis zu +2,5dpt. Einige arbeiten mit einer zusätzlichen dritten Linse, die als Fernlinse für be¬sondere Sehaufgaben wie z.B. Autofahren verwendet wird. Andere verkaufen eine Zusatzbrille für die notwendige Voll-korrektion in der Ferne beim Autofahren.

Die Möglichkeiten sind vielfältig. Jedoch lässt sich zusam¬menfassend sagen, dass auch die verführerisch einfach an¬mutende MV keine Standardlösung für jeden Anpasser und schon gar nicht für jeden Linsenträger darstellt.

 

SCHWERPUNKT -,ONTAKTLINSE+PFLEGE

 

 

Abb 1: schematische Darstellung der Abbildung für die Ferne durch eine bifokale, konzentrische, simultan abbildende Kontaktlinse mit zen-tralem Nahteil .Zeichnung: Prof. Heinz Diepes)

 

 

 

Abb. 2: schematische Darstellung der Abbildung für die Nähe durch eine bifokale, konzentrische, simultan abbildende Kontaktlinse mit zen-tralem Nahteil (Zeichnung: Prof. Heinz Diepes)

 

Abbildung auf der Netzhaut bei. Die meisten Mehrstärke--Kontaktlinsen funktionieren nach diesem Prinzip.

In Abbildung 1 ist schematisch ein Auge in Ferneinstellur mit einer bifokalen konzentrischen Kontaktlinse (Nahtei -¬Zentrum, Fernteil in der Peripherie) und die durch diese _ resultierende Abbildung dargestellt. Durch das peric^.=_--e Fernteil der Kontaktlinse findet die volle Fernkorrektion Die Lichtstrahlen sammeln sich auf der Netzhaut ar de-des schärfsten Sehens. Durch das zentrale Nahteil kor-r---zusätzlich Lichtstrahlen im Auge an. Diese treffen sicl -¬Augeninneren aufgrund der höheren Pluswirkung vor c:  Netzhaut. Somit entsteht auf der Netzhaut eine Zers:-e_.-ungsfigur, welche das scharfe Fernbild überlagert. D es+ Bildüberlagerung hat eine Kontrastminderung zur Fc

In Abbildung 2 ist derselbe Fall bei Naheinstellunc       .

stellt. Durch das zentrale Nahteil sammeln sich die Lic.-7s: -

len im Auge auf der Netzhaut. Für die Nähe liegt V:: - _

tion vor. Durch das periphere Fernteil kommen

Lichtstrahlen im Auge an. Diese treffen sich -

Netzhaut und erzeugen dementsprechend

eine das scharfe Nahbild umlagernde Ze-s7-e_

raus folgt wiederum eine Minderung des -

Wie stark der Kontrast gemindert wird - = _

von ab, in welchem Flächenverhältni __• -

der Pupille angeordnet sind (der Idearfa:

deren spielt es eine Rolle, wie

Kontrastveränderung reagiert. Die Gro

El) Dr. Berke, Andreas: DOZ 11-2007 _2-27, ' -

[21 Rehnert, Mario: Masterthese

von weichen Multifokalkontaktlinsen nac-           _

 

GLEITSICHT-

 

 

 

Oszillation spielen hierbei natürlich eine Rolle, jedoch sind explizite Messungen dieser Parameter nicht unbedingt sinn¬voll. Die Reproduzierbarkeit dieser Messungen ist fraglich. Es gibt keine genormte Messmethode und letzten Endes hat die Praxis gezeigt, dass es keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der gemessenen Pupillengröße und der Größe des Nahteils gibt, das erfolgreich in einer Mehrstärkenkontaktlinse getragen wird [21.

Im Rahmen einer Diplomarbeit in der Hecht Contactlinsen GmbH im Jahre 2000 wurde ein Gerät entwickelt, in dem die Abbildungsverhältnisse durch simultane Mehrstärken-kontaktlinsen dargestellt werden können. Es kann eine Abbildungssimulation im geometrisch-optischen Sinne erstellt werden.

Abbildung 3 zeigt ein entsprechendes Bild durch eine bifokale, konzentrische, simultan abbildende Kontaktlinse bei Nahakkomodation. Der reduzierte Kontrast ist deutlich an den Schatten erkennbar, die die Optotypen überlagern. Der Linsenträger wird dieses Bild vielleicht als unscharf be¬zeichnen. In Wahrheit ist das Bild jedoch nicht unscharf (Voraussetzung: Vollkorrektion), es ist im Kontrast reduziert. Dies kann bedeuten, der Linsenträger erzielt mit simultan abbildenden Linsen einen schlechteren Visus als mit Einstär-kenlinsen.

Eine entscheidende Rolle für Erfolg oder Misserfolg einer An-passung von Mehrstärkenkontaktlinsen spielt die Tatsache, wie sich das Kontrastsehen mit Mehrstärkenlinsen verändert. Je schlechter das Kontrastsehen mit Mehrstärkenlinsen im Vergleich zu monofokalen Linsen oder Brille ist, desto geringer ist auch die Akzeptanz der Mehrstärkenlinsen. Leider gibt je¬doch der Kontrastschwellwert (= geringster wahrnehmbarer physiologischer Kontrast), den man ohne Linseneinfluss mes¬sen kann, keinen Anhaltspunkt dafür, ob eine Mehrstärkenan-passung erfolgreich oder erfolglos sein wird [21. Daher bleibt dem Anpasser und dem Linsenträger nichts anderes übrig, als die Kontaktlinsen zu „probieren" und teilweise auch verschie¬dene Systeme miteinander zu vergleichen.

 





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.