Kreuzzüge – Die Neue Art der Kreuzzüge
Author D.Selzer-McKenzie
EINE NEUE ART DES KREUZZUGES
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bwohl Papst Innozenz
vom Gemetzel in Konstantinopel entsetzt war, hatte er sich doch sehr über die
Zerstörung der östlichen Kirche und die Durchsetzung der latei¬nischen gefreut.
Er wies die Kreuzritter und die Kleriker an, »das Reich von Konstantino¬pel zu
verteidigen und zu halten«, mit Hilfe dessen das Heilige Land leichter aus den
heid¬nischen Händen zu befreien war. Der gesamte Westen feierte, als die
Reichtümer aus Byzanz die Kirchen Europas zu füllen begannen. Wer ein zartes
Gewissen hatte, konnte die¬sen Raub so vieler heiliger Relikte mit den
tröstenden Worten furta sacra oder »geheiligter Diebstahl« entschuldigen. Diese
Kirchenlehre besagte, schon allein der erfolgreiche Dieb¬stahl der Knochen
eines Heiligen belege, daß der fragliche Heilige dem Dieb die Erlaubnis dazu
gegeben habe und eindeutig wünsche, daß seine Knochen fortgenommen und an genau
jenen Ort gebracht werden sollten, an den der Dieb sie zu bringen gedachte!
Doch langsam sickerte das gewaltige Ausmaß dessen durch, was
geschehen war. Papst Innozenz erhielt detaillierte Berichte und war von der
brutalen, barbarischen und gottes-lästerlichen Plünderung Konstantinopels
entsetzt. Seine Briefe an die Anführer des Kreuz¬zuges beschuldigten diese
wegen des blutrünstigen Vorgehens mit bitteren Worten. Beson¬ders wütend war er
angesichts der Erkenntnis, daß die Eroberer die Beute aufgeteilt und, ohne ihn
zu fragen, eine neue Kirchenorganisation gegründet hatten.
Der Sieg über die Ostkirche hatte Teil des Prozesses sein
sollen, der eine einzige, welt¬weite päpstliche Monarchie schaffen sollte, was
Innozenz Ziel war. Statt dessen war der
neue lateinische Patriarch in Konstantinopel von Venedig
eingesetzt worden, nicht von ...,
Rom. Die Venezianer hatten die Hagia Sophia übernommen und
die Mannschaft für den
Betrieb der Kathedrale aus eigenen Leuten zusammengestellt —
von denen vier nicht ein¬mal schreiben konnten! Der Kreuzzug des Papstes war
entführt worden.
Als Krönung erfuhr Innozenz, daß sein Vertreter die
Kreuzritter von ihrem Schwur, ins Heilige Land weiterzuziehen, entbunden hatte.
Der Kreuzzug hatte ein Werkzeug der päpst¬lichen Oberherrschaft sein sollen.
Niemand als der Papst hatte sie davon entbinden dürfen.
Der Kreuzzug gegen Christen
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inhundert Jahre zuvor hatte Urban II. den Rittern von Europa
erklärt, daß es ein Verbrechen sei, Christen zu töten, und es ihre Aufgabe sei,
die bedrohten Kirchen des Ostens zu retten. Innozenz III. hatte keine
Gewissensbisse bei der Ermordung von Christen die seine Ziele »aktiv
behinderten«. Sein Kreuzzug zerstörte die Kirchen des Ostens.
Diese Veränderung wurde vier Jahre nach der Plünderung
Konstantinopels noch deut¬licher, als Innozenz einen Kreuzzug gegen die
Katharer führte — eine Gemeinschaft von Christen in Südfrankreich, die die
Hoheit des Papstes nicht anerkannten. Seine Worte klangen seitdem bei vielen
brutalen Demagogen Europas nach:
»Die tiefverwurzelte Verderbtheit der abscheulichen Ketzerei
wächst beständig in der Gegend von Toulouse und hört nicht auf, scheußliche
Ableger hervorzubringen... Laßt uns unverzüglich und mit Hilfe vieler beginnen,
diese böse Menschenbrut zu bestrafen... Geschwüre, die nicht auf Behandlung mit
Salbe reagieren, müssen mit dem Messer herausgeschnitten werden. Diejenigen,
die die Bestrafung der Kirche nicht ernst nehmen, müssen mit dem Arm der
weltlichen Macht zermalmt werden.«
Diese abscheulichen Ketzer glaubten, daß die materielle Welt
sündig und das ideale Leben eines der Keuschheit, Schlichtheit und Armut sei.
Und sie waren Pazifisten. Sie glaubten, daß Gewalt schlecht sei. Kein Wunder
also, daß ein christlicher Papst verlangte, man solle sie »mit dem Messer
herausschneiden«!
