Donnerstag, 20. August 2015

Den täglichen Stress austricksen


Den täglichen Stress austricksen

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/AHNwZKSbsH8

Der Stress ist immer da, wo auch ich bin. Er sitzt mit mir am Tisch, geht mit mir zu Bett und wacht morgens mit mir

auf." Dieser Satz ist nunmehr 70 Jahre alt und stammt vom kanadischen Wissen¬schaftler Hans Seyle, der den Begriff „Stress" überhaupt erst einführte. An der Gültigkeit seiner Aussage hat sich nichts geändert: Kein Mensch kann dem Ein¬fluss seines eigenen Stresssystems ent¬kommen. Auch und gerade dann, wenn es überlastet ist.

Stress an sich ist nicht ungesund — im Gegenteil: Unser Körper

braucht zu gewissen Zeiten ein gewisses Maß des Stresshormons Cortisol. Würde es morgens vor dem Aufstehen nicht ausgeschüttet, kämen wir nicht aus dem Bett. „Auf die Menge kommt es an", er¬klärt die Stressmedizinerin Dr. Ulrike Heye. Es ist wie bei einer Wippe: Solange sie zwischen Stress und Entspannung hin und her kippt, geht es uns gut. Selbst wenn wir kurz heftigem Stress ausge-setzt sind, ist das kein Problem. Gefähr-lich wird es aber, wenn die Wippe sich nicht wieder senkt, dann stimmt die Bi-lanz nicht mehr — und das hat Folgen. Der US-Stressforscher Bruce McEwen prägte den Begriff der Allostase — ge-meint ist körperlicher Verschleiß. Die Alterung von Haut-, Muskel- und Kno-chengewebe beschleunigt sich durch Dauerstress zum Teil dramatisch. Im Um¬kehrschluss heißt das aber auch: Stress-abbau ist die

effektivste Anti-Aging-Strategie, die wir kennen.

Doch dem gestressten Gehirn einfach Gelassenheit zu verordnen, bringt über-haupt nichts.,,Stress galt lange als Mana¬gerkrankheit und war vor allem mit den hohen Anforderungen im Beruf verbun¬den", sagt Dr. Heye.,,Doch das gilt längst nicht mehr. Natürlich haben viele Men¬schen Stress im Job — das könnten sie aber kompensieren, wenn es dabei blie-

Kommen Sie runter - egal, wo Sie gerade sind und was Sie gerade stresst. Auf dieser und den folgenden Seiten finden Sie vier Übungen, die ebenso einfach wie wir¬kungsvoll sind. Sie sind überall möglich - in der U-Bahn, im Park oder am Fenster im Büro - und sie wirken-schon nach wenigen Sekunden. Suchen Sie sich Ihre Lieblingsübung aus, und gönnen Sie sich jeden Tag ein paar wertvolle Momente der Entspannung! be", sagt sie.,,Das Problem ist, dass Stress      me addieren, die der Körr

heute in fast allen Lebensbereichen auf¬  kompensieren kann. In ih,

tritt!' Oft bemerken wir das nicht, laden   Dr. Heye gemeinsam mit i

uns immer mehr auf und machen so die     auf die Suche nach den

Haben-Seite der Entspannung auch zum    Schmerzen. Viele haben e

Soll - und damit zu Stress. Wir geben al¬   densgeschichte hinter sic

les, um unserer Familie gerecht zu wer¬   fangen in einem Teufelsk

den, engagieren uns ehrenamtlich und      und Schmerz. „Stress ma,

haben jede Menge          fir       -

40-Stunden-Job?„Das das neben einem Freizeitstress. Und all kann nicht gut ge¬ Soll und Haben:

die individuelle

Stressbilanz

hen", sagt Dr. Heye.

Denn - was wir meist nicht im Blick ha¬     gen, wir sind empfindlich-

ben: Auch innere Einstellungen stressen, Wahrnehmung von Ger.

z.B. Perfektionismus, Pessimismus oder    Gerüchen - und natüri

ein geringes Vertrauen in die eigenen        Schmerz", sagt die Hambur:,

Fähigkeiten. All das addiert sich: „Unser   ist davon überzeugt: Schr,

Körper reagiert jedes Mal und schüttet     sachen Stress. Und der sorg

Stresshormone aus", sagt Dr. Heye. Auch das Schmerzge-

viele kleine oder mittelschwere Belastun¬          dächtnis sich noch

gen können sich so zu einer großen Sum-  schneller entwi-ckelt - unser Gehirn empfängt somit im¬mer wieder Schmerzsignale. Mehr noch: „Stress schwächt den Körper so, dass sich auch Entzündungen chronifizieren. Das hat eine Studie mit MS-Patienten ge¬zeigt. In ihrem Körper laufen ständig Ent¬zündungsprozesse ab. Ein Anti-Stress-Training hat die Entzündungen - und damit auch das Fortschreiten der Krank¬heit - signifikant eingedämmt. Stress ist also ein Hoch-Risikofaktor: Er verschlim¬mert Schmerzen, beschleunigt ihre Chronifizierung und schwächt den Kör¬per erheblich im Kampf gegen Entzün¬dungen." Seitdem Stress als Ursache für viele Krankheiten in den Fokus der Medi¬zin geraten ist, wurde intensiv nach dem wirksamsten Anti-Stress-Werkzeug ge¬forscht. Das Ergebnis ist verblüffend: Die effektivsten und nachhaltigsten Übun-gen sind zugleich die einfachsten. Auf diesen Seiten stellen wir vier der Übun-gen vor: Sie stammen aus der Kinesio-

 

logie, der Achtsamkeits- und Medi-tationspraxis und der progressiven Muskelentspannung. Das Geheimnis all dieser Übungen: Sie zwingen uns dazu, Luft zu holen, Abstand zu gewinnen und innezuhalten - und zwar innerhalb we-niger Sekunden. Dadurch brechen wir aus dem Hamsterrad aus, entspannen uns für einen Moment und tanken Kraft. Und wir nehmen wahr, wie es uns geht. Indem wir uns etwa anspannen und wie-der locker lassen, nehmen wir die Ent-spannung im Anschluss bewusst wahr (siehe Übung 4). Dadurch gewinnen wir unser Körpergefühl zurück und werden sofort aufmerksamer.

Klar ist: Stress ist unser ständiger Beglei¬ter. Wenn wir ihn zähmen und ihm nicht die Oberhand überlassen, kann er sogar zu einem guten Freund werden, und wir können die Zeit mit ihm - und vor allem die nachfolgende tiefe Entspannung ¬in vollen Zügen genießen.

 

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