Alfons der Weise 1221-1284
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/B8ncf9Hh8HE
Als Alfons X. im Jahr 1252 zum König von Kastilien und
gekrönt wurde, saß er zufrieden auf seinem Thron, blickte in den Sternenhimmel
und erkannte umgehend Verbes darf: »Hätte ich bei der Schöpfung in Gottes Rat
gesessen.. vieles besser geordnet sein.« Der junge Monarch war alles als
bescheiden und in jeder Hinsicht sehr von seinen F-überzeugt. Als Gelehrter
übertraf Alfons tatsächlich alle Herrscher seiner Zeit an Talent und
Scharfsinn, weshal: bald »der Weise« genannt wurde. Doch als Politiker fei
schlichtweg der gesunde Sinn für die Realität. Jahrze.:-träumte er von der
deutschen Kaiserkrone, der Insignie ten Macht im Abendland. Es sollte ein Traum
bleiben.
Wie kam ein spanischer König überhaupt dazu. r Dr deutschen
Kaiserkrone zu träumen? Als 1.25_t rad IV., der Sohn Kaiser Friedrichs II. ( s
gestorben war, fehlte ein geeigneter Na. - - und es war völlig unklar, an wen
die Ma L - - übergehen sollte. Da der deutsche Thron s - einem Jahrhundert in
der Hand der staufischez nastie gewesen war, konnte - so jedenfalls Alfons -
nur ein Nachkomme der Staufer als König in Frage kommen: Alfons hatte eine sche
Mutter und war deshalb überzeugt, der e ernstzunehmende Kandidat für den
deutschen nigsthron zu sein.
Von diesem Moment an bestimmte die W vorstellung von einer
glorreichen Zukunft se litisches Handeln: Alfons, römisch-deutscher und Kaiser
des Heiligen Römischen Reiches: wäre er nicht nur der mächtigste weltliche
scher der Christenheit, sondern - und das war besonders wichtig - er hätte auch
die He über Italien und damit über wesentliche Teile Mittelmeerraums inne.
Unter diesen Vorz war Alfons über jede Unterstützung aus I
dankbar. In Norditalien gab es seit dem Jahrhundert einige
wenige Anhänger der Staufer, und diese ahlten Alfons in Pisa, einem ihrer
Hauptorte, 1256 zum Kaiser. entlich hätte allen Beteiligten klar sein müssen,
dass eine sol-- Wahl null und nichtig war, schließlich wurde seit Karl dem
-aßen nicht ein Kaiser, sondern lediglich ein römisch-deutscher nig gewählt,
der dann zugleich der »künftige Kaiser« (Impera-- ftaurus) war und vom Papst zu
einem solchen gekrönt wurde. ans jedoch ignorierte diese jahrhundertealten
Traditionen ¬nahm die Wahl an.
kls er endlich merkte, dass diese Wahl niemanden
interessierte, -suchte er, auf dem klassischen Weg über die Königswahl in _
Etschland sein Ziel zu erreichen. Das freilich war ein heiklesThema im Heiligen
Römischen Reich, denn seit der Kaiser Friedrichs II. 1245 fehlte eine Person,
die allen das hätte geben können, tatsächlich die Zügel in der Hand zu
Rechtlich gesehen gab es immerhin einen deutschen Köne.... gesagt: zwei
deutsche Könige. Bald nach Friedrichs waren nämlich zwei Gegenkönige gewählt
worden, denen dings beiden die breite Unterstützung und Anerkennung
Ausgerechnet im Jahr 1256, als Alfons glaubte, deutscher geworden zu sein, war
keiner dieser beiden Könige mehr ben, sodass es nicht einmal mehr formell einen
König gab also zu handeln.
