Sonntag, 23. August 2015

Der Waschbär


Der Waschbär

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/1UWxPjdHLo0

n einem lauen Sommerai: reitet Frank Deuter auf .1.:

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rasse seines liebevoll ge:

Gartens alles für seine ,

vor. Doch statt einen

zufadien oder ein ET

heranzurollen, stellt der pensionierte -__

rer nur Schüsseln auf. Zwei kleine_-_-nen  füllt er etwa zehn Zentimeter hod: mit frischem \\Tassen in die übrigen Be¬hälter kommen gewürfelter Sandkuchen und kleingeschnittene Waffeln sowie un¬gesalzenes Knabberzeug: Sonnenblumen-kerne, Walnüsse, Cashews, Haselnüsse. Mandeln. "Heute habe ich auch urige¬schälte Erdnüsse", sagt Deuter und pla¬ziert die Schüssel auf einer kleinen Mau¬er zwischen Garten und Terrasse. „Die gibt es nur selten, denn das macht eine rechte Sauerei. Aber sie mögen einige fei

von ihnen besonders gerne."  ge

Die Party steigt erst lange nach Son-nenuntergang. Um 22 Uhr 20 hört man es vo zum ersten Mal rascheln. Deuter, der um sd

die Sicherheit seiner späten Gäste höchst            cr1(

besorgt ist und deshalb nicht mit seiner ge wahren Identität in der Zeitung erschei- ck nen möchte, öffnet vorsichtig die Terras- Al sentür, doch alles, was da durch den Licht- de kegel seiner Taschenlampe huscht, ist ein ch kleiner Igel. "Die kommen schon noch flüstert Deuter und blich vergnügt durch die nur leen-- - zurückgeschobene Terrassen¬tür auf ein gut katzengroßes Tier, das direkt vor unseren Fü¬ßen die Schüsseln erkundet. „Das ist ein ganz gemütlicher."

Struppi ist einer von etwa zehn Wasch¬bären, die Deuter und seine Frau zu un¬terscheiden gelernt haben, seit sie vor vier Jahren zum ersten Mal einen von ih¬nen in ihrem Garten antrafen. Seither stellen sie regelmäßig Leckereien bereit, auf dass die Tiere auf ihren nächtlichen Streifzügen durch die Nachbarschaft auch bei ihnen vorbeischauen. Als Nächs¬tes trifft auch Öhrli mit zwei ihrer Jun¬gen ein. Die Deuters haben das Weib¬chen nach ihren auffällig nach oben ge¬richteten Ohren benannt. Jeder Wasch¬bär hat charakteristische Merkmale, an denen man ihn wiedererkennen kann", sagt Frank Deuter. „Sie gehen auch alle anders an das Essen heran." Das können wir später an „Spinner" studieren. Er plündert den Topf mit dem Waffel-Nuss-Gemisch: Genauer, er wirft das Ge¬menge auf den Terrassenboden, frisst aber nur die Nüsse, die Waffeln lässt er liegen. Struppi dagegen vergreift sich vor allem am Sandkuchen. „Das ist schon eine verrückte Bande", sagt Deu¬ter entzückt beim Blick auf das Gelange, das kurz nach Mitternacht in vollem Gange ist.

Seine Begeisterung für die putzigen Tiere aus der mit echten Bären nicht nä¬her verwandten Familie der Kleinbären teilte schon Alfred Brehm: „Er ist ein munterer, schmucker Bursche, welcher durch größe Regsamkeit und Beweglich¬keit sehr erfreut. In seinem geistigen We¬sen hat er etwas affenartiges. Er ist heiter, munter, neugierig, neckisch und zu lusti¬gen Streichen aller Art geneigt, aber auch muthig, wenn es sein muß, und beim Beschleichen seiner Beute listig wie der Fuchs", schrieb Brehm 1883 in seinem ,Thier-

leben" über Procyon lotor. Der war da-mals noch ein reiner Nordamerikaner, gelangte seither aber mehrfach in andere Erdteile und so auch zu uns (siehe „Der Mythos vom Nazi-Raccoon").

Trotz aller List sind Waschbären weni¬ger Jäger als Sammler. „Sie sind ziemlich faul und fressen, was sich gerade ohne viel Mühe finden lässt", erklärt die Forst¬biologin Berit Michler, vom "Projekt Waschbär" an der TU Dresden, das zwischen 2006 und 20n die Lebenswei¬se der Waschbären des Mü-ritz-Nationalparks untersuchte. Über das Jahr hinweg verputzt ein Waschbär zu etwa gleichen Teilen vegetarische Kost wie Samen und Früchte, Wirbello¬se wie Schnecken, Würmer und Insekten und kleine Wirbeltiere wie Mäuse, Frö¬sche oder einen gelegentlichen Fisch.

 

dort hinein, bevor es sie verputzt. Jungen -machen das noch nicht", Deuter. „Und der Struppi wäscht nur Sandkuchen, nicht die Waffeln."

