Stephan der Heilige 970-1038
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/qw0gExnNhlY
Der blutige Weg zum christlichen Ungarn
Stephan der Heilige
um 970-1038
Endlich tot. Der lästige Gegner im Kampf um die Macht had
das Ende gefunden, das der neue ungarische Großfürst StepIn für angemessen
hielt. Dabei war es doch Koppäny, sein eigen Onkel. Was mit seiner Leiche
geschehen sollte, verstand sich ve selbst - der blutige Sieg musste
ausgeschlachtet werden, und zw im wahrsten Sinne des Wortes: Der Leichnam wurde
in vier Si cke zerteilt und jedes der vier Körperteile gut sichtbar an jewe ein
Tor der vier wichtigsten Burgen des Landes gehängt. So kon ten alle Ungarn
leicht erkennen, dass der Machtkampf zu Eni war. Doch durfte ein christlicher
Herrscher wie Stephan den blutrünstig und respektlos vorgehen? Zumindest im
größtente heidnischen Ungarn der Jahrtausendwende musste er das tu wenn er
seine frisch gewonnene und noch fragile Macht bewa ren wollte.
Das ungarische Volk, das ursprünglich aus Nomaden und R,
tern bestanden hatte, war erst seit wenigen Jahrzehnten zur
Rc
gekommen. Zu Beginn des to. Jahrhunderts hatte es das
gesarr.
Karpatenbecken besiedelt, ein Gebiet, das heute nicht nur
von U
garn, sondern auch von Slowaken, Rumänen, Serbe
und Kroaten bewohnt wird. Die ungarischen Erot
rungszüge durch Europa endeten 955 mit der schmel
haften Niederlage gegen Otto den Großen (s. S. 32) a
dem Lechfeld. Dem siegreichen Kaiser Otto macht die Ungarn
kurz vor seinem Tod mit einer Gesang
schaft auf dem Hoftag zu Quedlinburg im Jal-973 die Aufwartung.
Vielleicht war es der E druck des dortigen Osterfestes oder doch Einsicht, dass
der Gott der siegreichen Chris' der stärkere sein müsse - in jedem Fall waru
der ungarische Großfürst G6za sich dem Chi tentum zu. Und er gab es an seinen
Sohn weil der als Vajk geboren wurde, aber nach der f hen Taufe im
Kleinkindalter nur noch Stepl-genannt wurde.
Der heranwachsende Thronfolger lebte da seinem Vater zwar in
einer christlichen Um
STEPHAN DER HEL.C=.=
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doch das bedeutete noch lange nicht, das gesamte ungarische
Volk den - Glauben annahm. Für den Großfürsten
- de
Hinwendung zum Christentum und aherung an das Kaiserreich im Westen a
strategische Vorteile gebracht haben, Mehrheit des Volks interessierte das _ -
wenig. In einer christlichen Quelle aus 994 heißt es deshalb wohl zu Recht,
Ungarn durch G6zas Taufe nur »ein 17 ihrem Irrglauben abgebracht« wor-7_ und
gerade einmal einen »Schatten entums aufgeprägt« bekommen hät-
- -_noch war
der Thronfolger Stephan . =sen. den christlichen Weg seines Va¬. .quent
weiterzugehen, und er konnte an kaum deutlicher zum Ausdruck
• durch seine
Hochzeit mit Gisela, eichte Kaiser Ottos dem deutschen -_aus angehörte.
aiikörperte auch Stephan als ungari-::-Jrst sowohl die
christliche Ausrieh-, _ :71 die enge Anlehnung an das Rö-:h. Doch tat er dies
inmitten einer - Gesellschaft; selbst die wenigen
übten den christlichen Glauben zumeist sehr ober-"' as
galt insbesondere für die mächtigen Fürsten, die s das Taufsakrament empfangen
hatten, aber dennoch - = ainischen Götter verehrten und weiter der Vielweibe-
- - Darunter war auch der eingangs erwähnte Koppä-
-.7han vom ersten Tag an den Thron streitig machte.
• i3-ai-eit
kämpften das alte und das neue Ungarn um die
- aidnische, stammesfürstliche Ungarn Koppänys und
_ westlich
orientierte Ungarn Stephans. So berief
Onkel auf das alte Erbrecht der Steppenvölker, als
sowohl die Witwe des verstorbenen Großfürsten
die Macht zu übernehmen. Doch hatte G&a nicht
----711:.11M, sondern auch ein neues Erbrecht eingeführt, Sohn zum Thronfolger
bestimmte, die sogenann--_:- Dieses Rechtsprinzip sah Stephan als legitimen -
Die Vierteilung Koppänys besiegelte somit das - Ungarn.