Doch wer war zuständig? Etwa dreißig Jahre zuvor sächsischer
Gelehrter namens Eike von Repgow die An diese Frage in seinem Sachsenspiegel
noch heute berühmten Rechtsbuch. schrieben: Es waren die Kurfürsten. J die
Theorie erstmals zur Anwendung. funktionierte das System noch nicht So wählten
zunächst vier der sieben ten im Januar 1257 den Grafen Richard Cornwall vor den
Toren Frankfurts am zum deutschen König, und wenige W, später wählten wiederum
vier Kurfürs-: fons zum König - aus lauter Unentsch3,-heit hatte der König von
Böhmen zw4 seine Stimme abgegeben. Formell gab es wieder zwei deutsche Könige,
doch ha Untertanen keinerlei Nutzen davon. da ner der beiden sich in
Deutschland a
Während Richard von Cornwall im viermal den Weg nach
Deutschland a2 nahm - wenn auch nur auf die linke seite - und sogar in Aachen
gekrönt blieb Alfons, im sicheren Gefühl, bald zu sein, in Kastilien. Sein
ganzes Leben sollte er keinen Fuß auf deutschen setzen und auch nicht gekrönt
werden. gelehrt wie er war, wusste er, dass auch Vorgänger Konrad nie gekrönt,
sondern gewählt worden war und sich mit dem »zum König der Römer gewählt« b
hatte. Wenigstens war Alfons offensichwillens, seine neue Aufgabe mit Leben zu
er¬füllen, denn neben seiner kastilischen Kanzlei richtete er nun auch eine
kaiserliche Kanzlei zur Ausfertigung von Urkunden für das Reich ein.
Zweifellos war das deutsche Königsamt für ;ffons eine
bedeutende Prestigefrage - doch Richard von Cornwall war es das selbst¬_
-ständlich auch. Die beiden theoretischen rüge versuchten in den folgenden
Jah-. sich gegenseitig mit juristischen Mitteln ,zuspielen. Alfons wies seinen
englischen 'ikurrenten darauf hin, dass dieser nicht Frankfurt am Main, sondern
nur vor den en der Stadt gewählt worden sei - ein Pro-.:ere, das demnach keine
Rechtsgültigkeit nspruchen könne. Richard wiederum mo-_ rte, Alfons sei nicht
binnen Jahr und Tag _ h dem Tod des letzten Königs gekürt wor-Letztlich gelang
es keinem von beiden, _r den anderen zu triumphieren.
Jahre lang gab es zwei Könige und doch keinen König in
nschland, was Alfons in seiner Hoffnung auf eine Alleinherr-aft keineswegs
entmutigte. Als 1272 sein Widersacher Richard Zeitliche segnete, schien der
Moment für den Spanier endlich Dramen: Umgehend schickte er eine Gesandtschaft
nach Rom, ei Papst Gregor X. um Unterstützung zu bitten. Doch konnte ind, der
in dieser Zeit offiziell als Staufer kandidierte, in einen _nen Schritt nur
Hoffnungen setzen, wenn er jeglichen Sinn für Realität verloren hatte - wie
Alfons eben. Schließlich war man :er päpstlichen Kurie spätestens seit den
Auseinandersetzun-
.TERREGNUM
Jahre zwischen dem Tod Kaiser Friedrichs 11.1250 und der
Wahl
_ Ifs von
Habsburg zum deutschen König1273 sind als Großes
inzerregnum (dt. Zwischenherrschaft) in die Geschichtsbücher
-gegangen. Noch Friedrich Schiller nannte 1803 diese Jahre »die
.3erlose, die schreckliche Zeit«. Ein bleibendes Ergebnis
dieser --en war das seither etablierte Kurfürstenkolleg zur Wahl des gs. Viele
Historiker sehen in der Zeit des Interregnums den -n des Spätmittelalters
begründet.
mit Friedrich II. überhaupt nicht gut
hasste Schlangenbrut« der Staufer zu sprechen Papst es
einmal formuliert hatte. Mag es für überraschend gewesen sein oder nicht, jede
er auf päpstlicher Seite keine Unterstützung_ Gregor X. als auch alle
Verantwortlichen im Römischen Reich waren die Situation leid und der
unsäglichen Zeit des Interregnums ein zen. 1273 wurde Rudolf von Habsburg
einsti neuen deutschen König gewählt.
Selbst die eindrucksvolle Botschaft einer gen Entscheidung
aller Kurfürsten konnte Ali Kastilien nicht von seinem großen Leben bringen.
Weiterhin betrachtete er sich als r gewählten deutschen König — und ohnehin
sesten und besten aller möglichen Nachfolger Friedrichs. Noch zwei Jahre nach
Rudolfs Kör musste Alfons von Papst Gregor X. behutsai formellen Verzicht auf das
deutsche Königtum werden. Einige Jahre später starb der gelehrte sich selbst
überzeugte König Alfons einsam lassen. Alle seine Anhänger, sogar sein eigener
ließen ihn am Ende im Stich. Als Politiker war et-gehend gescheitert, da er
wegen seiner hohen deutschen Reich allzu oft die Regierungsarbeit im he
Königtum vernachlässigt hatte. Seine imperialen Träume Alfons von Kastilien und
Leön 1284 mit ins Grab.
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