Cathari bedeutet »Die Reinen«. Die Vorstellung, die man
einst mit den Tafuren ver¬bunden hatte, nämlich daß die Armen und Reinen die
wahren Nachfolger Christi seien, hing mit der altchristlichen Vorstellung der
Gnostiker zusammen, daß die körperliche Welt das Reich Satans sei. Die Katharer
bauten eine eigene Kirche auf, in der ausgewählte Gläu¬bige ein Sakrament
empfingen, das sie von dieser bösen körperlichen Welt trennte. Sie rei¬sten als
Bettler im Land herum und lebten ihr Leben in Keuschheit und Armut.
Im Jahre 1208 war Innozenz von der Verbreitung ihres
Glaubens derartig aufgebracht, daß er einen öffentlichen Brief schrieb und
erklärte, daß die pazifistischen Ketzer »nicht nur ihre Zungen schärfen, um
unsere Seelen zu zerstören, sondern in Wirklichkeit ihre Hände ausstrecken, um
unsere Körper zu töten«. Er rief das Christentum gegen sie zu den Waffen und
versicherte allen Rittern, daß sie sich den Besitz der Ketzer aneignen dürften.
Die Ka-tharer anzugreifen wäre ein Akt der Frömmigkeit, der die Vergebung aller
Sünden garantie¬re, die die Mörder begangen hatten — wie ein Kreuzzug ins
Heilige Land; er bot ihnen sogar einen größeren Nachlaß als bei einem Kreuzzug
gegen die Moslems. Anstelle einer kom¬pletten Pilgerreise nach Jerusalem
benötigte ein Krieger zur Vergebung aller Sünden nun nur noch einen
vierzigtägigen Dienst gegen die Ketzer — die normale Zeit feudaler
Militärpflicht!
Päpstliche Herrschaft stand immer im Mittelpunkt der
Kreuzzüge. Der Kreuzzug war ein Krieg im Namen Roms. Roms Macht, Männer zu
bewegen, war unmittelbar mit der vermeintlichen Macht des Papstes verbunden,
die Himmelstore aufzuschließen. Unter Innozenz erreichte der Kreuzzug seine
natürliche Blüte. Die Kreuzritter waren die Assassi-nen des Papstes — keine
Einzelpersonen, sondern ganze Armeen, die gegen jeden Feind sei¬ner Wahl ins
Feld geschickt werden konnten und die als Gegenleistung nicht einfach
welt¬lichen Lohn, sondern das Paradies erhielten.
Die päpstliche Vorstellung von der Welt war eine ganz und
gar totalitäre; die Menschen sollten untereinander keine Bande haben, sondern
nur ein Band zur Kirche. Ketzerei ist ein Ausdruck für geteiltes Anderssein. In
einer Kultur, in der die Religion jeden Aspekt des Lebens bestimmt, werden
kulturelle Unterschiede als religiöse Unterschiede betrachtet. Ein Krieg gegen
die Ketzerei war ein Krieg gegen das Anderssein.
Die Provence, Languedoc und Katalonien, wo der katharische
Glaube weit verbreitet und auf jeder gesellschaftlichen Ebene hoch angesehen
war, waren auch Gebiete der Trou-badore und der Bildung. Das südliche
Frankreich lehnte die wirtschaftliche und politische Vorherrschaft des
nördlichen Frankreich ab, das man für roh und unkultiviert hielt. Im Süden
verbreitete sich der Katharismus unter Adligen und gebildeten Stadtbewohnern
ebenso wie unter den Armen. Als Innozenz die Grafen von Toulouse und Beziers —
von denen keiner selbst Katharer war — anwies, den »Feind« in ihrer Mitte zu
tilgen, weiger¬ten sie sich einfach, und ein päpstlicher Abgesandter wurde
getötet. Als der Papst darauf¬hin die Gläubigen zu einem Kreuzzug ins Land der
Ketzer aufrief, befahl er tatsächlich den Nordfranzosen, einen Krieg gegen die
Südfranzosen zu führen und sich ihren Besitz anzu¬eignen. Diese reagierten mit
Begeisterung.
Die Katharer wandten sich auch gegen die Macht des Papstes.
Sie glaubten nicht, daß die Sakramente irgendeine Wirkung hätten; sie glaubten
nicht, daß Priester oder Messen eine besondere Macht besäßen. Was ihrer Meinung
nach zählte, war einfach, wie man sich verhielt. Was bedeutete, daß der Papst
überflüssig war und sein Anspruch auf die Macht, die Tore des Himmel zu öffnen,
schlicht und einfach dünkelhafte Protzerei.
Rom hatte Prediger losgeschickt, um sie von ihrer Fehlern zu
überzeugen, doch die Arroganz dieser Prediger, die den Reichtum einer sehr
weltlichen Kirche zur Schau trugen, verkehrte ihre Absichten ins Gegenteil.
