Montag, 17. August 2015

Theophanu 959-991


Theophanu 959-991

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/f6C5Tpqldbs

Eine Großstädterin im ländlichen Westeuropa

Theophanu

959-997

 

In einer Zeit, in der Mädchen ihres Alters und ihrer Herkunft gewöhnlich verheiratet wurden, saß die zwölfjährige Theoph einsam auf der Prinzeninsel südöstlich von Konstantinopel. _11-war in dieser brodelnden Großstadt am Bosporus aufgewach die mit ihrem Reichtum, ihren Künstlern und Gelehrten zu Re _ als die einzige wirkliche Stadt im Europa ihrer Zeit angese wurde. Der byzantinische Herrscher hatte Theophanu auf Prinzeninsel verbannt, nachdem sie

an Intrigen am byzantinischen Hof lx - ligt hatte, die zum Tod des alten Kai., Nikephoros führten, der zu allem Unglücb auch noch ihr Großonkel gewesen ‘k Plötzlich erfuhr sie, dass sie in einig Monaten den vier Jahre älteren frär schen Thronfolger Otto II. heiraten sc

te. So hatten es Otto der Große (s. S. und die Mächtigen am byzantinischen miteinander vereinbart, denn der deutsche Kaiser wollte unbedingt eine byzantini¬sche Schwiegertochter bekommen, um die Anerkennung des oströmischen Kai¬sers zu gewinnen. Am liebsten wäre ihm

Prinzessin Anna gewesen, doch nun war

es nur die entfernt mit dem Kaiserhaus

verwandte junge Theophanu. Nun gut

besser als nichts, dachte Otto der Große

sich zunächst. Doch bald schon sollte er

die Qualitäten seiner Schwiegertochter

erkennen.

Theophanu kam als 13-Jährige nach Rota und im April 972 fand dort die Hochzeit mit Otto II. statt. Anschließend bekam die junge Kaiserin erstmals einen Eindruck von dem neuen Leben, das ihr nun be¬vorstand: Entsprechend der fränkischen Herrschertradition, die bisher allein Karl

 

_         mit der Vorliebe für seine Aachener Residenz durch-

- -alte. würde sie nicht an einem Ort residieren, wie sie

         :=7..stantinopel kennengelernt hatte, sondern sollte stets

..-.- Weiten Süd- und Mitteleuropas reisen. Nachdem sie in am Bosporus mit der einzigen Verkehrsspra-:.- _ -.:s.zh aufgewachsen war, wurde sie nun ständig "Cle7. Städten, neuen Kulturen, neuen Sprachen und konfrontiert. Otto und Theophanu reisten über das Rhein-Main-Gebiet in die sächsischen der Ottonen, nach Magdeburg und Qued-- ±:esen Monaten drang das gelehrte Latein der _hr Ohr, ebenso das Vulgärlatein der Italiener ir-ficzr_ der Alpen das Alemannische, Fränkische, _;r_d im teils slawisch besiedelten Raum Mag-das Slawische. Vor der Hochzeit mag sie al-mar -Jas Latein der Geistlichen vorbereitet worden liebe babylonische Sprachverwirrung ließ ihr das Waldflächen ohnehin schon finstere Eu-

r          als Barbarenland erscheinen.

—7.e..2chanu war klug und umsichtig genug, sich

-          - .:en Welt zurechtzufinden. Dabei waren die

den ersten Jahren alles andere als einfach, musste nach der Übernahme der Regie-Thron und Leben fürchten. Allerorten zanach. seine Macht zu schmälern, und bis-peorrig dem Kaiserpaar nur knapp, den Angrei-

.           Die beiden verteidigten ihre Macht,

m        der ersehnte Sohn geboren worden war,

ne Nachfolge gesichert. Den kleinen Otto III. keilen ke fortan kaum aus den Augen, reisten

 

 

 

immer zusammen, von 981 bis 983 auch nach Italien. Dort \ Er :r der Kaiser eine Schlacht gegen die Sarazenen — seine von ihr- _ »erhabene Mitkaiserin« (Coimperatrix augusta) verehrte Ga:-: hatte ihm von diesem Feldzug abgeraten. Anschließend ließ all in Verona seinen dreijährigen Sohn zum König wählen. Weil Kleine auf Wunsch der Adligen in Aachen gekrönt werden s: te, musste sich das Kaiserpaar von ihm trennen. Kurz nach 1: prächtigen Krönung Ottos III. am Weihnachtstag 983 erfuhr Festgesellschaft, dass sein Vater, Kaiser Otto II., 18 Tage zu\ c r Italien an einer Malariainfektion gestorben war.

OTTO II.

Otto II. (955-983), der Sohn Kaiser Ottos des Großen, wurde 961 zum König gewählt, 967 zum Mitkaiser gekrönt und heira¬tete 972 Theophanu. Er war hoch gebildet, doch sagte man ihm Unausgeglichenheit nach. Otto II. lebte in Streit mit dem west-fränkischen König Lothar, und in Süditalien erlebte er gegen die Sarazenen eine vernichtende Niederlage, bei der er nur mit Mühe sein Leben retten konnte. Er starb in Italien an Malaria. Als einzige-deutscher Kaiser wurde er in St. Peter zu Rom bestattet.

