Insekten mögen den Regen nicht
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/aq3MZQwobEM
Ameisen und Regen passen etwa so gut zusammen wie Kamele und
Skifahren - tatsächlich ist so ein Tierchen gegen einen großen Tropfen
machtlos: Dessen Oberflächenspannung ist so hoch, dass das Insekt sich daraus
nicht mehr befreien kann. Doch die schlauen Sechsbeiner haben gleich mehrere
Sicherungsmechanismen gegen das Nass von oben entwickelt. Nehmen wir den
Ameisenbau. Was ebenso regendicht scheint wie ein Haus mit l000 Fenstern ohne
Scheiben, ist in Wahrheit ein Bollwerk gegen Niederschlag. Leichtere Schauer
werden von der äußeren Schicht aus Walderde abgefangen. Darunter: ein
hochkomplexes System aus verschließ-baren Gängen, Luftkammern und
Abflusssystemen, das das Volk warm und trocken hält. Einem längeren
Sturzbach hält diese Konstruktion freilich nicht stand: Wer
dann nicht schnell genug Schutz findet, taucht ab. Der Luftvorrat in ihrem
Atemsystem, den Trache¬en, kann die Ameise durchaus mehrere Stunden am Leben
halten. Wieder auf dem Trockenen ist sie zwar etwas benommen - krabbelt aber
bald munter weiter. Es wurden sogar schon Exemplare beobachtet, die sich so
ineinander verhakten, dass sie Brücken und schwimmfähige Flöße bilden konnten.
Der Marienkäfer macht keine halben Sachen. Er weiß: „Regen?
Mag ich nicht!" und taucht einfach gleich ab in die nächste Pfütze. Was
man den roten Pummel¬chen kaum zutraut: Sie gehören zu den besten Tauchern der
Insektenwelt. Seine Tauchausrüstung hat so ein kleiner Kerl immer mit an Bord.
Die Tracheen, ein ausgeklügeltes Atmungssystem aus feinen, sich immer weiter im
Körper verzweigenden Röhrchen, die allen Insekten zu eigen sind, überneh-men
die Funktion der Druckluftflasche und des Atem¬reglers - ein Luftvorrat, den
der Marienkäfer mit auf Tauchstation nehmen kann und der ihn über Stunden am
Leben hält. Die kleinen, behaarten Füße fungie¬ren als Paddel. Erst wenn der
Sauerstoff sich dem Ende neigt, wird es kritisch. Doch bevor dies passiert,
schafft der Käfer es meist zurück an die Wasserober¬fläche. Auf der kann er
dank ausgeklügelter Luftkam¬mern, die unter den Flügeln sitzen, treiben wie auf
einem Ponton.
Mit ihren Fühlern nehmen Schmetterlinge kleinste
Veränderungen der Luftfeuchtigkeit wahr - denn Wasser ist des Falters Sache
nicht. Bei leichten Regenschauern, Tau oder Nebel fliegt er noch ganz normal.
Auf seinen Flügeln liegen kleine Schuppen, die in mehreren Lagen übereinander
angeordnet sind. Tropfen perlen einfach an ihnen ab. Doch was passiert bei
Gewittergüssen? Das Gewicht und die Dichte der Regentropfen kann zu Sturzflügen
oder Orientierungslosigkeit führen. Ein starker Tropfen reißt den Flattermann
bis zu zo Körperlängen nach unten. Nicht gut, wenn der Boden ziemlich nah ist.
Dazu kommt, dass die Imprägnierung bei einem Niederschlag von 20 bis 5o Litern
pro Quadratmeter aufweicht. Nasse Flügel müssen also erst akribisch geputzt
werden. Ein ziemlicher Aufwand, den sich Schmetterlinge in aller Regel gleich -
bequem im Trockenen hockend - ersparen.
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