Innozenz wies seine Prediger an, sich wie die Ket¬zer zu verhalten, sich in
Lumpen zu kleiden und auf Reisen Predigten zu halten und Streit¬gespräche zu
führen. Auf diese Weise, nämlich aus einem Versuch, die Katharer nach Rom zu
»konvertieren«, wurden die Dominikarier geboren. Die Katharer freilich waren
nicht überzeugt. Aus diesem Grund mußte der Papst sie alle töten.
Man setzte dieselbe Maschinerie wie bei allen Kreuzzügen in
Gang: der Befehl des obersten Monarchen an seine Lehnsherren; die Garantie
persönlicher Gnade durch einen Waffengang, und diesmal gar nicht nur die bloße
Aussicht, sondern die Gewißheit, plün¬dern zu dürfen. Im Frühling 1209 begann
die Kreuzzugsarmee, angeführt vom Abt von Citeaux, den Angriff auf die
kleineren Städte, in denen die pazifistischen Ketzer lebten. Es war einfach.
Vorherige päpstliche Aufrufe zum Kreuzzug hatten immer zum Ziel gehabt, die
Herrschaft über das Heilige Land zu erlangen. Das Töten ergab sich eher
zufällig. Doch dieser Kreuzzug war kein Krieg um Land; diejenigen, die sich
nicht bekehren ließen, sollten ausgeschaltet werden. Der Massenmord war das
einzig mögliche Ziel. Ketzerei war Verrat an Gott, und der Papst war Gottes
Stellvertreter auf Erden. »Papa est Deus«, und die Strafe dafür, die Macht des
Papstes im Himmel abzustreiten, waren Tod, Beraubung und die Bestrafung der ketzerischen
Nachkommen.
Am 22. Juli 1208 wurde Beziers angegriffen. » Unsere Armeen
verschonten weder Rang noch Geschlecht noch Alter ... «, jubelte der Abt von
Citeaux in einem Brief an den Papst. » Und so ließ die göttliche Rache ihrer
wundersamen Wut ihren Lauf. « Ein Einwohner von Toulouse, das 1229 von
antikatharischen Kreuzrittern belagert wurde, sah es etwas anders. »Rom, du
hast den Sarazenen wenig angetan, aber du hast Griechen und Lateiner
massakriert. Im Höllenfeuer und im Ruin hast du deinen Sitz, Rom.« Jeder
einzelne Ein-wohner von Beziers wurde getötet. Es heißt, daß der Abt auf die
Frage der Soldaten, wie sie es vermeiden könnten, Menschen des rechten Glaubens
zu töten, antwortete: »Tötet sie alle. Gott wird es schon selbst wissen. « Die
Strafe hieß nicht immer Tod. Als der Bischof von Toulouse eine Predigt hielt,
in der er die Orthodoxen als Schafe und die Ketzer als Wölfe beschrieb, wurde
er von einem einstigen Ketzer unterbrochen, dem die Nase abge¬schnitten und die
Augen ausgestochen worden waren. »Habt Ihr jemals einen Wolf gese¬hen, der von
einem Schaf so gebissen wurde?« fragte er.
Der Süden wurde in den bewaffneten Widerstand getrieben, und
der Kreuzzug wurde ein schier endloser Schrecken, der schließlich zwanzig Jahre
andauerte. »In welchem Buch, Rom, findest du, daß man Christen töten soll?«
Der Kinderkreuzzug
D
er Glaube an heilige Armut war nicht auf die Katharer
beschränkt. Als der Handel besonders in Nordfrankreich und Westdeutschland
zunahm, entstand eine neue Klasse der Landarmen. Überbevölkerung, die Abholzung
von Wäldern und Ebenen zur Bepflanzung, der Wechsel von leibeigener
Knechtschaft zur bezahlten Arbeit und die stei¬genden Steuern der Armen — all
dies schuf eine Masse von Nichtsbesitzenden.
In dieser Situation konnte es geschehen, daß sich Menschen
gegen den Reichtum der Kirche wandten und auch gegen den Glauben, daß Armut und
Seligkeit miteinander ver-knüpft seien. Und der alte Glaube der Tafuren, daß es
die Armen seien, die das Heilige Grab dereinst retten würden, trat immer wieder
zutage. Es bestand jedoch ein großer Unterschied zwischen dieser Auffassung von
Armut und der der Tafuren; die neue Auf¬fassung Auf¬fassung schloß die
Vorstellung ein, daß ein wahrer Kreuzzug friedlich sein müsse. DieMacht Gottes
würde ihr Schwert sein, und ein anderes brauche man nicht. Ein Christen¬tum des
Volkes kümmere sich im Gegensatz zur päpstlichen Tyrannei um die Niederen und
Unschuldigen. Das ist der Grund, warum Mitte des dreizehnten Jahrhunderts die
Legen¬de des Kinderkreuzzuges entstand.