 

HEOPHANU

 

Ir.e.7 Schock war riesig. Zudem stand die Frage im Raum, wer Reich regieren sollte, denn eine rechtliche Regelung gab einen solchen Fall nicht. Für Theophanu war es keine Fra-.:aztass sie eine vormundschaftliche Regierung für ihren dreijäh-?ger Sohn führen würde, doch der nächste männliche Verwandte ierrh-ch von Bayern, der Vetter Ottos III., sah das ganz anders. e Macht zu erzwingen, brachte er die Kroninsignien und ugazr :er_ Thronfolger in seine Gewalt, und wegen dieser Monate, zearre7. er um die Königsmacht kämpfte, sollte man ihn später

"•r--r- c. den Zänker« nennen. Im Laufe des folgenden halben 11,-,re_. :ersuchte Heinrich vergeblich, Unterstützung durch den carlrsil)''iel zu gewinnen. Zudem waren seine Gegnerinnen kei-e. ltatir_szhen Leichtgewichte: Neben Theophanu kämpften ihre

trob-egerrnutter Adelheid (s. S. 38) sowie ihre Schwägerin Ma¬nage je Äbtissin von Quedlinburg, für den jungen Thronfolger. n'.a±d vereinbarten sie eine Zusammenkunft mit Heinrich Großen des Reiches für den 29. Juni 984 in Rara (Rohr ). Heinrich hatte die Rückgabe Ottos angekündigt, 7f niemand ihm so recht trauen. Als alle versammelt te plötzlich ein heller Stern am Himmel. Ein solches milmameisrEchen bei der größten Fürstenversammlung seit Jahren ":11" TGZ ein göttliches Zeichen für Otto III. sein: Alle fielen auf

1                     md stimmten einen Lobgesang an. Da-

nee= Jene sich Heinrich von Bayern und gab "MW Igei zig Kroninsignien als auch den vierjähri-

g? Aga Theophanu zurück - bei diesem be-gr?',.—:7). :-2>7 Stern von Rara« dürfte es sich

            Agar, -           großen Meteor gehandelt haben;

mt) - a - _-(ernten Lotharingien wurde von

L- -_-7.?szheinung am Himmel berichtet. 7 :-:_einrich seine Thronansprüche konnte Theophanu die Regie¬- a- Anfeindungen übernehmen. 7.:hgesetzt, obwohl sie weitge-

, 7 zestellt war. In der folgenden ,.;-::-Itschaft konnte sie eine Pha-=7 -....2ens im Reich einleiten, was

aor '2"—T    _         durch wegweisende außen-

            )),        - ,:sungen gelang: Sie machte

-          Memleben 984 zum Bischof

:2 damit - in Opposition zum

-          Ee Weichen für die spätere

 

Ostpolitik ihres Sohnes. Im Westen schuf sie sich durch die ; sehe Anerkennung des neuen französischen Königs Hugo Cal (s. S. 42) eine starke Position, die es ihr ermöglichte, die Zuo: nung Lotharingiens zum deutschen Regnum zu sichern. Sie v teidigte Lotharingien gegen die Macht des westfränkischen Kört und setzte alles daran, Brandenburg von den Slawen zurückzi obern. Das alles tat sie zweifellos souverän, denn schließlich 11 sie von klein auf mit Regierungsaufgaben vertraut gewesen. .A ihren vielen Reisen hatten sich zwei Mittelpunkte herausgebild an denen sie sich gerne aufhielt: Wann immer es ging, feierte Ostern in Quedlinburg und das Weihnachtsfest in Köln.

Im Dezember 989 weilte sie ohne ihren Sohn in Rom, um Totengedächtnis für ihren verstorbenen Mann zu begehen. 21 ihrer Rückkehr machte sie in Ravenna Station, dessen byzar nische Mosaikpracht sie an ihre Heimat erinnerte. Es war dit Eleganz der Mosaike Ravennas, die auch Theophanu zeitlebe ausstrahlte. Sie umgab sich stets mit prächtigen Gewändern u Schmuck und zeigte so allen, dass sie sich noch immer als sto Byzantinerin fühlte. Dieser Prunk rief auch Kritik hervor, dc alles in allem erfuhr sie große Wertschätzung. Der Chronist Thi mar von Merseburg fasste ihr Lebenswerk zwei Jahrzehnte spä zusammen: »Wohl war sie von schwachem Geschlecht, doch e nete ihr Zucht und Festigkeit und ein trefflicher Lebenswanc: was in Griechenland selten ist. So wahrte sie ihres Sohnes He schaft mit männlicher Wachsamkeit in ständiger Freundlichk gegenüber Rechtschaffenen, in Furcht gebietender Überlegenh gegenüber Aufsässigen.«

Im Juni 991 erlag Theophanu einer schweren Krankheit. mittlerweile elfjähriger Sohn Otto III. war in der Tod stunde bei ihr. Später sollte er in seinen Urkunc von »meiner geliebten Mutter« sprechen. 1\-Zz einer oftmals einsamen Regierungszeit wu ihr letzter Wunsch erfüllt — sie wurde in ih Lieblingskirche St. Pantaleon zu Köln bestat Damals begann Köln gerade, zu einer richti: Stadt zu werden, und Theophanu, die Großst terin, hatte dazu beigetragen, indem sie für st le Verhältnisse im westlichen Kaiserreich ges( hatte.

 





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