Der Waschbär
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/1UWxPjdHLo0
n einem lauen Sommerai: reitet Frank Deuter auf .1.:
-
rasse seines liebevoll ge:
Gartens alles für seine ,
vor. Doch statt einen
zufadien oder ein ET
heranzurollen, stellt der pensionierte -__
rer nur Schüsseln auf. Zwei kleine_-_-nen füllt er etwa zehn Zentimeter hod: mit
frischem \\Tassen in die übrigen Be¬hälter kommen gewürfelter Sandkuchen und
kleingeschnittene Waffeln sowie un¬gesalzenes Knabberzeug: Sonnenblumen-kerne,
Walnüsse, Cashews, Haselnüsse. Mandeln. "Heute habe ich auch urige¬schälte
Erdnüsse", sagt Deuter und pla¬ziert die Schüssel auf einer kleinen Mau¬er
zwischen Garten und Terrasse. „Die gibt es nur selten, denn das macht eine
rechte Sauerei. Aber sie mögen einige fei
von ihnen besonders gerne." ge
Die Party steigt erst lange nach Son-nenuntergang. Um 22 Uhr
20 hört man es vo zum ersten Mal rascheln. Deuter, der um sd
die Sicherheit seiner späten Gäste höchst cr1(
besorgt ist und deshalb nicht mit seiner ge wahren Identität
in der Zeitung erschei- ck nen möchte, öffnet vorsichtig die Terras- Al sentür,
doch alles, was da durch den Licht- de kegel seiner Taschenlampe huscht, ist
ein ch kleiner Igel. "Die kommen schon noch flüstert Deuter und blich
vergnügt durch die nur leen-- - zurückgeschobene Terrassen¬tür auf ein gut
katzengroßes Tier, das direkt vor unseren Fü¬ßen die Schüsseln erkundet. „Das
ist ein ganz gemütlicher."
Struppi ist einer von etwa zehn Wasch¬bären, die Deuter und
seine Frau zu un¬terscheiden gelernt haben, seit sie vor vier Jahren zum ersten
Mal einen von ih¬nen in ihrem Garten antrafen. Seither stellen sie regelmäßig
Leckereien bereit, auf dass die Tiere auf ihren nächtlichen Streifzügen durch
die Nachbarschaft auch bei ihnen vorbeischauen. Als Nächs¬tes trifft auch Öhrli
mit zwei ihrer Jun¬gen ein. Die Deuters haben das Weib¬chen nach ihren
auffällig nach oben ge¬richteten Ohren benannt. Jeder Wasch¬bär hat
charakteristische Merkmale, an denen man ihn wiedererkennen kann", sagt
Frank Deuter. „Sie gehen auch alle anders an das Essen heran." Das können
wir später an „Spinner" studieren. Er plündert den Topf mit dem
Waffel-Nuss-Gemisch: Genauer, er wirft das Ge¬menge auf den Terrassenboden,
frisst aber nur die Nüsse, die Waffeln lässt er liegen. Struppi dagegen vergreift
sich vor allem am Sandkuchen. „Das ist schon eine verrückte Bande", sagt
Deu¬ter entzückt beim Blick auf das Gelange, das kurz nach Mitternacht in
vollem Gange ist.
Seine Begeisterung für die putzigen Tiere aus der mit echten
Bären nicht nä¬her verwandten Familie der Kleinbären teilte schon Alfred Brehm:
„Er ist ein munterer, schmucker Bursche, welcher durch größe Regsamkeit und
Beweglich¬keit sehr erfreut. In seinem geistigen We¬sen hat er etwas
affenartiges. Er ist heiter, munter, neugierig, neckisch und zu lusti¬gen
Streichen aller Art geneigt, aber auch muthig, wenn es sein muß, und beim
Beschleichen seiner Beute listig wie der Fuchs", schrieb Brehm 1883 in
seinem ,Thier-
leben" über Procyon lotor. Der war da-mals noch ein
reiner Nordamerikaner, gelangte seither aber mehrfach in andere Erdteile und so
auch zu uns (siehe „Der Mythos vom Nazi-Raccoon").
Trotz aller List sind Waschbären weni¬ger Jäger als Sammler.
„Sie sind ziemlich faul und fressen, was sich gerade ohne viel Mühe finden
lässt", erklärt die Forst¬biologin Berit Michler, vom "Projekt
Waschbär" an der TU Dresden, das zwischen 2006 und 20n die Lebenswei¬se
der Waschbären des Mü-ritz-Nationalparks untersuchte. Über das Jahr hinweg
verputzt ein Waschbär zu etwa gleichen Teilen vegetarische Kost wie Samen und
Früchte, Wirbello¬se wie Schnecken, Würmer und Insekten und kleine Wirbeltiere
wie Mäuse, Frö¬sche oder einen gelegentlichen Fisch.
dort hinein, bevor es sie verputzt. Jungen -machen das noch
nicht", Deuter. „Und der Struppi wäscht nur Sandkuchen, nicht die
Waffeln."
Man könne es wohl einfach als S. mit dem Essen deuten, meint
Hohmann, Leiter der Forschungsgru Waldökologie der Landesforsten Rht
land-Pfalz, der sich intensiv mit den bensgewohnheiten deutscher Wasch ren
befasst hat. „Da der Tastsinn im N bereich ihr Führungssinn ist, ist das
fummeln von Dingen im Wasser offen sehr beglückend. So wie Hunde gern Garten
buddeln." Berit Michler Ven tet, dass die Tiere ihre Nahrung im V ser auch
besser wahrnehmen. Der 1 sinn der Handballen und der langen 5. neshaare über
den Krallen werde in Wasser noch empfindlicher. Oder Struppi der Sandkuchen
Deuters eint nur zu trocken?
