Weitwanderweg in den Kitzbüheler Alpen
Author D.Selzer-Mckenzie
Video: http://youtu.be/t24UYGnYLyY
108 Kilometer Strecke, 6750 Höhenmeter, sechs Etappen, das
sind die Kennzahlen des „KAT-I/Valks". Stefan Herbke (Text und Fotos) hat
den neuen Weitwanderweg um Kitzbühel unter die Füße genommen.
H
ört doch mal!" Abrupt hält Elke inne. „Eben haben wir
noch den Bach gehört, und jetzt lauschen wir nur den Vogelstimmen, schauen raus
aus dem Wald auf einen tief¬blauen Himmel, auf fette Wiesen mit leuchtend
gelben Blumen - was kann es Schöneres geben?" Recht hat sie, die Tiro¬ler
Bergwanderführerin, die eine Gruppe
Weitwanderer auf der ersten Etappe des KAT-Walks begleitet.
Die Bilderbuchidylle ringsum hätte man fast übersehen, zu sehr war jeder noch
mit sich und seinen Gedan¬ken beschäftigt. Gerade erst ist man losge¬laufen,
vorbei an der großen Hopfgartner Barockkirche, die wegen ihrer beiden Tür¬me
auch Dom des Brixentals genannt wird, hat den Trubel hinter und unter sich
gelassen und war mit der Suche nach sei-nem Gehrhythmus
beschäftigt.
Die Etappe von Hopfgarten in die Kelchs¬au bildet den
Auftakt einer sechstägigen Wanderung durch die Kitzbüheler Alpen, die Georg
Pawlata ausgetüftelt hat und die man seit dem Sommer 2014 erwandern kann. Der
Bergführer und Geografbeschäf-tigt sich seit über zehn Jahren Mit dem Thema und
kennt das Erfolgsrezept einer er-folgreichen Mehrtagestour: „Gut funktio¬nieren
Weitwanderwege, die mit maximal mittelschweren, überwiegend jedoch leich¬ten
Wegen und Übernachtung im Tal auch für einen durchschnittlich trainierten
Wan¬derer machbar sind So wie der Kitzbüheler Alpen Trail (KAT), der zudem noch
recht komfortabel ist, vorausgesetzt man bucht einen Gepäcktransport dazu - auf
den Etappen ist man dann nur mit leichtem Tagesrucksack unterwegs.
Üppige Wiesen unter einem tiefblauen Himmel begleiten den
Weg über die Ter-rasse des Penningbergs. Eine Bilderbuch-landschaft, auch wegen
der stattlichen Höfe in den Wiesen. „Allein in Hopfgarten gibt es zehn
Erbhöfe", weiß Elke Henke zu berichten und zeigt beim "Rehaber"
auf die bronzene Tafel mit dem Tiroler Adler. „Eine Auszeichnung, die nur Höfen
verlie-
Üppige Wiesen unter tief-
blauem Himmel begleiten den
Weg über den Penningberg.
hen wird, die seit mehr als 200 Jahren in erster oder
zweiter Linie im Familienbesitz sind Ein typisches Merkmal aller Höfe ist der
hölzerne Glockenturm auf dem Dach¬first. „Die dienten früher als Verständi-
gungsmittel", erklärt Elke, „da gab's kein Te¬lefon,
nur die Glocken, mit denen die Bäue¬rin zu den Mahlzeiten geläutet hat:'
Die erste Etappe des KAT-Walks ist ide¬al, um langsam in den
neuen Rhythmus zu finden. Kurze Anstiege wechseln sich ab mit flachen Passagen,
die Landschaft ist lieblich und der Ausblick umfassend ¬selbst das Kitzbüheler
Horn, das am fünf¬ten Tag auf dem Programm steht, sieht man bereits. Vorbei an
der wochenends bewirt¬schafteten Haagalm wandert man weiter zum Fuchswirt in
der Kelchsau. Der urge¬mütliche Gasthof mit seinen sieben unter¬schiedlich
eingerichteten Zimmern steht - inmitten eines Ensembles besonders prachtvoller
Holzhäuser. Im kleinen Bier¬garten sitzt man unter einer schattenspen¬denden
Kastanie und kann sich keinen schöneren Platz vorstellen, um den Auftakt der
Tour ausklingen zu lassen.