Tatsächlich wurde eine Anzahl einzelner Berichte von armen
Leuten und »Straßenkin-dem« vom Land, die wie frühe Hippies durch Europa zogen,
zu einer herzerweichenden Geschichte von Kindern zusammengefügt, die in der
Hoffnung, Jerusalem zu erobern, los-marschierten und schließlich starben oder
als Sklaven verkauft wurden, bevor sie dort ankamen. Die meisten derartigen
Gruppen lösten sich einfach auf oder gerieten in den Kreuzzug gegen die
Katharer; einige als Pilger Verkleidete zogen bis nach Genua und hoff¬ten, dort
ein Schiff zu finden, das sie umsonst ins Heilige Land bringen würden. Sie
fan¬den keines. Es gibt eine Geschichte, derzufolge eine Gruppe in Marseille
sieben Schiffe fand, von denen jedoch zwei sanken und die anderen fünf nach
Nordafrika segelten, wo die Passagiere als Sklaven verkauft wurden. Es ist die
Geschichte »von einem Mann, der einen Mann kennt, der sagt... «
Was dieser Geschichte Bedeutung verleiht, ist ihr immenser
Appell an die Phantasie Europas, damals wie heute. Das revolutionäre Ziel, das
die Kreuzzüge angeregt hatte, brachte die Menschen dazu, die Welt in moralischen
Begriffen zu sehen. Es hatte eine neue Form tyrannischer Autorität geschaffen —
die neue päpstliche Macht —, hatte aber auch die öffentliche Kritik geschaffen,
mit der eben diese Autorität beurteilt wurde.
Der Tod Innozenz
p
apst Innozenz, der vom Vierten Kreuzzug im Stich gelassen
worden war, erwartete immer noch, daß die Rückgewinnung der Grabeskirche zum
krönenden Akt seiner Gründung einer päpstlichen Oberherrschaft über alle Könige
des Christentums werden würde. Doch er brauchte einen neuen Kreuzzug noch aus
einem anderen Grund. Solange die Menschen auf Kreuzzug gingen, unterstanden sie
seiner Herrschaft. Ende 1213 mach¬te sich Innozenz daran, die gesamte
Christenheit zu einem Kreuzzug zu bewegen.
In ganz Europa wurden monatliche Prozessionen durchgeführt,
um Gott anzurufen, bei der Übernahme des Heiligen Landes zu helfen. Die
Prediger gaben das Kreuz nicht nur an kampftüchtige Männer, sondern auch an
Alte und Blinde, an Kinder und Leprakranke. Eine Art Informationsministerium
wurde in der päpstlichen Kurie eingerichtet, um die Kampagne zu organisieren.
Innozenz benutzte nun die Rekrutierung von Kreuzrittern als Mittel, um alle
Bande, die die Gesellschaft zusammenhielten, zu durchtrennen und diese durch
allein jene Bande zu ersetzen, die von jedem einzelnen zum Papst führten. Er
hatte bereits für den Vierten Kreuzzug das Dekret erlassen, daß Ehemänner nicht
mehr die Zustimmung ihrer Frauen brauchten, um auf den Kreuzzug zu gehen. Nun
erklärte er, daß die Menschen das Kreuz nehmen sollten, ohne erst ihre
Feudalherren zu fragen. Gleich¬zeitig schlug er denjenigen, die die Katharer
bekämpften, die Tore des Himmels vor der Nase zu. Ihre Privilegien wurden
ausgesetzt, damit sie nicht diesen neuen Anstrengungen entgegenwirkten. 1215
rief er in den Lateranpalast ein Konzil ein. Es war das erste uni¬verselle
Konzil der lateinischen Kirche — das Machtgefüge des Christentums unter dem Papst,
der nun die purpurne Robe eines byzantinischen Kaisers trug. Es waren
Vertreteraus jedem Teil der Christenheit, unter anderem achthundert Äbte,
Priore und Vertreter klösterlicher Institutionen sowie Gesandte der Könige.
Hier wurden Gesetze verabschiedet, die die diktatorische
Herrschaft des Papstes bestätigten. Ketzerei wurde juristisch definiert, und
die Macht der Bischöfe, den Glauben der Menschen zu prüfen und diejenigen zu
ruinieren, die sich nicht einfügten, wurde neu umrissen. Juden mußten bestimmte
Kleider tragen. Neue Steuern wurden erhoben. Und die Regeln eines Kreuzzuges
wurden niedergeschrieben. Eine der Regeln bestätigte ein päpstliches Dekret,
das zu Beginn von Innozenz Herrschaft erlassen worden war: daß jedermann, der
einen Kreuzfahrer ausstattete, dieselbe Absolution erhielt, als würde er selbst
am Kreuzzug teilnehmen. Der Papst sah im Kreuzzug an sich keinen besonderen
Wert. Was zählte, war die Unterwerfung unter die Kreuzzugsideologie. Um diese
zu för¬dern, war er bereit, die Vergebung der Sünden zu verkaufen.
Doch Innozenz sollte seinen letzten Kreuzzug nicht mehr
erleben. Er starb 1216. Die Kreuzzüge, die er angeregt hatte, hatten
wahrscheinlich mehr Menschen getötet, als alle vorherigen Kreuzzüge zusammen.
