Mittwoch, 5. August 2015

Weitwanderweg in den Kitzbüheler Alpen


Weitwanderweg in den Kitzbüheler Alpen

Author D.Selzer-Mckenzie

Video: http://youtu.be/t24UYGnYLyY

108 Kilometer Strecke, 6750 Höhenmeter, sechs Etappen, das sind die Kennzahlen des „KAT-I/Valks". Stefan Herbke (Text und Fotos) hat den neuen Weitwanderweg um Kitzbühel unter die Füße genommen.

 

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ört doch mal!" Abrupt hält Elke inne. „Eben haben wir noch den Bach gehört, und jetzt lauschen wir nur den Vogelstimmen, schauen raus aus dem Wald auf einen tief¬blauen Himmel, auf fette Wiesen mit leuchtend gelben Blumen - was kann es Schöneres geben?" Recht hat sie, die Tiro¬ler Bergwanderführerin, die eine Gruppe

 

Weitwanderer auf der ersten Etappe des KAT-Walks begleitet. Die Bilderbuchidylle ringsum hätte man fast übersehen, zu sehr war jeder noch mit sich und seinen Gedan¬ken beschäftigt. Gerade erst ist man losge¬laufen, vorbei an der großen Hopfgartner Barockkirche, die wegen ihrer beiden Tür¬me auch Dom des Brixentals genannt wird, hat den Trubel hinter und unter sich

 

gelassen und war mit der Suche nach sei-nem Gehrhythmus beschäftigt.

Die Etappe von Hopfgarten in die Kelchs¬au bildet den Auftakt einer sechstägigen Wanderung durch die Kitzbüheler Alpen, die Georg Pawlata ausgetüftelt hat und die man seit dem Sommer 2014 erwandern kann. Der Bergführer und Geografbeschäf-tigt sich seit über zehn Jahren Mit dem Thema und kennt das Erfolgsrezept einer er-folgreichen Mehrtagestour: „Gut funktio¬nieren Weitwanderwege, die mit maximal mittelschweren, überwiegend jedoch leich¬ten Wegen und Übernachtung im Tal auch für einen durchschnittlich trainierten Wan¬derer machbar sind So wie der Kitzbüheler Alpen Trail (KAT), der zudem noch recht komfortabel ist, vorausgesetzt man bucht einen Gepäcktransport dazu - auf den Etappen ist man dann nur mit leichtem Tagesrucksack unterwegs.

Üppige Wiesen unter einem tiefblauen Himmel begleiten den Weg über die Ter-rasse des Penningbergs. Eine Bilderbuch-landschaft, auch wegen der stattlichen Höfe in den Wiesen. „Allein in Hopfgarten gibt es zehn Erbhöfe", weiß Elke Henke zu berichten und zeigt beim "Rehaber" auf die bronzene Tafel mit dem Tiroler Adler. „Eine Auszeichnung, die nur Höfen verlie-

Üppige Wiesen unter tief-

blauem Himmel begleiten den

Weg über den Penningberg.

hen wird, die seit mehr als 200 Jahren in erster oder zweiter Linie im Familienbesitz sind Ein typisches Merkmal aller Höfe ist der hölzerne Glockenturm auf dem Dach¬first. „Die dienten früher als Verständi-

 

gungsmittel", erklärt Elke, „da gab's kein Te¬lefon, nur die Glocken, mit denen die Bäue¬rin zu den Mahlzeiten geläutet hat:'

Die erste Etappe des KAT-Walks ist ide¬al, um langsam in den neuen Rhythmus zu finden. Kurze Anstiege wechseln sich ab mit flachen Passagen, die Landschaft ist lieblich und der Ausblick umfassend ¬selbst das Kitzbüheler Horn, das am fünf¬ten Tag auf dem Programm steht, sieht man bereits. Vorbei an der wochenends bewirt¬schafteten Haagalm wandert man weiter zum Fuchswirt in der Kelchsau. Der urge¬mütliche Gasthof mit seinen sieben unter¬schiedlich eingerichteten Zimmern steht - inmitten eines Ensembles besonders prachtvoller Holzhäuser. Im kleinen Bier¬garten sitzt man unter einer schattenspen¬denden Kastanie und kann sich keinen schöneren Platz vorstellen, um den Auftakt der Tour ausklingen zu lassen.