Ganz ohne Anstrengung ist der KAT-Walk dann doch nicht zu
schaffen, das zeigt deutlich Etappe zwei über den Lod-ron. Knapp 1200
Höhenmeter Aufstieg sind zu bewältigen, fast ebenso viel bergab zum Gasthaus
Steinberg im Windautal - und das ohne offizielle Einkehr auf der Strecke. Außer
man fragt nett, etwa auf der Unteren Lärchenbergalm bei Sepp Kahn. Der ver- körpert
mit seinem dichten, leuchtend weißen Bart den Idealtypus eines Senners. Mit ihm
auf der Alm sind zehn Kühe, 20 Stück Jungvieh, fünf Kälber sowie ein paar
Schweine und Ziegen. Gefüttert wird das, was auf der Alm wächst, im Einklang
mit der Natur. „Heute heißt's Bio", erzählt er schmunzelnd. Vormittags hat
er allerdings keine Zeit für die Gäste, da muss er die ge¬rade gemolkene Milch
verarbeiten. Sepp genießt diese Stunden: „Beim Käsen kann man die Gedanken
schweifen lassen, da fällt mir so viel ein: Das Ergebnis: sechs Bü¬cher, vom
Krimi bis zu witzig-ironischen Kurzgeschichten, die der Almliterat in den
letzten Jahren veröffentlicht hat.
Am Lodron wie auch auf den folgenden Etappen über die
Hinterkarscharte nach Aschau und den Pengelstein Richtung Kitz-bühel wandert
man gut die Hälfte der Stre¬cke auf gleichmäßig ansteigenden Güter¬wegen, die
immer wieder schöne Ausblicke erlauben. Oberhalb davon folgt man schmalen
Pfaden - als Markierung dienen hier Holzpflöcke mit rot-weiß-roter Bema¬lung -
durch üppig blühende Wiesen sowie Almrosen- und Moosbeerenfelder - im
Spätsommer ein Schlaraffenland für Freun-de der Blaubeeren. Wer jetzt noch wissen
will, wie all die Blumen heißen, der besucht
am fünften Tag den Alpenblumengarten unter dem knapp 2000
Meter hohen Kitz-büheler Horn. Der höchste Gipfel des KAT-Walks ist ein
fantastischer Aussichtsberg, aber im Grunde nicht typisch für die Tour. Dafür
sind hier einfach zu viele Leute unter¬wegs. Den langen Abstieg nach St. Johann
darf man ruhigen Gewissens mit der Harschbichlbahn abkürzen - um die Knie zu
schonen und die Zeit für einen Bummel
„Beim Käsen kann man die
Gedanken schweifen lassen,
da fällt mir so viel ein."
durch die kleine Fußgängerzone zu nut-zen. Mittelpunkt der
Marktgemeinde ist die große Frühbarockkirche mit ihrem säulenbestellten
Marmorportal, daneben stehen fotogene, mit Lüftlmalerei bemalte Barockhäuser.
Schön anzuschauen, von unten und von oben, vom 27 Meter hohen Türm der Brauerei
Huber. Von hier aus hat man alles im Blick - die Kitzbüheler Alpen mit ihrem
Horn und den gegenüberliegen¬den Kalkstein, das Ziel der letzten und längsten
Etappe.
Hunderte, vielleicht auch Tausende Gril¬len veranstalten mit
ihrem Zirpen ein unbe-schreibliches Konzert beim Anstieg. Oben auf der
ausgedehnten Hochebene der Kalk-steinalm macht der KAT-Walk seinem Na¬men noch
einmal alle Ehre - man wandert wie über einen überdimensionalen Lauf¬steg. Der
Abstieg von der bewirtschafteten Winterstelleralm folgt schmalen Pfaden, die
erst bei der Jausenstation Eiblberg ober¬halb von Fieberbrunn enden - mit dem
dunklen Holz, den Geranien am Balkon und der kleinen Sonnenterrasse eine
Einkehr wie aus dem Bilderbuch. Die KAT-Walker, die seit dem Sommer 2014 hier
vorbeikom¬men, erkennt Chefin Monika sofort. Einer¬seits weil sie bei Start am
Sonntag in Hopf-garten freitags gegen 16 Uhr den Eiblberg erreichen,
andererseits auch am Strahlen in den Augen. Oder um es mit den Worten von Elke
zu sagen: „Es ist immer wieder schön, wenn du mit den Leuten heimkommst und das
Lächeln in deren Gesichtern siehst ¬genau so soll es sein:
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