Doch nicht ein einziger seiner Kreuzritter hatte mosle¬misches Gebiet betreten.
Ihre Opfer waren allesamt Christen gewesen.
Der Kreuzzug nach Damiette
I
nnozenz mochte tot sein, doch der Kreuzzug, den er ins Leben
gerufen hatte, war bereit, loszuziehen. Die Frage war nur, wohin? Akkon, das
Herz der übriggebliebenen christ¬lichen Enklave, die »das Königreich Jerusalem«
genannt wurde, war zum wichtigsten Hafen im östlichen Mittelmeer geworden und
unterhielt beste Beziehungen zu seinen syri¬schen Nachbarn. Tatsächlich kamen
die Lateiner hier besser mit den Moslems zurecht als mit den syrischen Christen
oder untereinander. Es war eine Stadt der Kaufleute, Händler und solcher, die
es hierher verschlagen hatte — eingeschlossen viele Verbrecher, die zur Buße
auf Pilgerreise ins Heilige Land geschickt worden waren.
Der Herrscher von Ägypten, Al-Kamil, pflegte ebenfalls gute
Beziehungen zu den Chri¬sten; es gab dreitausend europäische Kaufleute in
Ägypten. Doch die italienischen Kauf¬leute hatten beschlossen, daß die Zeit
gekommen sei, die Herrschaft über Alexandria zu übernehmen, so wie Venedig
Konstantinopel übernommen hatte; dafür gedachten sie die Kreuzfahrer einzuspannen.
Im Jahre 1216 zogen sie aus Alexandria aus, begaben sich nach Akkon und
warteten.
Zwei Jahre später kamen die Kreuzritter, die auf Innozenz
letzten Aufruf reagiert hat¬ten, in Akkon an. Sie stellten fest, daß ihre
Dienste dort nicht wirklich gefragt waren. Doch, so sagte man ihnen, wenn sie
Ägypten angriffen, könnten sie die Macht Ayubids brechen und die ägyptische
Flotte vom Meer vertreiben. Und dann konnten sie ja Jerusa¬lem einnehmen, oder?
Im Mai segelten die Kreuzritter gehorsam nach Damiette an
der Ostseite des Nildeltas; im August gelang es ihnen, den Hafen der Stadt
einzunehmen. Saladins Bruder Al-Adil, der sich zum Oberherrn aller Länder, die
Saladin beherrscht hatte, gemacht hatte, bekam einen solchen Schreck, daß er
starb. Sein Sohn Al-Kamil, der bereits Herr von Ägypten war, wurde zum alles
regierenden Sultan, und sein Bruder Al-Mu'azzam wurde Herrscher von Syrien.
Etwa um diese Zeit kam Verstärkung aus Frankreich, England, Spanien und
Italien, gemeinsam mit dem päpstlichen Vertreter, einem spanischen Kardinal
namens Pelagius. Er übernahm den Befehl bei der Belagerung Damiettes.
Sie war von Anfang an schlecht organisiert, schlecht
befehligt, und viele Kreuzritter gin¬gen. Noch viel mehr starben an
Krankheiten. In der belagerten Stadt sah es nicht viel besser aus, und die
Ayubid-Brüder beschlossen, daß dieser Krieg den Ärger nicht wert war.
Al-Mu'azzam riß im Vorgriff auf ein Abkommen die Mauern von Jerusalem und die
Hauptfe-stungen Syriens nieder. Dann bot Al-Kamil den Christen die Rückgabe des
gesamten einsti¬gen Königreichs Jerusalem außer Transjordanien, für das er eine
Entschädigung von 30.000 Bezants zu zahlen bereit war. Der Kreuzzug hatte
seinen Zweck erfüllt. Doch Pelagius war gekommen, um zu kämpfen, nicht um zu
verhandeln! Die Belagerung ging weiter.
Im August gewann Al-Kamil eine Schlacht und zerstörte die
christliche Armee beina¬he; danach machte er ein noch besseres Angebot. Er
werde nicht nur das ehemalige König¬reich zurückgeben, sondern auch die Mauern
von Jerusalem wieder aufbauen und ihnen das Wahre Kreuz zurückgeben. Alles, was
er wollte, war das Recht, Transjordanien zu behalten, ohne das er von Syrien
abgeschnitten war. Wieder sagte Pelagius nein.
Worauf wollte er hinaus? Viele Kreuzritter waren verwirrt.
Doch vom Standpunkt eines Geschäftsmannes aus spielte Jerusalem keine Rolle. Es
war wirtschaftlich bedeu¬tungslos. Einziges Ziel dieses Krieges war doch,
Ägypten zu erobern und die Kontrolle über Alexandria zu erlangen, einen der
größten Häfen des Mittelmeers.
