Hacken eines Flugzeuges
Author D.Selzer-McKenzie
Laut einem FBI-Protokoll ist Chris Roberts als Passagier
während eines Fluges bereits bis zu 20-mal in die Elektronik verschiedener
Flugzeuge I' eingedrungen. Einmal soll der „„-- amerikanische IT-Experte und
Cyber-Sicherheitsberater sogar
( den Kurs
verändert haben
B in gerade an Bord einer Boe¬ing 737. Sollen wir mal die
Sauerstoffmasken runterlas¬sen? :)" Diese von Chris Ro-berts während eines
Flugs per Twitter abgesetzte Nachricht löst am 15. April 2015 einen Großalarm
aus - denn Ro-berts schreibt sie nicht im Cockpit als Pilot, sondern von seinem
Sitz Nummer 3A als Passagier. Die Reaktion auf die drei Zeilen Text ist
berechtigt, denn schließlich steht hinter „@Sidragon1" nicht irgendein
Scherzkeks, sondern der Gründer des IT-Beratungsunterneh-mens One World Labs:
Roberts gilt als einer der besten Experten der Erde für Cyber-Kriminalität und
berät unter anderem Regierungsbehörden der Ver-einigten Staaten. Bereits auf
dem Flug-hafen, von dem sein Anschlussflug star-tet, nimmt ihn das FBI fest.
Doch hat Roberts tatsächlich den United-Air-lines-Flug von Denver nach Chicago
gekapert?
WIE GELANGT MAN PER KABEL INS COCKPIT?
Insgesamt 15- bis 20-mal soll sich Ro-berts mit seinem
Laptop bereits in Pas-sagiermaschinen wie die Boeing 737 oder den Airbus A320
gehackt haben. In einem Fall konnte er mit dem Befehl „steigen" an die
Triebwerkssteuerung sogar erfolgreich die Flugroute ändern. So steht es
zumindest in einem Ge-sprächsprotokoll des FBI. Als Einfallstor in das Cockpit
dient Roberts das bord¬eigene Unterhaltungssystem, über das
EINFALLSTOR W-LAN
Moderne Flugzeuge bieten ihren Passagieren kabelloses
Internet. Für Hacker ist das wie eine Tür zum Cockpit: Am Flughafen könnten sie
vom Boden aus Schadsoftware in den Flieger einschleusenjeder Passagier auf
Filme, Musik oder auch Spiele zugreifen kann. Die Abspiel-stationen, sogenannte
Seat Electronic Boxes, sind unter den Sitzflächen ver-baut - dort klinkt
Roberts laut Ermitt-lungen seinen Laptop per Kabel ein. Wenig später geben FBI
und Transport-sicherheitsbehörde eine Warnung vor Hackern an die Fluglinien
heraus...
SIND FLUGZEUGE ONLINE?
Fakt ist:,,Es gibt in modernen Flugzeu-gen eine ganze Reihe
von Einfallstoren, über die Hacker in die verschiedenen Systeme vordringen
können", erklärt Hugo Teso, Pilot und gleichzeitig IT-Fachmann für
Flugsicherheit. So bieten immer mehr Fluggesellschaften ihren Kunden an Bord
neuerer Flugzeuge W-LAN an. Was kaum jemand weiß: Das Netzwerk, mit dem die
Passagiere sur-fen, ist das gleiche wie das, mit dem Piloten das Flugzeug
steuern - nur eine Firewall, also eine elektronische Barrie-re, trennt beide.
Das macht das Fliegen ökonomischer: Während ursprünglich jedes Instrument an
Bord eine mehr
oder weniger separate „Maschine" war, teilen sich in
modernen Flugzeugen verschiedene Geräte ein und denselben Computer. Dieses
Konzept spart bei-spielsweise bei einer Boeing 787 fast eine Tonne Gewicht und
damit Treib-stoffkosten. Doch Computersysteme, die nicht physisch voneinander ge¬trennt
sind, sind immer verwundbar. Sobald ein Passagier surft, ist ein Flug¬zeug Teil
des Internets und damit ein potenzielles Ziel krimineller Hacker.,,Ein Virus
oder ein Schadprogramm, das in eine Website eingeschleust wird, könn¬te eine
Möglichkeit für einen bösartigen Angriff bieten, um Zugang zur Maschi¬ne zu
erlangen", prangert ein Bericht des U.S. Government Accountability Office
an, eines Untersuchungsorgans des US-Kongresses. Im Klartext: Eine
Flugzeugentführung könnte auch vom Erdboden aus durchgeführt werden. Offiziell
wiegeln Fluggesellschaften, Hersteller und auch das deutsche Bun-desamt für
Sicherheit in der Informa-tionstechnik (BSI) bislang ab: „Selbst ein
erfolgreicher Angriff wäre aus unse-rer Sicht nur geeignet, den Piloten zu
verwirren, nicht aber, das Flugzeuc selbst zu steuern",
so das BSI in eine-Stellungnahme.
Aber stimmt das wirklich? Im März 201 wird bekannt, dass der
Bordcomputer einen Airbus A321 mit dem Ziel Mün¬chen in die Tiefe geschickt
hat. Nur durch einen Not-Reset des Computers sei es den Piloten gelungen, das
Flug¬zeug wieder unter Kontrolle zu bringen. Schuld daran seien eingefrorene
Instru-mente und falsche Daten gewesen. Für die Besatzung mündet diese Panne in
einen Albtraum: Sie ziehen die Maschi¬ne nach oben - und der Computer steu¬ert
sie weiterhin mit 1000 Metern pro Minute dem Erdboden entgegen ...
DER COMPUTER ALS KOPILOT?
Schleichend
erobern sich Computer im-mer mehr Macht im Cockpit: Schon in diesem Jahr werden
die ersten Testflüge des Pentagon mit elektronischem Ko-piloten beginnen. Und
die ersten voll-automatischen Frachtmaschinen sind bereits in Planung. Für
kriminelle Ha¬cker eine großart
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