Ganz ohne Anstrengung ist der KAT-Walk dann doch nicht zu schaffen, das zeigt deutlich Etappe zwei über den Lod-ron. Knapp 1200 Höhenmeter Aufstieg sind zu bewältigen, fast ebenso viel bergab zum Gasthaus Steinberg im Windautal - und das ohne offizielle Einkehr auf der Strecke. Außer man fragt nett, etwa auf der Unteren Lärchenbergalm bei Sepp Kahn. Der ver- körpert mit seinem dichten, leuchtend weißen Bart den Idealtypus eines Senners. Mit ihm auf der Alm sind zehn Kühe, 20 Stück Jungvieh, fünf Kälber sowie ein paar Schweine und Ziegen. Gefüttert wird das, was auf der Alm wächst, im Einklang mit der Natur. „Heute heißt's Bio", erzählt er schmunzelnd. Vormittags hat er allerdings keine Zeit für die Gäste, da muss er die ge¬rade gemolkene Milch verarbeiten. Sepp genießt diese Stunden: „Beim Käsen kann man die Gedanken schweifen lassen, da fällt mir so viel ein: Das Ergebnis: sechs Bü¬cher, vom Krimi bis zu witzig-ironischen Kurzgeschichten, die der Almliterat in den letzten Jahren veröffentlicht hat.

Am Lodron wie auch auf den folgenden Etappen über die Hinterkarscharte nach Aschau und den Pengelstein Richtung Kitz-bühel wandert man gut die Hälfte der Stre¬cke auf gleichmäßig ansteigenden Güter¬wegen, die immer wieder schöne Ausblicke erlauben. Oberhalb davon folgt man schmalen Pfaden - als Markierung dienen hier Holzpflöcke mit rot-weiß-roter Bema¬lung - durch üppig blühende Wiesen sowie Almrosen- und Moosbeerenfelder - im Spätsommer ein Schlaraffenland für Freun-de der Blaubeeren. Wer jetzt noch wissen will, wie all die Blumen heißen, der besucht

 

am fünften Tag den Alpenblumengarten unter dem knapp 2000 Meter hohen Kitz-büheler Horn. Der höchste Gipfel des KAT-Walks ist ein fantastischer Aussichtsberg, aber im Grunde nicht typisch für die Tour. Dafür sind hier einfach zu viele Leute unter¬wegs. Den langen Abstieg nach St. Johann darf man ruhigen Gewissens mit der Harschbichlbahn abkürzen - um die Knie zu schonen und die Zeit für einen Bummel

„Beim Käsen kann man die

Gedanken schweifen lassen,

da fällt mir so viel ein."

durch die kleine Fußgängerzone zu nut-zen. Mittelpunkt der Marktgemeinde ist die große Frühbarockkirche mit ihrem säulenbestellten Marmorportal, daneben stehen fotogene, mit Lüftlmalerei bemalte Barockhäuser. Schön anzuschauen, von unten und von oben, vom 27 Meter hohen Türm der Brauerei Huber. Von hier aus hat man alles im Blick - die Kitzbüheler Alpen mit ihrem Horn und den gegenüberliegen¬den Kalkstein, das Ziel der letzten und längsten Etappe.

 

Hunderte, vielleicht auch Tausende Gril¬len veranstalten mit ihrem Zirpen ein unbe-schreibliches Konzert beim Anstieg. Oben auf der ausgedehnten Hochebene der Kalk-steinalm macht der KAT-Walk seinem Na¬men noch einmal alle Ehre - man wandert wie über einen überdimensionalen Lauf¬steg. Der Abstieg von der bewirtschafteten Winterstelleralm folgt schmalen Pfaden, die erst bei der Jausenstation Eiblberg ober¬halb von Fieberbrunn enden - mit dem dunklen Holz, den Geranien am Balkon und der kleinen Sonnenterrasse eine Einkehr wie aus dem Bilderbuch. Die KAT-Walker, die seit dem Sommer 2014 hier vorbeikom¬men, erkennt Chefin Monika sofort. Einer¬seits weil sie bei Start am Sonntag in Hopf-garten freitags gegen 16 Uhr den Eiblberg erreichen, andererseits auch am Strahlen in den Augen. Oder um es mit den Worten von Elke zu sagen: „Es ist immer wieder schön, wenn du mit den Leuten heimkommst und das Lächeln in deren Gesichtern siehst ¬genau so soll es sein:

 

 

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