Pelagius war Verbündeter der Kaufleute, als er die
Friedensbedingungen ablehnte, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Für ihn, für
Rom und für viele Lateiner konnte es niemals Frieden mit den »Ungläubigen«
geben. Jerusalem würde immer in Gefahr sein, solange Ägypten moslemisch war;
tatsächlich war überhaupt jeder Moslem eine Bedro¬hung. Der Kreuzzug war eine
Institution und eine Ideologie geworden; ob er sich nun gegen Ketzer oder gegen
Ungläubige richtete — er war seiner Natur nach endlos.
In allen anderen Punkten waren sich Pelagius und die Männer
aus Akkon uneinig, und er wurde allgemein für starrköpfig und dumm gehalten.
Diese Meinung wurde noch bestärkt, als er seine Armee vollends in die
Katastrophe führte. Er marschierte gen Kairo und lagerte in einer flutgefährdeten
Gegend am Nil. Al-Kamil zerstörte die Flutdämme.
Pelagius selbst fand ein Schiff und entkam den Wassern, die
seine Armee einkesselten, wobei er den Großteil ihrer Nahrungsmittel und der
medizinischen Güter mitnahm.
Al-Kamil war großzügig. Er erklärte den Resten des
Kreuzzuges, daß sie einen fünf¬jährigen Friedensvertrag, das Wahre Kreuz und
ihre gefangenen Kameraden zurückhaben konnten. Sie müßten einfach nur fortgehen
und fortbleiben. Doch er konnte die tiefsit¬zende Feindseligkeit der Christen nicht
beseitigen. Und als er nach dem Wahren Kreuz schickte, um es zurückgeben zu
können, konnte es niemand finden.
Stupor Mundi
R
om war nun in weniger als zwanzig Jahren zweimal gedemütigt
worden; der eine Kreuzzug ins Heilige Land war außer Kontrolle geraten,. der
nächste war lächerlich gemacht worden. Ein Franzose, Guillaume le Clerc,
schrieb, daß » jeder zu Recht sagt, wir hätten die Stadt wegen der päpstlichen
Gesandten, die die Christen regierten und anführ¬ten durch Dummheit und Sünde
verloren... Rom sollte für den Verlust von Damiette schwer gedemütigt werden. «
Nicht jeder teilte Roms Begeisterung für den ständigen Kampf
gegen die Ungläubigen, und die Tatsache, daß ein Kreuzzugsgelübde Geld kostete
(das Geld, um einen Soldaten auszustatten) war für viele auch nicht von Pappe.
Menschen, die niemals in der Lage sein würden, auf einen Kreuzzug zu gehen,
waren gedrängt worden, das Kreuz zu nehmen —und anschließend dann zur Kasse
gebeten worden.
»Auf diese Weise ruinieren die weltliche Justiz und das
kirchliche Urteil die Alten, die Schwachen und diejenigen, die das Kreuz unter
festgelegten Bedingungen nahmen... Dieser Skandal hat die Predigt (des
Kreuzzuges) in einem Ausmaß beeinflußt, daß, wenn sie (die Kleriker) die
Absolution durch das Kreuz erneut predigen, ihr Erfolg unsicher ist, wenngleich
sicher ist, daß sie reichlich Beleidigungen erhalten werden. «
Friedrich II., der Heilige Römische Kaiser und Herrscher
über Süditalien, war jedoch begeistert von der Idee, auf den Kreuzzug zu gehen.
Er hatte die Macht und das Geld dazu und hatte das Kreuz bei seiner Krönung im
Jahre 1215 genommen — eine Geste, die seine eigenen Gefolgsleute erstaunt
hatte. Innozenz hatte ihn ignoriert: Er wollte keine Könige auf seinen
Kreuzzügen; sie waren eine Bedrohung seiner eigenen Autorität. Innozenz
Nachfolger Honorius III. jedoch beschloß, daß Friedrich genau der richtige Mann
für diese Aufgabe sei. Papst Honorius brauchte einen erfolgreichen Kreuzzug, um
die Erinne¬rung an das, was in Damiette geschehen war, auszulöschen. Honorius
war mit bemer¬kenswerter Zuverlässigkeit Experte darin, andere Menschen falsch
einzuschätzen.
Friedrich war wirklich wild auf den Kreuzzug, doch auf seine
eigene Art. Er unter¬stützte sicherlich nicht die Ideologie der Päpste. Er
verschwendete keinen Gedanken an den ewigen Krieg und die Vernichtung des
Islam. Er wollte in Jerusalem regieren, weil er der Kaiser war, der Herrscher
der Christenheit, und Jerusalem war das magische Herz sei¬nes Universums. Er
würde niemals die Vorstellung übernehmen, daß der Papst sein Herr sei, mit
Rechten über ihn und seine Untertanen. Seine Ansprache an neue Gefolgsleute
ver¬deutlicht seine Denkart: »Denkt daran, wie der Römische Kaiser in alten
Zeiten mit Hilfe seiner Soldaten, die ihm bis in den Tod treu ergeben waren,
die ganze Welt beherrschte. «
Friedrich war so wild darauf, daß er Papst Honorius
erfolgreich überredete, jeden zu exkommunizieren, der den Schwur geleistet
hatte und nicht bis zum 24. Juni 1220 losge¬zogen sei. Leider war Friedrich
selbst einer derjenigen, die nicht bis 1220 losgezogen waren. Tatsächlich war
er viel zu beschäftigt, um überhaupt loszuziehen. Honorius übte immer mehr
Druck auf ihn aus, als der Kaiser um einen Aufschub nach dem anderen bat.