Nachdem Stephan seine Herrschaft gesichert hatte, rich:Ai
sich sein Bestreben darauf, dem Christentum feste Wurzeln ag verleihen und das
noch immer in verschiedene Volksstämme uni terteilte Ungarn zu einen. Am ersten
Weihnachtsfest des neu Jahrtausends erhielt Stephan mit Zustimmung Kaiser Ottos
(s. S. 58) die Königskrone und den christlichen Segen von Silvester II. Nun war
er endgültig in die europäische Gem schaft der Christen aufgenommen und durfte
sich als König Anerkennung sicher sein - doch nur der Anerkennung in anderen
Reichen des christlichen Abendlandes. Der bald a ,.. chende Widerstand der
ungarischen Stammesfürsten erinn Stephan daran, dass er die Macht und Würde,
die Gott ihm du_ Papst Silvester verliehen hatte, zunächst noch mit Waffen
ge-die heidnischen Landsleute durchsetzen musste.
So verging ein weiteres Jahrzehnt mit Kriegen, vor allem im
ON ten des Landes, wo sich das an Bodenschätzen reiche Siebenbrie gen Stephans
Herrschaft widersetzte, aber auch im Süden. Rüdl halt seitens des Kaiserreiches
hatte Stephan mehr denn je. dee mittlerweile war sein Schwager Heinrich II.
Kaiser geworden. ungarische König war dennoch Diplomat genug, um sich ni allein
auf diese Stütze zu verlassen. Stephan nahm daher Be - hungen mit Byzanz auf,
und auch durch diese Maßnahme gelaiq es ihm, sowohl seine Machtpolitik als auch
den christlichen Wq Ungarns weiter zu verfolgen. Zum einen wurde das ungarisde
oto
Königreich vom oströmischen Kaiser anerkannt, und rui
anderen konnte Stephan eine durch das Byzantinische Reld führende Pilgerstraße
von Ungarn nach Jerusalem eröffi:el Doch auch in seinem Reich sei brachte er
die Kirchenorgani tion mit Nachdruck voran. Die Leistungen, die König Sm phan
für die Christianisierur Ungarns vollbrachte, hinderte seine machthungrigen
Wider cher jedoch nicht daran, ihn immer wiedi zu hartem Durchgreifen zu
zwingen. Als Se phan in seinem siebten Lebensjahrzehnt stan starb viel zu früh
sein einziger Sohn Emmerid Seine Verwandten sahen ihre Stunde gekoe men und
versuchten, eine Rebellion anzuzettd um die wieder einmal offene Nachfolgefrage
1 sich zu entscheiden. Doch Stephan ließ ihnen d
STEPHAN DER
_ :hen und setzte ihnen letztlich so hart zu, dass sie -ach
Polen antraten.
- ans Persönlichkeit verraten die überlieferten Quel-_ at
sehr viel, doch vermerkten seine Biographen, achte - für einen christlichen
König keineswegs ein i Zeiten, in denen es ein Gemeinplatz war, einen -scher in
seiner Milde und Fröhlichkeit zu zeichnen. .fter ist diese Charakterisierung,
die uns verrät, dass
die Macht an den Erstgeborenen weiterzu-2rirnogenitur
genannt (aus lat. »primus«, »der Erste«, 3 ' »geboren«). Im Laufe desto. und
it. Jahrhunderts
_ Europa immer
mehr durch. Im slawischen Raum
--e-1. Ungarn) hatte bis dahin das Seniorat (lat. 7e-e«)
vorgeherrscht, bei dem der Familienälteste das - _ngarn sollte sich die
Primogenitur endgültig erst zas Seniorat durchsetzen.
KÖNIGIN GISELA
Gisela wurde um 985 als Tochter Heinrichs II. von Bayern
(»des Zänkers«) und Giselas von Burgund geboren. Um 995/996 heira-tete sie
Stephan. Von mehreren gemeinsamen Söhnen überstar: nur Emmerich das Kindesalter.
Nach dem Tod ihres Mannes io3.E wurde Gisela von seinem Nachfolger, König
Peter, so unwürdig behandelt, dass sie sich fünf Jahre später dazu entschloss,
in ihre bayerische Heimat zurückzukehren. Hier wurde sie Äbtissin im Kloster
Niedernburg zu Passau und starb um io6o.
Stephan seinen politischen und religiösen Auftrag stets sehr
er genommen hat. Von der Regierungsübernahme bis ins hohe Al la war sein Leben
ambivalent: Ohne hartes und grausames Beknie gen seiner Feinde wäre ihm die
politische Macht entglitten. a auf der anderen Seite war er sehr fromm und
christlich — mandä mal sogar gegenüber seinen besiegten Feinden.
Bereits zu Lebzeiten wurde Stephan »der Fromme« genarme und
zum Ende seines Lebens wünschte er sich hauptsächlich. g2 meinsam mit der von
ihm so sehr verehrta Mutter Gottes in den Himmel aufzufahrem Als seine letzte
Ruhestätte ließ Stephan di Marienkirche in Stuhlweißenburg (Szeke feh&var)
errichten und für seine Bestall tung vorbereiten. Und sein Wunsch solh
tatsächlich in Erfüllung gehen: Am Ta der Himmelfahrt Marias im Jahr 1038 fan
sein Leben ein Ende. Mit harter Hand te Stephan das christliche Königreich L -
garn begründet. Dafür wurde er schon b nach seinem Tod heiliggesprochen.
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