Das Treiben nächtlichen
7
rasse wider7. die
noch ofi
lesende Lel= Iljaschbären
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außerhalb dtr Paar,- orszeit rr Einzelgänger. „.Ta.7-_.
re ganzjährig in r2.7.r. -2 +2627 —
gern Kontakt mit st:7
gen ein komplexes -3
Hohmann So halter. - ¬Kontakt zu ihren Mir.- 7:
weiblichen Verwandten. -
dings kein festes Rudel. _
wie viele Primaten, Elefanten in einer sogenannten „Fission-F
Gesellschaft, die sich immer wie kleinere Untergruppen aufteilt_ halb dieses
weiblichen Netzwerks ST7: die Rüden, die oft auf weite W.3,7_ schalt gehen, um
ranzige Fähen. also : nmgswillige Weibchen. zu finden. bleibt auch der
Wäschbännann gern allein, sondern bildet langfris Koalitionen mit
Geschlechtsgenoss,rr
Dank des breiten Nahrungsst trums, scharfer Sinne, seiner
Intelli2 und des Rückhalts der Gruppe getan dem Waschbär wie nur wenigen ar
ren. Säugern, sich als Kulturfolger in: ten menschlicher Siedlungen bre::
machen. In seiner nordamerikarti_sc. Heimat begann Anfang des 20. Jahre derts
die Besiedlung von Großst2.: wie Cincinnati, Washington, Chic oder Toronto. In
der. kanadischen _N pole gibt es heute bis zu 150 Tiere Quadratkilometer. Sie leben
damit mindestens eine Größenordnung ter als in den umgebenden Wälder: rem
natürlichen Habitat.
Beliebt machen sich die Stad-..7 nicht immer. Sie werfen
Abfallt: 7_ um, leeren über Nacht Obstbäumt Meisenkästen, dringen in Häust7 und
räumen Kühlschränke aus. Au.± ten sie sich zuweilen auf Dachböd,: wo sie das
Dämmmaterial zerkaut: ihre Ausscheidungen hinterlasse: noch dazu die Eier
desspulwurms enthalten kann. Dieser Para-sit kann in seltenen Fällen auch auf
den Menschen überspringen und gefährliche Komplikationen auslösen. Allerdings
sind selbst aus den amerikanischen Hoch¬burgen des Waschbärs nur eine Hand¬voll
solcher Fälle aktenkundig.
Auch in Deutschland wurde aus dem Wasch- mancherorts ein
Problembär. In Kassel, Leipzig oder Berlin plündern sie Schrebergärten und
verwüsten Dach-böden. Berühmt wurde der Rüde
der ab 2008 für mehrere Jahre im Park¬haus eines Luxushotels
am Alexander-platz eincheckte. Doch gilt der Wasch¬bär hierzulande nicht nur
als Ärgernis für den Menschen. Naturschützer fürch¬ten, er könnte zu einer
Bedrohung für heimische Arten werden, die nicht an den Jagddruck oder die
Konkurrenz der findigen Kleinbären angepasst sind. Dra¬matische Beispiele für
solche Prozesse gibt es in Ökologielehrbüchern genug ¬Neuseeland etwa verlor.
einen Großteil seiner Vogelfauna durch eingeschleppte Ratten, Katzen und Hunde.
Ihnen steht allerdings eine stille Mehrheit relativ un-problematischer
Neubürger gegenüber, die sich weitgehend folgenlos in neue Ökosysteme
eingegliedert haben. In wel¬che Kategorie der deutsche Waschbär fällt und wie
man mit ihm umgehen soll¬te, ist zwischen Jägern, Naturschützern und
Tierfreunden heftig umstritten.
Als praktizierten Artenschutz sieht es der Deutsche
Jagdverband (DJV), wenn dem Waschbär als sogenanntes Raubwild mit Gewehr und
Falle nachgestellt wird. „Für bedrohte Bodenbrüter wie Gro߬trappe, Kiebitz,
Auer- und Birkhuhn oder die letzten Sumpfschildkröten Deutschlands in
Brandenburg hat sich ge¬zeigt, dass lebensraumverbessernde Ma߬nahmen allein
nicht reichen. Fressfeinde wie Fuchs, Marder oder Waschbär müs¬sen reduziert
werden", sagt DJV-Spre-cher Thorsten Reinwald. So bedrohe der Waschbär in
Thüringen den Uhu, weil er dessen Brutplätze in Baumhöhlen be-setze und
Euleneier stibitze.
Allerdings sind Naturschutzverbände wie Nabu oder BUND von
einer ökolo¬gisch notwendigen Rolle des Jägers als Top-Predator nicht
überzeugt. Raubtiere spielten eine wichtige Rölle als Regulativ der Bestände
ihrer Beutetiere, ihre Beja-gung könne die eigentlichen Probleme wie die
Zerstörung geeigneter Lebensräu¬me nicht lösen. Problematisch ist zudem, dass
es für die erlegten Tiere meist keine sinnvolle Verwertung gibt - Wildpelze,
die der DJV als nachhaltiges Naturpro¬dukt bewirbt, fmden heute kaum noch
Absatz. Ohne Verwertung bleibt aber nur der fragliche ökologische Nutzen als
Rechtfertigung der Jagd auf Raubwild, denn das Töten von Wirbeltieren „ohne
vernünftigen Grund" stellt das Tier-
schutzgesetz unter Strafe
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