Schließlich willigte Friedrich ein, daß er am 15. August 1227 ganz gewiß und
sicher los¬gehen und das Heilige Land retten wolle und für die ganze Armee
allein bezahlen werde, mit der Gewißheit, exkommuniziert zu werden, falls er
eben doch nicht ginge. Einstwei¬len heiratete er die Königin von Jerusalem.
Fünf .Monate vor dem Abreisedatum starb Honorius. Sein
Nachfolger, Gregor IX., war ein sehr viel umsichtigerer Mann, dem Friedrich
allerhand Kopfzerbrechen machte. Der Kaiser schickte seine Flotte Mitte August
los und reiste einige Tage später hinterher —krank. Er mußte schwer krank nach
Italien zurückkehren. Gregor exkommunizierte ihn prompt und machte die glühende
Verdammung eines Kaisers bekannt, den er als äußerst gefährlich ansah. Ein
Exkommunizierter konnte natürlich keinen Kreuzzug anführen.
Friedrich wurde bis zum Frühling wieder gesund. Unterdessen
war ein Bote von Al-Kamil angekommen, der um Friedrichs Hilfe gegen seinen
Bruder Al-Mu'azzam bat, welcher sei¬ner Ansicht nach versuche, ihm das Sultanat
wegzunehmen. Al-Kamil bot Friedrich als Gegenleistung für seine Unterstützung
die Heilige Stadt an. Friedrich sah die Gelegenheit für einen diplomatischen
Coup und machte sich auf den Weg zu seinem Königreich im Osten.
Zum ersten Mal wurde ein Kreuzzug gegen den Willen des
Papstes von einem weltli¬chen Herrscher organisiert. Gregor tobte vor Wut und
beschuldigte ihn aufs neue mit glühenden Worten. Friedrich hatte seine
Autorität im Kern angegriffen. Doch Friedrich war auch ein sehr ungewöhnlicher
Christ.
Es war ungewöhnlich, einen europäischen Herrscher zu
treffen, der sechs Sprachen sprach, unter anderem Arabisch, der den Koran
gelesen hatte und die Philosophie ebenso wie die Naturwissenschaften liebte. Es
war ungewöhnlich, einen Europäer zu treffen, der seine Frau in einen Harem
steckte, sich offen erotischen Ausschweifungen hingab und nicht zögerte,
unglaubliche Kommentare über Moral und Religion abzugeben. Er war für-wahr ein
Produkt Siziliens, jener Kulturmischung, die durch die normannische Eroberung
des elften Jahrhunderts entstanden war.
Für die Europäer war er stupor mundi, das Erstaunen der
Welt.
Islamische Beobachter, die ihn sagen hörten, daß der Kalif
ein Nachkomme des Pro¬pheten, während der Papst auf einem Misthaufen gefunden
worden sei, befanden, daß er ein Atheist sein müsse. Es stimmt, daß er bei
seiner Verfolgung der Ketzer ziemlich ener¬gisch durchgriff, doch dies tat er
wahrscheinlich aus denselben Gründen, aus denen er Gil¬den und Versammlungen
von Stadtbürgern auflöste: Er mochte die Vorstellung nicht, daß Leute aus dem
Volk ihre eigenen Regeln aufstellten.
Friedrich und Jerusalem
A
ls Friedrich in Akkon ankam, stellte er fest, daß sich die
Situation geändert hatte. Al-Mu'azzam war gestorben, und Al-Kamil brauchte
seine Hilfe nicht mehr. Fried¬rich mußte Al-Kamil bitten: »Ich bin Euer Freund.
Ihr wart es, der mich zu dieser Reise gedrängt hat. Der Papst und alle Könige
des Westens wissen nun von meiner Mission. Wenn ich mit leeren Händen
zurückkomme, werde ich viel Ansehen verlieren. Darum gebt mir, um Himmels
willen, Jerusalem, damit ich mein Gesicht nicht verliere!«
Al-Kamil hatte so wenig Interesse am Heiligen Krieg wie
Friedrich, doch er befand sich in einer unangenehmen Lage: »Auch ich muß mich
nach der Meinung anderer richten. Wenn ich Euch Jerusalem übergebe, könnte es
nicht nur zur Verdammung meiner Hand¬lungen durch den Kalifen führen, sondern
auch zu einem religiösen Aufstand, der meinen Thron bedrohen würde. « Friedrich
wurde angedeutet, daß der einzige Ausweg aus dieser Situation eine
Machtdemonstration sei. Wenn Al-Kamil gezwungen würde, Jerusalem auf¬zugeben,
um ein Blutvergießen zu vermeiden, könnte er sein Gesicht wahren. Und so
mar¬schierte Friedrich im November 1228 an der Spitze seiner Armee von
dreitausend Män¬nern los, und Al-Kamil führte daraufhin eine Scharade der
Verhandlungen auf.
