Die Belagerung von Leningrad anno 1944
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/6bSjCRE9vJM
DIE BELAGERUNG VON LENINGRAD WAR NICHT NUR EIN MONUMENTALES
UND SCHRECKLICHES KAPITEL IM ZWEITEN WELTKRIEG, SONDERN AUCH EINE GROSSE
MENSCHLICHE TRAGÖDIE, DIE ETWA EINE MILLION OPFER FORDERTE.
Im Juni 1941 begann die deutsche Invasion in der
Sowjetunion, das »Unternehmen Barbarossa«. Drei gewaltige Armeekeile stießen
weit in das Land vor, einer südwärts in die Ukraine, einer ostwärts Richtung
Moskau und der dritte nordwärts nach Leningrad, Russ-lands zweitgrößter Stadt.
DER DEUTSCHE VORSTOSS
In den ersten fünf Monaten schien der deutsche Vorstoß
unaufhalt-sam zu sein. Am 15. September hatte die Heeresgruppe Nord Lenin-grad
fast vollständig eingeschlossen, abgesehen von einer kleinen Eisenbahnlinie,
die sich zum Ladogasee im Norden der Stadt schlän-gelte. In Leningrad saßen 2,6
Millionen Menschen in der Falle. Es gelang den Deutschen nicht, die Stadt
einzunehmen; aber am 9. No-vember unterbrachen sie die Eisenbahnverbindung bei
Tichwin. Schon vorher hatte die Bevölkerung nur noch Nahrungsmittel für s
vier bis acht Wochen gehabt, und als einer der grausamsten
Winter aller Zeiten begann, verhungerten viele Ein-wohner der Stadt. (Tichwin
wurde später zurücker¬obert, was die Lage aber kaum verbesserte.)
MAHLZEITEN AUS PAPIER UND LEIM Etwa 30 Tonnen Proviant
gelangten im Winter über den zugefrorenen Ladogasee nach Leningrad, und im
Sommer verkehrten Schiffe; aber das genügte bei weitem nicht für fast drei
Millionen Menschen. Da-
rum verzehrten sie alles, was essbar war, einschließlich
Pferden, Hunden, Katzen, Krähen und Ratten, und als selbst diese Quellen
erschöpft waren, wurden Leim, Kerzen, Papier und Leder zu Nahrungsmitteln.
Allein am 25. Dezember 1941 starben über 3 500 Menschen. Außerdem beschossen
die Artillerie und die Luft¬waffe der Deutschen die Stadt unaufhörlich. Während
der Belage¬rung wurden mehr als 150 000 Granaten auf Leningrad abgefeuert. Als
die Rote Armee die Stadt im Februar 1944 befreite, waren rund 950 000 Menschen
verhungert oder getötet worden. Es war nur eine von vielen Tragödien im
deutsch-sowjetischen Krieg von 1941 bis1945. Insgesamt verlor die Sowjetunion
etwa 25 Millionen Soldaten und Zivilisten. ■
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