Man könne es wohl einfach als S. mit dem Essen deuten, meint Hohmann, Leiter der Forschungsgru Waldökologie der Landesforsten Rht land-Pfalz, der sich intensiv mit den bensgewohnheiten deutscher Wasch ren befasst hat. „Da der Tastsinn im N bereich ihr Führungssinn ist, ist das fummeln von Dingen im Wasser offen sehr beglückend. So wie Hunde gern Garten buddeln." Berit Michler Ven tet, dass die Tiere ihre Nahrung im V ser auch besser wahrnehmen. Der 1 sinn der Handballen und der langen 5. neshaare über den Krallen werde in Wasser noch empfindlicher. Oder Struppi der Sandkuchen Deuters eint nur zu trocken?

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wie viele Primaten, Elefanten in einer sogenannten „Fission-F Gesellschaft, die sich immer wie kleinere Untergruppen aufteilt_ halb dieses weiblichen Netzwerks ST7: die Rüden, die oft auf weite W.3,7_ schalt gehen, um ranzige Fähen. also : nmgswillige Weibchen. zu finden. bleibt auch der Wäschbännann gern allein, sondern bildet langfris Koalitionen mit Geschlechtsgenoss,rr

Dank des breiten Nahrungsst trums, scharfer Sinne, seiner Intelli2 und des Rückhalts der Gruppe getan dem Waschbär wie nur wenigen ar ren. Säugern, sich als Kulturfolger in: ten menschlicher Siedlungen bre:: machen. In seiner nordamerikarti_sc. Heimat begann Anfang des 20. Jahre derts die Besiedlung von Großst2.: wie Cincinnati, Washington, Chic oder Toronto. In der. kanadischen _N pole gibt es heute bis zu 150 Tiere Quadratkilometer. Sie leben damit mindestens eine Größenordnung ter als in den umgebenden Wälder: rem natürlichen Habitat.

Beliebt machen sich die Stad-..7 nicht immer. Sie werfen Abfallt: 7_ um, leeren über Nacht Obstbäumt Meisenkästen, dringen in Häust7 und räumen Kühlschränke aus. Au.± ten sie sich zuweilen auf Dachböd,: wo sie das Dämmmaterial zerkaut: ihre Ausscheidungen hinterlasse: noch dazu die Eier desspulwurms enthalten kann. Dieser Para-sit kann in seltenen Fällen auch auf den Menschen überspringen und gefährliche Komplikationen auslösen. Allerdings sind selbst aus den amerikanischen Hoch¬burgen des Waschbärs nur eine Hand¬voll solcher Fälle aktenkundig.

Auch in Deutschland wurde aus dem Wasch- mancherorts ein Problembär. In Kassel, Leipzig oder Berlin plündern sie Schrebergärten und verwüsten Dach-böden. Berühmt wurde der Rüde

 

der ab 2008 für mehrere Jahre im Park¬haus eines Luxushotels am Alexander-platz eincheckte. Doch gilt der Wasch¬bär hierzulande nicht nur als Ärgernis für den Menschen. Naturschützer fürch¬ten, er könnte zu einer Bedrohung für heimische Arten werden, die nicht an den Jagddruck oder die Konkurrenz der findigen Kleinbären angepasst sind. Dra¬matische Beispiele für solche Prozesse gibt es in Ökologielehrbüchern genug ¬Neuseeland etwa verlor. einen Großteil seiner Vogelfauna durch eingeschleppte Ratten, Katzen und Hunde. Ihnen steht allerdings eine stille Mehrheit relativ un-problematischer Neubürger gegenüber, die sich weitgehend folgenlos in neue Ökosysteme eingegliedert haben. In wel¬che Kategorie der deutsche Waschbär fällt und wie man mit ihm umgehen soll¬te, ist zwischen Jägern, Naturschützern und Tierfreunden heftig umstritten.

Als praktizierten Artenschutz sieht es der Deutsche Jagdverband (DJV), wenn dem Waschbär als sogenanntes Raubwild mit Gewehr und Falle nachgestellt wird. „Für bedrohte Bodenbrüter wie Gro߬trappe, Kiebitz, Auer- und Birkhuhn oder die letzten Sumpfschildkröten Deutschlands in Brandenburg hat sich ge¬zeigt, dass lebensraumverbessernde Ma߬nahmen allein nicht reichen. Fressfeinde wie Fuchs, Marder oder Waschbär müs¬sen reduziert werden", sagt DJV-Spre-cher Thorsten Reinwald. So bedrohe der Waschbär in Thüringen den Uhu, weil er dessen Brutplätze in Baumhöhlen be-setze und Euleneier stibitze.

Allerdings sind Naturschutzverbände wie Nabu oder BUND von einer ökolo¬gisch notwendigen Rolle des Jägers als Top-Predator nicht überzeugt. Raubtiere spielten eine wichtige Rölle als Regulativ der Bestände ihrer Beutetiere, ihre Beja-gung könne die eigentlichen Probleme wie die Zerstörung geeigneter Lebensräu¬me nicht lösen. Problematisch ist zudem, dass es für die erlegten Tiere meist keine sinnvolle Verwertung gibt - Wildpelze, die der DJV als nachhaltiges Naturpro¬dukt bewirbt, fmden heute kaum noch Absatz. Ohne Verwertung bleibt aber nur der fragliche ökologische Nutzen als Rechtfertigung der Jagd auf Raubwild, denn das Töten von Wirbeltieren „ohne vernünftigen Grund" stellt das Tier-

schutzgesetz unter Strafe







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