Am 18. Februar 1229 wurde Jerusalem den Franken
zurückgegeben, ohne daß ein Tropfen Blut vergossen worden war. Das Abkommen
galt für zehn Jahre und schloß Bethlehem und einige andere Orte zwischen der
Heiligen Stadt und der Küste ein. Der Fel¬sendom und die Al-Aksa-Moschee
sollten in moslemischen Händen bleiben. Die Grabes¬kirche gehörte wieder den
Christen.
Friedrich ging nach Jerusalem und sah sich die Stadt an. Der
qadi von Nablus war sein Führer in den moslemischen Schreinen und sah zu, wie
Friedrich einen christlichen Prie¬ster hinauswarf, der die Al-Aksa-Moschee
betreten wollte. Am nächsten Morgen traf der qadi den Kaiser wieder.
Gebeten?< — >Dieser bescheidene Sklave<, antwortete
ich, >hielt sie aus Respekt vor Eure Majestät davon ab.< — >Du hast
falsch gehandelt<, sagte er. >Der Hauptzweck, weswegen ich die Nacht in
Jerusalem verbracht habe, war, um den Gebetsruf eines Muezzins zu hören.<«
Friedrich war entschlossen, in der Grabeskirche neu gekrönt
zu werden. Er war zwar exkommuniziert, aber Friedrich brauchte keinen Papst, um
seine Handlung zu rechtferti¬gen. Er erklärte: »Pa ßt auf, nun ist der Tag der
Rettung!«, und gab der Welt bekannt, daß er zwischen Gott und den Menschen
stehe. Er krönte sich selbst in einem Akt von mes¬sianischer Bedeutung. Die
Krönung schien den mystischen Prophezeiungen zu entspre¬chen, die vom Kommen
des »Letzten Kaisers« sprachen, der Jerusalem gewinnen und den Osten und Westen
unter seiner Herrschaft vereinigen werde.
Am folgenden Tag kam die Nachricht, daß der Patriarch in
Akkon ein Interdikt über Jerusalem verhängt, also alle kirchlichen
Amtshandlungen untersagt hatte. Alle Gottes¬dienste in der Stadt waren damit
verboten. Man behauptete, daß Friedrich nicht der Letz¬te Kaiser, sondern der
Antichrist sei.
Der Aufstand war auf beiden Seiten heftig. Die Templer und
Johanniter stimmten dem Patriarchen und dem Papst zu, daß der Zweck eines
Kreuzzuges sei, das Blut der »Ungläu¬bigen« zu vergießen, nicht, mit ihnen
Abkommen zu schließen. Der Frieden war nicht der Preis, den man für das
Zurückbekommen der Grabeskirche zahlen wallte. Die religiösen Moslems wiederum
fühlten sich von Al-Kamil ganz und gar betrogen — und Al-Nisir, Al-Mu'azzams
Nachfolger in Damaskus, bestärkte sie noch darin.
Friedrich kehrte nach Hause zurück und mußte feststellen,
daß der Papst eine Invasion seines Reiches anvezettelt hatte, und er mußte die
Armeen, die zu diesem Zweck zusam-mengetrommelt waren, aus dem Land verjagen.
Sobald er weg war, verwandelten die Kauf-leute und Freiherren von Akkon die
Stadt in eine sich selbst verwaltende Kommune, um sich seiner absolutistischen
Herrschaft zu entziehen. Friedrich hatte nichts erreicht, außer die wahre Natur
der Kreuzzugsbewegung deutlich zu machen. Es ging um Blutvergießen und um die
Macht des Papstes. Jerusalem war nur ein möglicher Zusatzgewinn.
Zehn Jahre später versuchte Friedrich, seine Macht bis über
Norditalien hinaus auszu-dehnen, und Papst Gregor exkommunizierte ihn nicht nur
erneut, sondern rief auch zu einem Kreuzzug gegen ihn auf. Den Kriegern, die
gegen den Kaiser kämpften, winkten die¬selben Ablässe wie denen, die das
Heilige Land verteidigten. Der Heilige Krieg wurde damit nicht nur gegen einen
Mann ausgerufen, der keineswegs ein »Ungläubiger« war: Er war auch kein Ketzer
— Friedrich wurde dieser Vorwurf nie gemacht —, sondern einfach ein politischer
Feind des Papstes.
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